Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
Hochschulabschluss, dass sie »Spitzenjobs« anstreben, und fast 60 Prozent bezeichnen sich als »sehr ehrgeizig« – ein viel höherer Prozentsatz als in den Vereinigten Staaten. Fast ein Drittel der brasilianischen Frauen verdient inzwischen mehr als ihre Männer.
In vielen islamischen Ländern haben diese neuen hochgebildeten Frauen mit ihren Abschlüssen so schlechte Berufschancen, dass sie ihre Frustration in Protestaktionen artikulieren. Nahostexperten vermuten, dass sie einen wesentlichen Beitrag zum Arabischen Frühling leisteten. In vielen konservativen Ländern verschieben Frauen ihre Heirat, weil sie nicht mehr damit zufrieden sind, ihren Hochschulabschluss einfach zu vergessen und in die alten traditionellen Rollen zurückzukehren. Unter Wirtschaftswissenschaftlern herrscht inzwischen weitgehende Einigkeit, dass der Fortschritt in den konservativen Entwicklungsländern zum Stillstand kommen wird, wenn sie nicht beginnen, die Begabungen und Qualifikationen all ihrer Staatsbürger zu nutzen.
In den leistungsorientierten Vereinigten Staaten war die Hochschule schon immer mit Mobilität und offenen Horizonten verknüpft. Schon etwa ab den 1920er Jahren gingen ebenso viele Frauen wie Männer auf Hochschulen, wenngleich die meisten Frauen spezielle Einrichtungen für Lehrerinnen besuchten, wie die Wirtschaftswissenschaftler Claudia Goldin, Lawrence F. Katz und Ilyana Kuziemko 2006 in ihrem Artikel »The Homecoming of American College Women« aufzeigten. In den 1930er Jahren strömten die Männer massenweise an die Hochschulen, um die Weltwirtschaftskrise zu überstehen. Ein ähnliches Muster etablierte sich auch in den Jahrzehnten danach, als viele Männer an die Hochschulen gingen, um die Vorteile der G. I. Bill zu nutzen, die den amerikanischen Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg die Wiedereingliederung ins Berufsleben erleichtern sollte. Später studierten sie dann, um einem Einsatz im Vietnamkrieg zu entgehen. Anfang der 1960er Jahre kamen jeweils drei Männer auf zwei Frauen, die einen Hochschulabschluss machten.
Die Hochschule wurde der Ort, an dem die Männer und Frauen der amerikanischen Elite und zunehmend auch der Mittelschicht ihre Rollen zu finden begannen. Die Männer schlossen sich der aufsteigenden Schicht der Manager und Selbstständigen an, während die gebildeten Frauen die amerikanischen Werte am heimischen Herd hochhielten. Wie Adlai Stevenson 1955 vor dem Abschlussjahrgang des Smith College erklärte, bestand die Aufgabe der Hausfrau darin, ihrem Mann »ein echtes Ziel zu geben, dafür zu sorgen, seinen Leib und seine Seele zusammenzuhalten«. Wenn der Kalte Krieg ein Kampf der Denkweisen sei, dann würden die Amerikaner »totalitäre, autoritäre Ideen nur durch bessere Ideen besiegen«, fügte Stevenson hinzu. Eine gebildete Frau konnte in der Arbeitswelt nichts erreichen, das sich mit ihrer Rolle als Vollzeitpropagandamaschine in den eigenen vier Wänden messen konnte.
Was dann in den 1960er und 1970er Jahren passierte, ist uns ziemlich vertraut, bemerkenswert ist jedoch, wie schnell die Frauen von ihren neuen Chancen Gebrauch machten und ihr Selbstbild veränderten. Dank verlässlicher Empfängnisverhütung konnten sie ihre Zukunft besser planen; der Feminismus öffnete ihnen den Arbeitsmarkt und gab ihnen Grund, sich mehr anzustrengen, und die erhöhten Scheidungsraten zwangen sie dazu, darüber nachzudenken, wie sie im Fall des Falles für sich selbst sorgen konnten. Mädchen hatten in der Highschool schon immer besser als Jungen abgeschnitten, doch als sie für sich eine echte Zukunft in der Arbeitswelt sahen, vergrößerte sich ihr Vorsprung rapide. Sie hatten traditionell eher sprach- und geisteswissenschaftliche Fächer belegt, jetzt aber begannen sie, auch vermehrt in mathematisch-naturwissenschaftliche Gebiete vorzudringen. Im Jahr 1957 studierten junge Männer in den USA im Durchschnitt ein Semester Physik und junge Frauen jedoch nur 0,3 Semester. Innerhalb weniger Jahre hatten die Frauen mit den Männern fast gleichgezogen, während sie ihren Vorsprung bei den Fremdsprachen hielten. Bei standardisierten Tests vergrößerten sie ihren Vorsprung im Lesen, und sie holten im mathematischen Bereich auf. Auch machten sie mehr College-Vorbereitungskurse und Prüfungen im Rahmen des Advanced Placement Program, das pädagogische Kurse auf College-Niveau an den Highschools anbot. Demgegenüber verwendeten die Jungen an den Highschools weniger Zeit für ihre Hausaufgaben und wiesen
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