Das Ende der Einsamkeit
essen oder zu trinken holten und die Küche wieder verließen. Megan war so ausschließlich auf Alessandro fixiert, dass nicht einmal ein Erdbeben sie hätte ablenken können. Wie früher besaß er offensichtlich immer noch die Macht, sie ganz in seinen Bann zu schlagen.
Sie brauchte nur die Hand auszustrecken, um ihn zu berühren. Ein gefährlicher Gedanke, der sie sofort veranlasste, die Arme fest vor der Brust zu verschränken.
„Nun, vielleicht hast du ja recht“, sagt Alessandro spöttisch. „Vielleicht ist es klug abzuwarten, bis man den idealen Partner gefunden hat. Allerdings besteht die Gefahr, dass man beim Warten alt und grau wird. Bist du bereit, dieses Risiko einzugehen?“
Megan beschlich leises Unbehagen, als sie sich für einen Moment vorstellte, wie sie auf der Suche nach ihrem Traumprinzen immer älter wurde, bis sie schließlich eine runzlige, alte Jungfer war, der nur noch ihre Katze Gesellschaft leistete. Sie kam aus einer glücklichen Familie und hatte nie daran gezweifelt, dass sie eines Tages auch heiraten und Kinder haben würde wie ihre Schwestern und ihre Eltern. „Wenn es nicht anders geht, ja. Ich würde mich nie mit dem Zweitbesten zufriedengeben!“
„Und warum hat es mit den anderen nicht geklappt, Megan? Den netten, liebevollen? Vielleicht setzt du ja auch den Maßstab ein wenig zu hoch an? War es das?“ Er lächelte vielsagend. „Oder vielleicht habe ich einen Maßstab gesetzt, der unerreichbar ist?“
„Du bist der eingebildetste, arroganteste Kerl …“
„Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.“ Wahrscheinlich schaute Victoria längst ungeduldig auf die Uhr und suchte ihn, während sie sich bemühte, der zweifelhaften Aufmerksamkeit dieses aufdringlichen Fußballtrainers zu entrinnen. Aber Alessandro konnte sich dem Wortgefecht mit Megan einfach nicht entziehen. Ihre schönen Augen funkelten zornig. Wie hatte er nur vergessen können, wie leidenschaftlich und voller Leben sie war?
„Du hast den Maßstab gesetzt als ein aufstrebender, zukünftiger Millionär ohne Gewissen. Da sehe ich es nur als Plus an, wenn ich einen Mann kennenlerne, der diesem leuchtenden Beispiel nicht gerecht wird.“
„ Aufstrebend? “
„Würde dir ehrgeizig bis zur Skrupellosigkeit besser gefallen?“
„Viel besser.“
„Du meinst das wirklich ernst, stimmt’s?“
„Ehrgeiz ist nichts Schlimmes, Megan, und du kanntest meine Ziele von Anfang an. Du wusstest genau, dass ich nicht aus Vergnügen für mein Studium geschuftet habe.“
„Ja, aber wenigstens konnte man damals mehr Spaß mit dir haben. Hast du deinen Master-Abschluss eigentlich noch gemacht?“
Alessandro war es nicht mehr gewohnt, dass jemand so unverblümt und offen mit ihm redete. Vielleicht hatte es außer Megan auch früher kein anderer gewagt, lange bevor er Millionär und unangreifbar geworden war. War ihr eigentlich bewusst, dass sie mit dem Feuer spielte? „Ich glaube, du weißt nicht mehr so richtig, was du sagst“, warnte er sie schroff, bevor er mit einem vielsagenden Blick auf den Becher in ihrer Hand hinzufügte: „Vielleicht solltest du die Party besser beenden.“
„Ich habe nur zwei Becher Punsch getrunken! Das wirft mich kaum um“, protestierte sie gekränkt.
„Zwei Becher zu viel, nach dem Auftritt mit dem Fußballtrainer zu urteilen, der vielleicht noch nicht dein Liebhaber ist, aber von dir als Kandidat ins Auge gefasst wird. Habe ich recht?“ Alessandro packte sie am Arm und zog sie zu sich heran.
„Womit?“
„Ist er ein Kandidat für die Rolle als dein Traumprinz?“
„Natürlich nicht! Du tust mir weh!“
Sofort ließ er sie los und wich zurück. Knisternde Spannung lag in der Luft.
„Das ist früher oder später für jede Beziehung tödlich“, sagte Alessandro mit einem untrüglichen Gespür für Megans wunden Punkt. „Kein Mann will eine Frau, die ihn anschreit und provoziert.“
„Schon verstanden.“ Mit hochroten Wangen versuchte Megan sich mit seinen Augen zu sehen: Nach der wilden Szene, deren Zeuge er bei seinem Eintreffen geworden war, hielt er sie vermutlich für reichlich beschwipst und völlig außer Kontrolle. Konnte sie es ihm verübeln?
„Ich glaube, für Victoria und mich wird es Zeit zu gehen“, erklärte er nun und wandte sich zur Tür, ehe Megan etwas erwidern konnte.
Erst als Alessandro aus der Küche in den winzigen Flur trat, registrierte er überrascht den Geräuschpegel, der aus dem Wohnzimmer drang. Das Wortgefecht mit Megan hatte ihn
Weitere Kostenlose Bücher