Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
zusammenbaue, Herr Doktor.« Es ist die von Betty Friedan diagnostizierte Identitätskrise, nur in maskuliner Form. Inzwischen bekommt Andy »panische Angst«, wenn seine Frau vorschlägt, dass er wieder arbeiten sollte. Es ist zu lange her, und er hat nicht mehr genug Mumm für die Arbeitswelt.
Auf der anderen Seite dieser Gleichung stehen Frauen, die sich, ganz ähnlich wie früher die Männer, darüber ärgern, dass sie die gesamte wirtschaftliche Last tragen. Sie entwickeln die gleiche Bandbreite von Ängsten wie früher die männlichen Alleinverdiener: Sie fühlen sich unter Druck, haben Angst, finanziell ausgenutzt zu werden, und sind frustriert, weil sie sich durch die tägliche Plackerei versklavt fühlen und keine Zeit für kreative Tätigkeiten mehr haben. Michelle, eine Anwältin aus Los Alamos, beschwerte sich im Interview: »Ich werde von den Männern gejagt wie ein Tier, weil ich wegen meiner Fähigkeit, viel Geld zu verdienen, und wegen meines guten Jobs eine erstklassige Ehefrau wäre.« Beverly, eine afroamerikanische leitende Angestellte aus Washington, D. C., die von ihrem faulen Hausmann genug hatte, riet allen Frauen, sie sollten »gut aufpassen, dass sie keinen schmarotzenden, blutsaugenden Parasiten heiraten«. Julie, eine Rechtsanwältin und widerstrebende Alleinverdienerin, sagte: »Ich bin ein bisschen neidisch auf die Frauen in früheren Zeiten, von denen nicht erwartet wurde, dass sie genauso viel Geld wie die Männer verdienen. Ich finde es einfach unfair, dass sie heute unter einem Höllendruck stehen, beides zu leisten.«
Meistens jedoch kehren sich die Rollen nicht einfach um, wie ich entdeckte. Ich sprach mit keiner einzigen Ehefrau, die die Brötchen verdiente und ganz auf die Rolle der Hausfrau verzichtete. Dies gilt sogar für Frauen, die in zwei Jobs arbeiten. Es gilt auch, wenn die Frau erheblich mehr Geld verdient als der Mann, und sogar, wenn er nur als Hausmann arbeitet. Bei mehr als zwei Dritteln der Ehepaare in meiner Untersuchung war entweder die Frau stärker bei Kinderbetreuung und Hausarbeit engagiert, oder die Arbeit wurde gleichmäßig aufgeteilt. Hier zeigt sich die moderne Plastikfrau von ihrer gierigsten Seite, indem sie immer mehr Raum erobert, bis sie explodiert: »Ich kriege einen furchtbaren HASS , wenn ich jedes Jahr um den Muttertag herum das Gewäsch darüber höre, ›wie viel eine Hausfrau und Mutter verdienen sollte‹«, sagte Dawn, eine Softwareentwicklerin und Mutter von drei Kindern, die »schon ewig« die Hauptverdienerin ist. »Ich muss dieselbe Hausarbeit und Kinderbetreuung machen, UND wenn ich meinen Job verliere, ist meine ganze Familie am Arsch.«
Im Lauf der letzten 30 Jahre haben die Frauen angefangen, beträchtlich mehr Stunden im Beruf zu arbeiten als früher, ohne deshalb in der Kinderbetreuung nachzulassen. Tatsächlich passierte sogar das Gegenteil. Im Jahr 1965 sagten die Frauen, sie würden pro Woche durchschnittlich 9,3 Stunden bezahlte Arbeit verrichten und 10,2 Stunden für Kinderbetreuung aufwenden. Heute machen die Frauen nicht nur durchschnittlich 23,2 Stunden bezahlte Arbeit, sondern wenden auch mehr Zeit, nämlich 13,9 Stunden, für Kinderbetreuung auf. Eine Woche hat immer noch genauso viele Stunden wie eh und je, und die Frauen gleichen den Zeitverlust meistens aus, indem sie in anderen Bereichen Zeit sparen, etwa bei der Hausarbeit, der Schönheits- und Körperpflege und tragischerweise auch bei der Freizeit, von der die Frauen heute weniger in Anspruch nehmen als je zuvor. Am stärksten wird durch die Untersuchungen über die Verwendung der Zeit in den Vereinigten Staaten und in vielen anderen Ländern jedoch die Vorstellung bestätigt, dass jede Frau ein langsam expandierendes, eifersüchtig über seine Territorialgewinne wachendes Kolonialreich ist, das sich weigert, alte Gebiete abzugeben, während es neue erobert.
Die Männer dringen sehr viel langsamer in neue Bereiche vor. Sie haben im gleichen Zeitraum ihre Arbeitsstunden von wöchentlich 46,4 auf 42,6 reduziert. Und ihre Kinderbetreuungszeit ist von nur 2,5 auf bescheidene 7 Wochenstunden gestiegen. Obwohl sie in Familienratgebern schon seit Jahrzehnten angefleht werden, ihre Vaterrolle stärker zu leben, ist der Hausmann auch heute noch ein seltenes Phänomen. Nur 2,7 Prozent der US -Amerikaner bezeichnen sich laut der letzten US -Volkszählung als Vollzeit-Hausmann, alleinerziehende Väter und Teilzeit-Väter nicht mitgerechnet. Tatsächlich ist bei den
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