Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte
hoben die Köpfe aus dem Gepäck und verfolgten unser Gespräch wie schlappohrige, arglose Flugbegleiter. Für sie war dies nur der nächste Schritt im ganz normalen Lebenszyklus eines jeden Schafes.
Wir überflogen den großen Fluss und entdeckten Pops, der wie ein Tramper auf seinem Rucksack neben dem schattenlosen Wüstenhighway saß. Seine Körperhaltung verriet Entschlossenheit und Tatkraft, er saß aufrecht an seinen Schatten geklebt und hielt das Gewehr zwischen den Knien wie ein Ministrant die Wandlungskerze. Und er war tatsächlich ein Messdiener. Er war auf einer Mission, er war ein Kreuzritter auf dem Weg in ein neues Leben. Falls wir es erreichten. Das Kopftuch dümpelte im Wind, kaum bewegt von der lauen Brise dieses ruhigen Sommermorgens. Ich drehte nach links ab, landete und stieg auf die Bremse, so dass das Flugzeug genau auf seiner Höhe zum Stehen kam.
Er kletterte hinter seiner Tochter ins Cockpit. Wie in Noahs Arche, sagte er mit einem Blick auf die Lämmer. Mehr nicht. Cima zog die Tür zu und verriegelte sie, und dann starteten wir gen Westen und flogen nach Grand Junction.
*
Irgendwas stimmte nicht. Ich konnte nicht sagen, was es war, denn es machte sich nur als vages Gefühl bemerkbar. Sechzehn Kilometer östlich vom Ziel hatte ich den ersten Funkspruch abgesetzt. Wir hatten die letzten Felsen der Grand Mesa hinter uns gelassen, den großen Tafelberg, der aussah wie eine Halbinsel in einem flachen, von Plesiosauriern verseuchten Meer. Ein hundert Kilometer langer, in den Himmel aufragender Felsbrocken, durchzogen von lila Adern und bedeckt von Espenwäldern. Im Sommer wucherte hier hüfthohes Farnkraut, dunkle Seen und Biberteiche durchzogen die Wälder. Einige unserer schönsten Campingausflüge hatten Melissa und mich hier raufgeführt, einmal hatten wir eine Woche lang an einem Seeufer gezeltet, mehrere Kilometer von der nächsten Straße entfernt. Die Forellen waren uns geradezu in die Bratpfanne gesprungen.
Wir flogen daran vorbei, ganz niedrig, um Treibstoff zu sparen, immer unterhalb des Grats. Der warme Wind blies durch die Kabine, durch die Löcher, die Pops in mein Fenster geschossen hatte, und dann kam Grand Junction in Sicht. Es war über zwei Flüsse und bis an die hohen Berge gewuchert. Eine riesige, staubige Stadt, die sich bis zu den Book Cliffs im Norden erstreckte.
Ich konnte Highways, Straßen, Wohnblöcke und Sackgassen ausmachen, die flachen Teerdächer der Einkaufszentren, die riesigen Parkplätze. Entlang des Colorado erstreckte sich das Industriegebiet mit Bahngleisen und einer Phalanx aus Lagerhäusern. Die Stadt war von Pappeln durchsetzt. Viele der alten Bäume, die die Straßen säumten und auf künstliche Bewässerung angewiesen waren, hatten sich in schwarze Skelette verwandelt, viele andere waren tief genug verwurzelt, um die Asphaltdecke zu sprengen und als grüne Striche und Punkte in der Landschaft rumzustehen wie ein rätselhafter Morsecode.
Das Blätterdach der Pappeln warf seinen Schatten auf die Grünflächen am Fluss, die höchsten und ältesten hatten den Kampf gegen die Dürre schon halb verloren und trugen nur noch einseitig Blätter. Und dann das Feuer. Kein Teil der Stadt, der verschont geblieben wäre. So als wären es die Brände gewesen, nicht die Grippe, die das Leben in dieser Stadt ausgelöscht hatten. Wie es schien, waren alle Autos schwarz verkohlt. Manche standen zu ordentlichen Reihen in Nebenstraßen und auf den Parkplätzen der Einkaufszentren abgestellt, andere lagen wild verstreut mitten auf der Straße, als hätte ein Riese sie durcheinandergewirbelt wie Mikadostäbchen. Ganze Stadtviertel waren bis auf die Grundmauern abgebrannt. Wiederum andere sahen aus, als hätte man sie nur kurz erhitzt und dann wieder abkühlen lassen, so wie ein Konditor eine Cr è me brûlée glasiert. Der süßliche Geruch verkohlten Holzes stieg in meine Nase, und ich fragte mich, ob wir die Stadt aus dieser Höhe tatsächlich riechen konnten oder ob der Anblick die Illusion hervorrief. Und nicht nur die Bäume waren zu Skeletten verbrannt, ich sah auch Menschenknochen. Ich konnte sie tatsächlich sehen. Keine vollständigen Skelette, da das verbindende Gewebe fehlte, aber die Knochen der Toten lagen überall rum wie von Räubern aufgeschichtet und von Aasfressern verteilt. Haufen so groß, dass wir sie von hier oben sehen konnten.
Cima übergab sich. Der Anblick der Stadtruine reichte aus. Hastig stieß sie das Seitenfenster auf, streckte den Kopf
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