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Das Ende der Geschichten (German Edition)

Das Ende der Geschichten (German Edition)

Titel: Das Ende der Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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Glas. «Geht aufs Haus. Jedenfalls, sobald der neue Barmann eingearbeitet ist, geht es volle Kraft voraus.»
    «Danke. Übrigens trinke ich heute Beast, um etwas Besonderes zu feiern.»
    «Das trinkst du doch immer.»
    «Ja, schon. Aber erinnerst du dich noch an Tim Small? Er hat ein richtig gutes Exposé abgeliefert, und Orb Books zieht in Erwägung, ihn zu beauftragen, das Buch zu schreiben. Außerdem gibt es jetzt auch noch eine echte Bestie auf dem Dartmoor, und Tim will ihr auf die Spur kommen.»
    «Na dann – auf Tim.» Andrew hob die Teetasse, die vor ihm auf dem Tresen stand.
    Ich reckte mein Glas in die Höhe. «Von ganzem Herzen. Ach ja, sag mal, was ist denn das mit dieser Vermietung für die Nebensaison? Ich habe den Zettel am Kiosk gesehen.»
    «Seashell Cottage. Stimmt. Interessierst du dich dafür?»
    «Ich weiß nicht recht. Wo ist es denn? Und wie ist es da? Ist es feucht?»
    «Es ist hier gleich nebenan. Recht einfach, aber mit einer wunderschönen Aussicht. Und kein bisschen feucht. Willst du es dir mal anschauen?»
    «Ja, warum nicht? Ich bin auf der Suche nach einer Art Büro, wo ich tagsüber arbeiten kann.»
    «Dir ist aber schon klar, dass es ein komplettes Cottage ist?»
    «Ja. Kann ich’s mir trotzdem ansehen?»
    «Klar. Ich schließe nur kurz die Kasse ab.» Andrew sah sich kurz um. «Hier braucht mich in den nächsten paar Minuten wohl keiner. Komm, wir gehen gleich rüber, wo gerade nicht so viel los ist. Dein Bier kannst du dann trinken, wenn wir zurück sind.»
    Das Seashell Cottage war tatsächlich recht einfach. Im Erdgeschoss gab es einen Wohnraum und die Küche, oben ein Schlafzimmer und das Bad. Alle Zimmer waren mit schlichten Holzdielen ausgelegt, bis auf die Küche, wo graue Steinfliesen den Boden bedeckten. Die Wände waren alle weiß gestrichen. Das Wohnzimmer besaß einen großen offenen Kamin und, wie Andrew gesagt hatte, einen wunderbaren Ausblick direkt aufs Meer. Mitten im Raum gab es ein großes Sofa, das zum Kamin gedreht stand, und vor dem Fenster standen ein kleiner Tisch und ein Stuhl. Ich atmete tief ein. Die Luft war trocken, kühl und rein, wenn auch ein klein wenig staubig.
    «Diese Entrümpelungsfirmen nehmen alles mit», sagte Andrew, «sogar die Türgriffe, wenn man nicht aufpasst. Ich habe sie überredet, das Sofa und den Tisch dazulassen, weil ich mir dachte, die kann man vielleicht noch brauchen. Falls du sie nicht willst, kann ich sie aber auch rausräumen.»
    «Wem gehört denn das Cottage? Dir?»
    «Ja. Mein Onkel hat hier gewohnt, als er das Pub noch geführt hat. Nach seinem Tod ist meine Tante weiter hiergeblieben und hat es sich richtig zu eigen gemacht. Damals sah es hier noch ganz anders aus. Aber inzwischen ist sie auch tot.» Ich erinnerte mich, dass Andrew in seinem Buchmanuskript die Tante erwähnte. Sie hatte ihm als Einzige geglaubt, dass er die Geister jener Männer aus dem Meer rufen hörte.
    «Das tut mir leid», sagte ich.
    «Die letzten Jahre hat sie im Heim verbracht. Sie fand es schrecklich dort; ich hatte wahnsinnige Schuldgefühle. Jetzt geht es ihr sicher besser. Und inzwischen wurde mir das Cottage überschrieben, also muss ich jetzt zusehen, was ich damit anfange.»
    «Willst du denn nicht selbst hier wohnen?», fragte ich.
    «Nein. Ist mir zu groß. Für mich ist die kleine Wohnung über dem Pub genau richtig. Ich bin ja noch von der Marine an enge Räume gewöhnt.»
    Ich ging ein bisschen umher und fragte mich, wie es hier wohl ausgesehen hatte, bevor die Entrümpler gekommen waren. Sie hatten ganze Arbeit geleistet: Das Häuschen war kahl und leer.
    «Funktioniert der Kamin?», erkundigte ich mich.
    «Ja», antwortete Andrew. «Der Schornstein wurde gerade gesäubert. Und für zwanzig Pfund zusätzlich im Monat leg ich dir noch das Feuerholz drauf. Du kannst dich im Schuppen hinter dem Pub bedienen. Und wenn du willst, kannst du auch unser W-LAN mitnutzen.»
    B. schnüffelte vor dem Kamin herum und wedelte mit dem Schwanz.
    «Dem Hund gefällt’s», bemerkte Andrew.
    Mir auch. Ich stellte mir vor, an dem Tisch am Fenster zu sitzen, mit dem Füller zu schreiben, den Rowan mir geschenkt hatte, und dabei die Schiffe in der Ferne zu beobachten. Ich würde B. mit zur Arbeit nehmen können und nicht mehr ständig Asthma-Anfälle bekommen. Morgens würden wir herkommen und den Kamin anzünden, dann am Strand spazieren gehen, zu Mittag Fish and Chips essen und manchmal auch ein paar Austern im Pub. Zusätzlich zu dem Tisch brauchte

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