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Das Ende der Galaxis

Das Ende der Galaxis

Titel: Das Ende der Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murray Leinster
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will mich nur nicht selbst täuschen«, sagte Jimmy und gab ihm das zweite Bild. »Was sehen Sie hier?«
    Haynes starrte die Aufnahme an. Er las die Tagebucheintragungen. Dann warf er Jimmy einen fragenden Blick zu.
    »Können Sie das erklären?« fragte Jimmy. Er schluckte trocken. »Ich … ich kann es nicht.«
    Jimmy schilderte Haynes, was er bisher erlebt hatte, ohne etwas auszulassen oder zu beschönigen. Haynes hörte geduldig zu und schüttelte nur einmal ungläubig den Kopf. Zu seinen Hobbys gehörte auch die Beschäftigung mit der vierten Dimension, aber Haynes besaß auch den gesunden Menschenverstand, ohne den ein Rechtsanwalt nicht erfolgreich sein kann.
    »Ich möchte Ihnen von einer Klientin erzählen, Jimmy«, begann er schließlich. »Sie bildete sich ein, von einem Freund verprügelt worden zu sein. Das war eine traurige Sache. Sie war völlig davon überzeugt. Aber ihre Angehörigen gaben zu, daß sie sich die blauen Flecken selbst beigebracht hatte – und die Ärzte bestätigten, daß sie diese Tatsache aus ihrer Erinnerung gestrichen zu haben schien.«
    »Sie glauben also, daß ich diese Beweise gefälscht haben könnte, um mich später damit zu trösten«, stellte Jimmy fest. »Das scheidet meiner Meinung nach aus, Haynes. Welche Möglichkeit gibt es noch?«
    Haynes zögerte, betrachtete wieder die erste Aufnahme und schüttelte den Kopf. »Wirklich erstaunlich gut gemacht. Manche Leute würden sogar daran glauben. Und die theoretische Erklärung wäre viel besser – aber das kann nicht passiert sein.«
    Jimmy wartete.
    »Dieser Unfall, bei dem Jane umgekommen ist«, fuhr Haynes zögernd fort. »Sie sind auf einen Lastwagen aufgefahren, der unbeleuchtet dicht hinter einer Kurve stand. Die nach hinten herausragende Ladung hat die Windschutzscheibe zertrümmert. Sie hätte Sie treffen können. Sie hätte niemand zu treffen brauchen. Sie hat zufällig Jane getroffen.«
    »Und hat sie getötet«, fügte Jimmy hinzu. »Richtig. Aber ich hätte das einzige Opfer sein können. Aus dem Tagebucheintrag scheint hervorzugehen, daß ich umgekommen bin. Ist Ihnen das aufgefallen?«
    Nun entstand eine lange Pause, bis Haynes zu Jimmy hinübersah und langsam den Kopf schüttelte.
    »Ich glaube, daß Sie wie meine Klientin reagiert haben«, stellte er fest. »Wahrscheinlich haben Sie die Tagebucheintragung selbst vorgenommen und dann absichtslos alles vergessen. Waren Sie schon bei einem Arzt?«
    »Das kommt noch«, antwortete Jimmy. »Erklären Sie mir erst, wie diese Illusion überhaupt möglich war.«
    »Es gibt eine Theorie, die natürlich nicht wissenschaftlich begründet ist«, begann Haynes, »aber jeder von uns kann sich schließlich vorstellen, daß es nicht nur eine mögliche Zukunft gibt. Selbstverständlich wissen wir nicht, welche für uns Wirklichkeit werden wird. Als der heutige Tag noch in der Zukunft lag, stand durchaus noch nicht fest, was er uns bringen würde, und der Augenblick in dem wir jetzt leben, ist nur einer von vielen möglichen. Deshalb sind bereits Vermutungen darüber angestellt worden, es könne mehr als nur ein Jetzt geben. Vor dem Unfall gab es immerhin vier Möglichkeiten einer Zukunft, deshalb würden manche Leute vielleicht fragen: ›Woher sollen wir wissen, daß die Zukunft, in der Jane getötet wurde, die einzige war?‹ Diese Leute wären vielleicht der Meinung, die anderen Möglichkeiten könnten ebenfalls eingetreten sein …«
    Jimmy nickte langsam. »Dann befände Jane sich also in einem Jetzt, in dem ich das Unfallopfer bin, nicht wahr?«
    Haynes zuckte mit den Schultern.
    »Vielen Dank«, sagte Jimmy ernsthaft. »Eigentlich seltsam, was?«
    Er nahm die beiden Fotografien vom Tisch und verabschiedete sich.
    Haynes machte sich Sorgen um ihn. Aber es ist nicht leicht, jemand in psychiatrische Behandlung zu überführen, der offensichtlich keineswegs gemeingefährlich ist. Haynes machte sich die Mühe, unauffällig Erkundigungen einzuziehen und dabei festzustellen, daß Jimmy in den folgenden beiden Wochen völlig normal und regelmäßig arbeitete. Nur Haynes vermutete, was er erlebte, wenn er abends nach Hause kam. Manchmal hatte sogar Haynes das Gefühl, Jimmy könnte die reine Wahrheit gesagt haben – aber das war eben doch unglaublich!
    Tatsächlich gibt es bis heute keine vernünftige Erklärung dafür. Aber nachdem Haynes diese pseudowissenschaftlichen Argumente vorgebracht hatte, fühlte Jimmy sich eine Woche lang erheblich besser. Er brauchte sich Janes Tod

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