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Das Ende Der Ausreden

Titel: Das Ende Der Ausreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Roser
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festzuhalten, entgegenzuwirken. Wenn Sie ein Dynamiker sind, könnten Sie es bewusst unterlassen, immer das letzte Wort zu haben oder den anderen die Pointe wegzuschnappen, oder Sie könnten mehrere Wochen darauf verzichten, zu erzählen, was Sie alles Tolles gemacht haben.
    Und wieder: Beobachten Sie aufmerksam (und, man kann es nicht oft genug sagen, freundlich mit sich selbst!), was daraufhin in Ihnen passiert. Wieso ist das so schwer? Wozu brauchen Sie dieses Verhalten? Was wird dadurch wie gefüttert und ruhiggestellt?
    Die Antwort hat drei Buchstaben: EGO.
    Ich bin klasse, wenn ich elegant die Kurve des Gespräches nehme und noch einen draufsetze – das werde ich, um beim letzten Beispiel zu bleiben, als Dynamiker empfinden und könnte befürchten: Sieht man mich noch, wenn ich das lasse? Das Ego schlägt warnend den Gong der bedingten Liebe. Dabei müssten Sie doch als erwachsene Person ganz fröhlich sagen können: Ob ich nun immer das letzte Wort habe – davon hängt meine Attraktivität wahrlich nicht ab. Daran, dass es Ihnen dennoch so schwerfällt, können Sie merken, wie viel mehr Sie an alten Programmen hängen, als Ihnen gemeinhin präsent ist. Natürlich haben Sie dazu jetzt aus dem Stand einige Erklärungen, die Ihnen besser gefallen. Es ist ja schließlich unterhaltsam, was Sie zu sagen haben. Und die anderen sind das ja auch von Ihnen gewohnt. Die kennen Sie ja gar nicht wieder, wenn Sie plötzlich stumm wie ein Fisch dabeisitzen.
    Letzteres ist übrigens ein beliebter Taschenspielertrick aus dem Ego-Repertoire: Wir übertreiben das neue Verhalten so sehr, dass man es gar nicht gut finden kann . Niemand hatte vorgeschlagen, dass Sie gar nichts mehr sagen sollen, es ging nur um das letzte Wort. Aber vielleicht kommt es Ihnen so vor, als ob Sie damit komplett ausgeschaltet sind. Sie finden kein neues Maß zwischen immer viel reden und gar nicht? Unser Ego ist wirklich gut gerüstet.
    In dem Perfektionisten und Gewohnheitsverbesserer könnte während seines Experiments (Fehler nicht kommentieren) der Verdacht aufkeimen: Beziehe ich mein Selbstvertrauen wirklich aus meiner Genauigkeit? Ich deute auf das Manko, also bin ich? Ganz offensichtlich ist das so. Klammer auf: Dann kann derweil keiner auf mich deuten. Klammer zu. Sonst würde ich mich erheblich leichter tun, fünf gerade sein zu lassen. Und jetzt setzen Sie also bei einer Gelegenheit, etwas richtigzustellen, aus, Sie halten sich zurück. Und fühlen sich – merkwürdig. Unangenehm eingeschränkt. Dabei steht der tatsächliche Nutzen der Verbesserung oft in keiner Relation zum Ärger, den sie bei anderen auslöst.
    Erleben Sie bewusst, wie schwer es Ihnen fällt, die Verhaltensroutine zu durchbrechen. Mental und körperlich zu spüren, wie viel Macht das Ego über unser Verhalten hat, ist Sinn und Wert des Experiments. Natürlich können wir später weiter den Besserwisser geben, davon geht die Welt nicht unter. Aber wir sollten es entscheiden können. Je öfter wir dem Drang widerstehen, ins Gewohnte zurückzuflüchten, um den unangenehmen Empfindungen zu entkommen, desto mehr setzen wir dem Diktat unserer Vergangenheit neue Gegenwart entgegen.

Alte Gespenster schlagen Alarm? Ein gutes Zeichen
    Unser ganzes Ego ist darauf angelegt, es nicht infrage zu stellen. Never change a winning team. Uns von diesem Ego zu emanzipieren, ist also eine Entscheidung, die kontraintuitiv ist, sie widerspricht der bisherigen Erfahrung und dem unmittelbaren Empfinden. Das, was Sie tun können, um aus dem Mangel in die Fülle Ihrer Persönlichkeit zu kommen, ist in der Regel genau das, was Sie bislang konsequent vermieden haben und ablehnen. Der Ausstieg aus dem Muster fordert Sie zu Aktivitäten auf, die Ihnen »daneben« vorkommen. Wenn Sie es dennoch tun, um wachsender Stur- und Starrheit zu entgehen, ruft das die Abwehrkräfte des Egos auf den Plan. Alle Dämonen spielen auf: Selbstzweifel, schlechtes Gewissen, diffuses Unbehagen, quälende Ungeduld, Aufgeregtheit, Schuldgefühle. Lassen Sie sich nicht einschüchtern, Sie können darauf vertrauen, dass das alles Erfindungen des Egos sind. Schattenwesen, Blendwerk, nichts dahinter.
    Ein Beispiel: Nehmen wir an, Sie seien eine für Ihre Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit bekannte und beliebte Person, die sich gerne kümmert. Sie wissen aber auch, dass Sie oft viel zu lange schlucken, ehe Sie jemandem sagen, was Sie stört oder was Sie gerne hätten. Sie würden gerne in Zukunft früher und klarer sagen, was

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