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Das Ende der Galaxis

Das Ende der Galaxis

Titel: Das Ende der Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murray Leinster
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nicht mehr vorzuwerfen, denn er hatte Grund zu der Annahme, daß sie noch lebte. Sie schrieb in ihr Tagebuch, und Jimmy beantwortete ihre Eintragungen. Zunächst waren sie damit zufrieden, einander wenigstens schreiben zu können, aber im Laufe der Zeit genügte ihnen das nicht mehr, und sie empfanden ihre Situation wieder als hoffnungslos …
    Nach etwa zwei Wochen traf Haynes Jimmy auf der Straße. Jimmy begrüßte ihn wie immer, aber Haynes war verlegen.
    Nachdem sie einige belanglose Worte gewechselt hatten, begann Haynes: »Äh, Jimmy … diese Aufnahmen, die Sie mir neulich gezeigt haben …«
    »Ja, Sie haben recht gehabt«, stimmte Jimmy zu. »Jane ist der gleichen Meinung. Es gibt mehr als ein Jetzt. In meinem Jetzt ist Jane tot; in ihrem bin ich das Unfallopfer.«
    Haynes räusperte sich. »Darf ich die Aufnahme mit der Tür nochmals sehen?« fragte er. »Ich kann einfach nicht glauben, daß eine Trickaufnahme so perfekt ist.«
    »Sie können den Film haben«, antwortete Jimmy. »Ich brauche ihn nicht mehr.«
    Jimmy erzählte Haynes, was bisher geschehen war. Der Rechtsanwalt starrte ihn an.
    »Unmöglich!« behauptete er. »Sind Sie übergeschnappt, Jimmy?«
    Jimmy schüttelte lächelnd den Kopf. »Jane hat mir übrigens etwas erzählt«, fuhr er fort. »Haben Sie vorgestern abend fast einen Unfall gehabt? Wären Sie draußen an der Saw Mill Road fast mit einem anderen Wagen zusammengestoßen?«
    Haynes fuhr zusammen und wurde blaß.
    »Der andere Wagen ist mir plötzlich auf der falschen Straßenseite entgegengekommen. Ich habe gebremst, und der andere Fahrer hat das Steuer herumgerissen. Er hat meinen Wagen vorn am Kotflügel gestreift und wäre selbst fast von der Straße abgekommen. Aber er ist weitergerast, ohne sich darum zu kümmern, ob ich im Straßengraben gelandet war. Wäre ich bereits zwei Meter weiter gewesen, als er mir entgegenkam …«
    »In Janes Gegenwart waren Sie bereits etwas weiter«, erklärte Jimmy ihm. »Es war ein schlimmer Unfall. Tony Shields, der Fahrer des anderen Wagens, ist dabei umgekommen.«
    »Und ich?« fragte Haynes wider Willen.
    »In Janes Welt liegen Sie im Krankenhaus«, erwiderte Jimmy.
    »Unmöglich!« protestierte Haynes, der genau wußte, daß Jimmy nichts von diesem Unfall gehört haben konnte – er hatte niemand davon erzählt, weil er den Fahrer des anderen Wagens nicht erkannt hatte. »Hören Sie, wie erklären Sie sich das, Jimmy?« fragte er dann.
    Jimmy zuckte mit den Schultern.
    »Jane und ich waren bisher unzertrennlich«, sagte er leise. »Nun hat uns ein Zufall auseinandergerissen, aber unsere geistige Bindung ist unverändert stark. Manchmal erweist sie sich als stärker als die unsichtbare Barriere zwischen uns. Jane läßt eine Tür in ihrem Haus geschlossen. Ich öffne die gleiche Tür in meinem Haus. Und manchmal muß ich auch die andere öffnen, die sie geschlossen hat. Das ist alles.«
    Haynes schwieg, aber Jimmy beantwortete seine unausgesprochene Frage.
    »Wir hoffen natürlich noch immer«, erklärte er Haynes. »Wir leiden beide unter der Trennung, aber diese … Phänomene werden immer häufiger. Ihr Tagebuch befindet sich manchmal in ihrem und manchmal in meinem Jetzt. Auch mit anderen Gegenständen geht es ähnlich. Vielleicht …« Jimmy ballte unwillkürlich die Fäuste. »Wenn wir uns je in einem gemeinsamen Jetzt begegnen, können uns alle Teufel der Hölle nicht wieder trennen! Darauf hoffen wir.«
    Das war natürlich Wahnsinn. Aber Jimmy lebte seit drei Wochen damit und schien davon überzeugt zu sein, bisher seien Jane und er sich ständig nähergekommen. Ihr Tagebuch lag abends auf dem Schreibtisch, und er beantwortete ihren Brief, den sie tagsüber geschrieben hatte. Die Barriere schien tatsächlich schwächer zu werden. Jimmy und Jane waren einander sehr nahe. In einer Beziehung trennte sie nur der Unterschied zwischen wirklicher und möglicher Zukunft. In anderer Beziehung war das der Unterschied zwischen Leben und Tod. Aber sie hofften weiter. Sie waren davon überzeugt, die Barriere zwischen ihnen werde allmählich schwächer. Einmal hatte Jimmy sogar den Eindruck, Janes Hand berührt zu haben. Aber er wußte es nicht bestimmt. Er war noch immer vernünftig genug, um es nicht bestimmt zu wissen. Und er erzählte Haynes ganz sachlich davon, als handle es sich um ein Phänomen, dessen Ursache er zu ergründen hoffe.
    Wenige Tage später rief Haynes Jimmy an. Jimmy antwortete geistesabwesend.
    »Jimmy!« sagte Haynes aufgeregt

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