Das Ende der Einsamkeit
einem Tablett vor dem Fernseher zu servieren in einem winzigen Reihenhaus, das ihr euch kaum leisten könnt? Und im Hintergrund plärren ein paar Gören?“
Alessandro wusste selbst nicht, warum es ihn so danach drängte, ihre Beziehung mieszumachen. Vielleicht entsprang es seinem schlechten Gewissen, weil ihm bewusst war, dass er sie damals ein wenig brutal weggeschickt hatte. Ihr Schweigen jetzt wirkte auf ihn wie ein rotes Tuch. Begriff sie denn nicht, dass er ihr nur einen Gefallen tat, indem er sie auf das Offensichtliche hinwies?
Als Megan schließlich antwortete, klang es kühl und beherrscht. „Es geht dich nichts an, was ich mit meinem Leben anfange, Alessandro. Dort ist das Café. Ich kann nicht glauben, dass es Robbie tatsächlich gelungen ist, deine Verlobte zu überreden, mit ihm in einem Lokal einen Kaffee zu trinken, das rund um die Uhr Rührei mit Speck für Lastwagen- und Taxifahrer anbietet.“
Tatsächlich war das Café brechend voll. Früher wäre Alessandro auch in solchen oder ähnlichen Lokalen Stammgast gewesen und hätte sich an Eiern mit Speck im Angebot satt gegessen. Vor dem Café alberten ein paar Jugendliche in den heute üblichen Kapuzenpullovern herum. Alessandro kam es vor wie ein Blick in die eigene Vergangenheit, und für einen verrückten Augenblick wurde er von Wehmut beschlichen.
Irritiert streckte er die Hand aus und riss Megan an der Tür zurück. „Der Typ ist ein Versager“, erklärte er schroff. „Das sage ich dir zu deinem Besten, Megan.“
„Du hast noch nie etwas zu meinem Besten getan, Alessandro!“
„Ach, du würdest doch in der Gesellschaft, in der ich mich bewege, keine zwei Minuten bestehen!“
„Weil ich auch eine Versagerin bin, ja?“
„Verdammt!“ Er ließ sie los und strich sich frustriert durchs Haar. „Du weißt genau, was ich meine!“
„Allerdings! Ich weiß, dass du mich beleidigst!“
Streitlustig standen sie sich in der Dunkelheit gegenüber und blickten sich mit glühenden Augen an. Urplötzlich verspürte Alessandro den wilden Wunsch, diesen schönen, sinnlichen Mund zu küssen und die Hände unter Megans Sweatshirt zu schieben, um ihren hinreißenden Körper zu liebkosen. Erschrocken wich er zurück.
„Nicht, dass es dich etwas anginge, aber Robbie verdient sich als Fußballtrainer nur etwas dazu. Eigentlich studiert er Jura.“
Alessandro hätte es vorgezogen, den Mann weiter für einen Versager zu halten. „Ist er nicht schon etwas zu alt dafür?“
„Nicht jeder weiß schon mit zehn, was er einmal werden will. Hauptsache, Robbie ist sich jetzt sicher, und er arbeitet hart, um sein Ziel zu erreichen. Er will ein Anwalt für die kleinen Leute werden, die sonst keine Stimme haben, weil ihnen das Geld für Luxusanwälte fehlt, die ein Vermögen für ihre Hilfe verlangen.“
„Mit anderen Worten, ein Weltverbesserer …“ Trotz des verächtlichen Untertons war er sich bedrückend bewusst, dass Megan genau an so einen Mann ihr Herz verlieren könnte. „Bis du in ihn verliebt?“
Megan zog es vor, zu dieser Frage zu schweigen, weil sie sich nicht zu einer platten Lüge herablassen wollte. Sie mochte Robbie sehr und bewunderte seinen Elan und seinen Idealismus, aber sie waren nie mehr als gute Freunde gewesen. Und was, zum Teufel, fiel Alessandro ein, sie überhaupt so etwas zu fragen? Glaubte er etwa, sie bemitleiden zu müssen, weil er den geplanten Aufstieg beruflich wie privat geschafft hatte?
„Ich hoffe ehrlich, dass Robbie deine Verlobte überzeugen konnte, Dominic in der Fußball-AG anzumelden“, sagte sie kühl. „Die Scheidung seiner Eltern war bestimmt nicht leicht für ihn. Ich denke, gerade Jungen brauchen eine Vaterfigur … als Rollenmodel, an dem sie sich orientieren können.“
„Soll das eine versteckte Kritik sein?“ Inzwischen bewegte er sich längst in Kreisen, in denen ihm jeder nach dem Mund redete, um sich bei ihm einzuschmeicheln. Er war sozusagen unangreifbar geworden. Wenn nur seine Eltern ihn jetzt sehen könnten … zu welchen Reichtümern und welcher Macht er aufgestiegen war!
„Nein, keineswegs“, wehrte Megan sachlich ab. „Dominic ist ein hochintelligenter Junge, aber das kann auch ein Fluch sein. Denn er langweilt sich schnell und reagiert dann destruktiv. Fußball würde ihm die Möglichkeit geben, seine überschüssige Energie auf gesunde Weise abzureagieren.“
„Und dein Freund wäre genau der Richtige, ihm dabei zu helfen?“
„Hör auf, ihn immer in diesem Ton meinen
Weitere Kostenlose Bücher