Das Ende der Einsamkeit
Weihnachtsbäumen, die sie zur Feier des Tages angelegt hatte. Irre.
Heute wollte sie nicht einen einzigen Gedanken mehr an Alessandro verschwenden. Seit er wie ein überwunden geglaubter, schlechter Traum wieder in ihrem Leben aufgetaucht war, hatte sie viel zu viel an ihn gedacht. Jetzt wollte sie einfach die Party genießen und Spaß haben.
Eine Stunde später hatte sie das Gefühl, ihrem Ziel schon recht nahezukommen, nicht zuletzt dank des starken Punsches, den sie und Charlotte frei nach Gefühl zusammengemixt hatten. Fast zwanzig Gäste hatten ihn inzwischen schon fast völlig ausgetrunken und im Gegenzug eine interessante Auswahl an Essen mitgebracht. Auf dem Küchentisch und den Anrichten drängten sich verschiedene Brotspezialitäten, mehrere Quiches, eine Schinkenplatte, Würstchen und natürlich Salate aller Art. Ja, es gab sogar eine riesige Schüssel mit Hähnchen-Curry, spendiert von Amrita, einer Kollegin von Charlotte.
Im Vorbeigehen hatte irgendjemand Megan eine kleine Krone aus Silberfolie aufgesetzt, die nun ziemlich schief in den rot getönten Locken hing. Fröhliche, laute Weihnachts-Popmusik animierte die Gäste zum Tanzen, und Robbie gefiel sich, noch überraschend nüchtern, in der Rolle des Gastgebers.
Er trug rote Surfer-Shorts, das einzige rote Kleidungsstück, das er in seiner Garderobe gefunden hatte, kombiniert mit einem knallgrünen T-Shirt, das er extra zu diesem Anlass in einem Wohltätigkeitsladen erstanden hatte. Aber selbst in diesem verrückten Outfit sah er mit seinem blonden Schopf, den blauen Augen und dem durchtrainierten Körper umwerfend gut aus, wie Megan sich eingestand, als er sie lächelnd zu sich winkte.
„Deine Krone rutscht herunter.“ Er setzte sie ihr wieder gerade auf die Locken und trat einen Schritt zurück, um sein Werk prüfend zu betrachten. „Ihr Volk könnte auf die Idee kommen zu revoltieren, wenn es den Eindruck gewinnt, Ihr hättet das Zepter nicht mehr sicher in der Hand, Eure Majestät.“
Megan lachte. „He, mit Dominics Mum scheinst du dich ja sehr gut zu verstehen“, bemerkte sie beiläufig, weil sie in diesem Punkt die Neugier plagte.
„Sie ist eine sehr nette Lady“, erwiderte Robbie, bevor er anfing, ihr vorzuschwärmen, wie wichtig Sport für kleine Kinder war und wie sehr Dominic darauf brannte, einem Fußballverein beizutreten.
„Du klingst schon fast wie der Pressesprecher des Gesundheitsministeriums!“ Megan schüttelte sich vor Lachen, eine Hand an ihrer Krone, in der anderen einen Becher Punsch – ihr zweiter, genau genommen, und sie würde keinen weiteren anrühren, bevor sie nicht etwas gegessen hatte –, da zog Robbie ein kleines Stück Mistelzweig aus der Hosentasche und hielt es ihr über den Kopf.
Das Ganze passierte so plötzlich und unerwartet, dass Megan erst begriff, wie ihr geschah, als Robbie ihre Taille umfing und sie entschlossen zu sich heranzog. Juchzend und lachend drängten sich die versammelten Partygäste im Halbkreis, denn Robbie ließ sich natürlich nicht lumpen, sondern lieferte einen bühnenreifen Kuss.
Weit nach hinten gebeugt über Robbies Arm, hatte Megan Mühe, die Balance zu halten, und während ihr der eine ihrer hochhackigen Pumps abhanden kam, ging ihr durch den Kopf, dass dies in einem kurzen feuerroten Kleid vermutlich keine sehr anständige Haltung war. Immer noch Robbies Nacken umklammernd, richtete sie sich lachend auf und erstarrte, als sie auf der Türschwelle Alessandro und Victoria erblickte, die sich anscheinend doch noch entschlossen hatten, zur Party zu kommen.
„Wir haben unerwartete Zuschauer“, flüsterte sie.
Robbie folgte ihrer Blickrichtung, und trotz ihres Schwipses gewann Megan den Eindruck, dass er das Auftauchen von Alessandro und seiner Verlobten gar nicht so schlimm fand.
„Hätte nicht gedacht, dass sie es noch schaffen würden“, sagte er, und während die übrigen Gäste sich fröhlich weiter amüsierten, wandte sich Robbie, eine Hand an Megans Taille gelegt, den Neuankömmlingen zu.
Megan wäre am liebsten im Boden versunken, denn die Szene erinnerte sie unheilvoll an das Fiasko mit der Geburtstagstorte, das sich unauslöschlich in ihrem Gedächtnis eingebrannt hatte als der Tag, an dem ihre große Liebe gestorben war.
Und jetzt stand sie Alessandro schon wieder in einer ziemlich lächerlichen Situation gegenüber, als wäre ihr Hang zu wilden, übermütigen Eskapaden ungebrochen. Während sie mit dem Fuß nach ihrem roten Pumps angelte, fühlte sie,
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