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Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Titel: Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Rosin
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ähnlich stattfindet.
    Wer einen Blick in die Zukunft – von Erwerbsbevölkerung, Wirtschaft und Kultur – werfen will, muss einige Zeit an den Hoch- und Fachhochschulen verbringen, denn dort ist eine stille Revolution im Gange. Mehr als je zuvor ist die Hochschule das Tor zum wirtschaftlichen Erfolg, eine notwendige Vorbedingung für den Aufstieg in die obere Mittelschicht und zunehmend auch schon in die Mittelschicht. Es ist diese breite strebsame Mittelschicht, die unsere Gesellschaft prägt. Und die Frauen übernehmen diese Mittelschicht vor allem deshalb, weil sie an den Hochschulen dominieren.
    Frauen machen fast 60 Prozent aller Bachelor-Abschlüsse – in den meisten Fällen die Minimalvoraussetzung für ein Leben im Wohlstand. Zwischen 1970 und 2008 stieg der Prozentsatz der weißen Männer im Alter von 25 bis 34 Jahren, die einen Hochschulabschluss machten, nur mäßig von 20 Prozent im Jahr 1970 auf 26 Prozent im Jahr 2008. Bei den weißen Frauen derselben Altersgruppe verdreifachte sich der Anteil nahezu von 12 auf 34 Prozent. Dies bedeutet, dass die Zahl der Frauen, die einen Hochschulabschluss machen, die Zahl der Männer, die dies tun, jedes Jahr um einige Zehntausend übersteigt. Auch in den Ingenieur- und Naturwissenschaften, die zusammengenommen am häufigsten studiert werden, sind die Frauen allmählich in der Überzahl. Unter Hochschulabsolventen über 65 Jahre mit Abschlüssen in Ingenieur- und Naturwissenschaften sind nur 23 Prozent Frauen, aber in der Altersgruppe zwischen 25 und 39 Jahre sind es 45,9 Prozent. »Wenn die Männer rational handeln würden, müssten sie eigentlich die Ausbildung machen, die sie brauchen, um da draußen zurechtzukommen«, sagt Tom Mortenson, ein leitender Wissenschaftler am Pell Institute for the Study of Opportunity in Higher Education. »Aber sie schaffen es einfach nicht, sich anzupassen.«
    Dasselbe Muster setzt sich auch bei den höheren Abschlüssen durch. Inzwischen machen die Frauen auch 60 Prozent der Master-Abschlüsse, etwa die Hälfte aller Abschlüsse in Jura und Medizin und etwa 44 Prozent aller wirtschaftswissenschaftlichen Abschlüsse. Im Jahr 2009 promovierten das erste Mal mehr Frauen als Männer, und ihr Anteil begann auch in männlichen Domänen wie Mathematik und Computerwissenschaft zu wachsen.
    Die Bildungslücke vergrößert sich nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auf der ganzen Welt. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung publiziert jedes Jahr Daten über die Hochschulabschlussraten in 34 demokratischen Industrieländern. In 27 dieser Länder haben die Frauen mehr Hochschulabschlüsse als die Männer. In Norwegen ist die Differenz mit etwa 18 Prozent am größten. In den meisten anderen europäischen Ländern und in Australien liegt sie bei knapp über 10 Prozent. In all diesen Ländern ist ein Hochschulabschluss für eine erfolgreiche Karriere genauso wichtig wie in den Vereinigten Staaten.
    Dasselbe gilt laut einem Bericht der UNESCO auch für weniger wohlhabende Länder. In Lateinamerika, der Karibik, Zentralasien und den arabischen Staaten, das heißt fast überall mit Ausnahme Afrikas, besuchen mehr Frauen als Männer eine Hochschule. In einigen Ländern, von denen man es nicht erwarten würde, nämlich Bahrain, Katar und Guyana, stellen die Frauen fast 70 Prozent der Hochschulabsolventen. Und in mehreren Ländern sind sie nicht nur in den Geistes-, sondern auch in den Naturwissenschaften in der Mehrzahl. In Saudi-Arabien zum Beispiel wurde die Ausbildung der Frauen bis 2002 auf allen Stufen vom Ministerium für religiöse Führung streng kontrolliert, dann jedoch wurde die Zuständigkeit an das Bildungsministerium übertragen. Bis 2006 wurden zahlreiche Hochschulen und ausländische Universitäten für saudische Frauen gegründet. Heute stellen sie mehr als die Hälfte der Studierenden und der promovierten Akademiker.
    Ein Hochschulabschluss bedeutet natürlich noch nicht, dass eine Frau sofort einen Spitzenjob bekäme. Doch die plötzliche Existenz so vieler hochgebildeter, hochqualifizierter Frauen, die eifrig nach einem Arbeitsplatz suchen, setzt die herrschenden Schichten natürlich stark unter Druck. In den asiatischen Ländern sind Frauen, die jahrelang extrem harte Prüfungen absolviert und in einheimischen und ausländischen Universitäten Spitzenplätze belegt haben, nicht mehr bereit, sich mit Jobs im mittleren Management zu begnügen. In Brasilien sagen 80 Prozent der Frauen mit

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