Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Titel: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heller
Vom Netzwerk:
in sie eindringen konnte. Ich spürte, ich tat ihr weh, und aus irgendeinem Grund musste ich an Tomas denken – an den blutenden Tomas aus ihrem Traum –, und die Panik überrollte mich, und meine Erektion ließ nach.
    Verdammt sei die Welt der Träume. Sein Geist schlich da rum und ruinierte, was mich vor wenigen Tagen noch glücklicher gemacht hatte als jede Liebesaffäre meines bisherigen Lebens.
    Sie drückte meinen weichen Schwanz zweimal, wie zum Trost, was alles nur noch schlimmer machte. Sie seufzte, was ich als Ausdruck von Enttäuschung deutete, und rollte sich auf die Seite. Sie umarmte mich sanft. Wir streckten uns auf der Decke aus, Arm in Arm, starr. Auf einmal fühlte ich mich noch einsamer als in der Zeit vor dem Canyon. Unsere Herzen wummerten und klopften aneinander, nicht aber unsere Gedanken. Ich konnte sie nur noch abwesend streicheln oder küssen, nicht einmal mehr aufrichtig mit ihr reden. So als hätte mein Versagen mich des Rechtes beraubt, ein Liebender zu sein. Als hätte es mich der Lizenz beraubt zu lieben oder meine Zuneigung auszudrücken. Es war furchtbar.
    Als ich auf der Seite neben ihr lag und versuchte, diese neue Furcht einzuordnen – die Furcht, getrennt zu werden, wo die Liebe doch zum Greifen nah war –, wurde mir klar, dass ich, als wir uns liebten, nichts anderes gespürt hatte als ihre Erinnerung an den Traum. Natürlich kommunizierten wir ohne Sprache. Wahrscheinlich hatte sie genau in jenem Moment, oder kurz davor, das blutrünstige Bild des Toten durchströmt. Was bedeutete, dass wir beide nicht bereit waren. Okay, Hig, dachte ich. Red es dir schön. Bitte sehr, wenn es dir dann besser geht. Aber du kannst es nicht ändern. Es ist schlimm. Du kannst es nicht besser machen. Ich kann, ich kann mich nicht bewegen. Kriege kaum noch Luft.
    Hig.
    Sie flüsterte das Wort, ein Luftwirbel in meinem Ohr.
    Was?
    Ch é ri, willst du es mir mit der Zunge machen?
    Sie sagte das mit französischem Akzent, und ich wusste, sie spielte auf diesen alten Filmklassiker an, Pulp Fiction .
    Ich schnaubte, ein grimmiges, freudloses Lachen.
    Wirklich? Du willst das wirklich?
    Sie nickte, ihr Kopf lag auf meiner Brust.
    Okay. Ich atmete aus. Die Pflicht rief.
    Und ich. Küsste mich zwischen ihren Brüsten durch, vorbei an ihrem nach innen gewölbten Nabel, den gekrümmten Hörnern ihrer Hüften, der Tiefebene ihres konkaven Bauches, dem Polster aus kurzen Haaren, bis runter zu den schmalen Lippen, dem glatten Kern, ich atmete tief ein und machte mich an die Arbeit. Betrachtete es als Job. Was funktionierte? Was funktionierte am besten?
    So ging es für eine Weile. Und dann hob sie mir ihre Hüften entgegen und krümmte sich unter meiner Zunge. Und dann stöhnte sie, und ich war ermutigt, feuerte sie an mit Zähnen, Lippen, Zunge. Anspannung und Entspannung, ich lenkte sie wie einen Drachen, so fühlte es sich an, und dann vergaß ich mein blödes Ego, und der Drache stieg sehr weit auf, zerrte immer fester an der Schnur, das Blut strömte, und dann kam sie. Sie kam und bog sich durch, und ich war in ihr, und sie klammerte sich an meinem Rücken fest. Da erst merkte ich, dass ich zu schwer für sie war. Hastig rollte ich von ihr runter und spritzte in die Luft, und dann lagen wir schwer atmend und mit leerem Kopf nebeneinander und waren fast wieder glücklich. Fast restlos.
    Wer hätte das gedacht.
    Und dann dauerte es drei weitere Nächte, weil sie so voller blauer Flecke war. Aber die Stimmung im Camp war besser. Ich konnte spüren, wie alles der Abreise entgegenfieberte.

II
    Pops marschierte los, bevor der Tag dämmerte. Ganz unsentimental und ohne ein Wort des Abschieds. Sah sich noch einmal in der Schlucht um, betrachtete die letzten beiden Kühe und Kälber, die Schafe und Lämmer, warf sich den leichteren Rucksack und das Gewehr auf den Rücken, stapfte kommentarlos stromabwärts und durch den Weidezaun davon.
    Marschierte aus dem einzigen Leben hinaus, dem er sich je voll und ganz verschrieben hatte. Dem Leben, das seiner Abstammung entsprach, seinem Vater und seiner Mutter und seinem Großvater. Es lag ihm wirklich im Blut, und trotzdem öffnete er das Tor und verließ den Canyon.
    Ich wog alles noch einmal nach. Ich baute eine Waage aus einer Literflasche, einem Fünfgallonenkanister, einem Stock, einem Eimer und einem Seil. Hängte sie an einem niedrigen Ast am Ufer auf. Fünf Gallonen wiegen achtzehn Kilo, die Hälfte davon war etwa neun, die Literflasche ungefähr eins. Ich wog

Weitere Kostenlose Bücher