Das Ende der Liebe
(einer Tätigkeit, eines Kontaktes), aktiv,
arbeiten;
beenden, Bewegung;
[87] checken (der Emails, der Möglichkeiten);
depressiv (im Gegensatz zu handlungsfähig), Disziplin;
Entscheidung, Entwicklung, Erfahrung;
Freiheit;
Gelegenheit, getimt;
Herausforderung (in der Arbeit, der Liebe);
Konsequenz, Kündigung, Kunst;
lernen;
Möglichkeit, motiviert, Mut;
müde (im Gegensatz zu motiviert);
Neuanfang, Notwendigkeit (nur die innere, nicht die äußere Notwendigkeit);
narzisstisch (im Gegensatz zu: »Don’t cry, work!«);
Passen (zu mir; zueinander), Projekt, Projektion;
realisieren, Risiko;
scheitern (lernen), Selbst, spannend, Strategie, Stress, Subjekt, suchen;
Therapie, Trennung, tun;
üben, sich überwinden, Überschreitung, Umzug,
Update;
Verantwortung (übernehmen), Vergleich, versuchen;
wagen, wählen, Wechsel, Weg, (das Unmögliche) wollen;
Ziel.
Symptome einer manischen Störung sind: Unruhe. Rastlose Aktivität. Dem Betroffenen gehen ständig neue Ideen durch den Kopf. Alles ändern wollen. Größenwahn. Konzentrationsprobleme. Schwierigkeit, sich länger nur mit einem zu befassen. Gesteigertes sexuelles Verlangen. Wahllose sexuelle Kontakte, Fantasien. Vernachlässigung von Nahrungsaufnahme (stattdessen: Kaffee, Zigaretten). Massenhaftes Tätigen von Käufen (in Geschäften; im Internet).
[88] Viele freie Menschen leiden unter Symptomen von Manie. Gleichzeitig leiden sie häufig unter Symptomen von Depression. Die freien Menschen sind Kranke. Sie sind der Freiheit ungeschützt ausgeliefert. Ihre Nerven liegen offen in der Unendlichkeit.
Über das Wichtigste dieser Art nicht zu lieben, lässt sich am wenigsten sagen. Es ist der Schmerz. Die freien Menschen haben furchtbare Schmerzen. Der Schmerz ist kein Symptom dieser Art nicht zu lieben, sondern diese Art nicht zu lieben ist ein Symptom dieses Schmerzes. Der Schmerz ist die dunkle Mitte, die alles nur umkreist, nur umschreibt. Dunkle Mitte? Lachhaftes Wort. Denn was sagt der Schmerz? Nichts. Er erzählt keine Geschichte. Er malt keine Bilder. Er macht keinen Sinn. Er kennt keine Ursache, er kennt keinen Schuldigen. Er ist nur – der Schmerz. Jede Metapher für den Schmerz ist Schwulst. Jede Erklärung ist eine Erklärung und nicht der Schmerz. Jedes Wort für den Schmerz führt fort vom Schmerz. Man kann nur sagen, was die Menschen erleben, und sich denken, dass sie es, wie man sagt, unter Schmerzen erleben. Man denke sich den Schmerz dazu.
Dieser gesamte Versuch, trotzdem zu erzählen, zu erklären, ist also ein Verlassen des Gegenstandes mit der Absicht – aber nicht der Möglichkeit – zur Rückkehr. Es ist ein Reden um den heißen Brei herum, Konzentration als dauernde Abschweifung.
Es ist eine Irrfahrt durch die sogenannten gesellschaftlichen Ursachen . Aber der Umweg führt doch, ebenso paradox, zurück zu den Menschen. Denn die, die alles unter Schmerzen wahrnehmen und erleben, sind im Schmerz nie bei sich, sondern immer woanders: in Gedanken und Grübeleien, auf Umwegen, bei den sogenannten gesellschaftlichen Ursachen. Im [89] Schmerz kann man nicht sein. Die freien Menschen sind keine konzentrierten, sondern zerstreute Menschen, zerstreut aus Schmerz. Sie leben in Gedanken, weil sie in ihrem Schmerz nicht leben können.
Je weiter dieses Buch also wegführt vom Schmerz und sich in Gedanken über den Schmerz, dessen Bedingungen, Funktionen und Konsequenzen verliert, umso näher ist es zugleich den Menschen, da diese selbst gedankenverloren sind.
Das Wort, das der Schmerz im Gehirn sich bilden lässt, lautet: Warum? Die Menschen, durch deren Körper die Schmerzgedanken der Nichtliebe zirkulieren, schicken einen anderen Gedanken auf den Körperweg, eine Frage: »Warum?«
Warum ist ein Schmerzmittel. Solange noch ein Warum im Körper zirkuliert, ist der Schmerz, wenn auch nur um ein Gran, geringer.
Doch das Schmerzmittel kann den Schmerz auch vergrößern, wenn das Warum zu den Worten führt: »Es liegt an mir.« Und darum sind die Menschen ja freie Menschen, weil sie auf jedes Warum antworten: »Es liegt an mir.« So vergrößert sich ihr Schmerz noch um die Schuld, um die Scham, die eigene Verantwortung und eigene Lächerlichkeit.
Ja, der Schmerz der Freiheit ist lächerlich. Die Einzigen, die die freien Menschen foltern, sind ja sie selbst, so scheint es. Kein Vergleich zum Schmerz der echten Gefängnisse, der Lager, der äußeren, sichtbaren Unfreiheit. Dennoch reicht der Schmerz der Freiheit, Menschen in die
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