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Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Titel: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heller
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ausgebrannt wie die Autos in der Stadt. Nicht, dass ich mir was dabei gedacht hätte, es in meinem Kopf ausformuliert hätte, dazu blieb keine Zeit. Es war nur dieses erschreckende Bild: die verbrannten, geschrumpften Flugzeuge. Anders als in Erie. Anders als in Denver und Centennial, wo sich die alten Flugzeuge losgerissen hatten und vom Wind über die Landebahn getrieben worden waren. Diese hier waren abgestürzt, bei laufendem Motor. Ich zog tatsächlich am Steuerknüppel, aber nicht, um das Biest abzufangen. Ich riss daran, schlug auf den Hebel für die Drosselklappen, der Motor brüllte, ich drückte den Gemischhebel mit der Handfläche ein, und dann tat die Maschine einen Satz und schoss aufwärts. Wir stiegen noch steiler auf als bei unserem Start von der Wiese vor einer halben Stunde. Die Lämmer schrien.
    Ich schaute zum Seitenfenster raus, durchs Plexiglas, und im selben Moment kam uns das Kabel entgegen, straff über die Landebahn gespannt verpasste es unsere Räder nur um wenige Meter. Schnappte zu wie eine Falle, und genau das war es auch.
    Heilige Scheiße.
    Hig, du abgebrühtes Schlitzohr. Das war Bangleys Stimme. Ein seltenes Lob. Ich warf einen Blick auf die Tankanzeige und sah, dass wir zwei Gallonen übrig hatten. Höchstens zehn Minuten. Scheiße.
    Ich drehte nach links ab und flog eine Schleife, um einen zweiten Blick zu riskieren, gleichzeitig machte ich mich auf Beschuss vom Boden gefasst.
    Gottverdammt.
    Das war Pops.
    Ein gespanntes Seil.
    Er hatte sich das Lamm vom Schoß gesetzt und zum Gewehr gegriffen, und nun scannte er die Wracks und die Hangars ab.
    Das Drahtseil stand im hinteren Drittel der Landebahn etwa drei Meter über den Asphalt gespannt, in Position gehalten von zwei beweglichen Armen, die jemand an Profilstahlträger geschweißt hatte. Sie bewegten sich auf und ab wie der Schnabel eines bösen Fischreihers. Das Drahtseil war so schwarz gestrichen wie der Asphalt, aber ich konnte ganz eindeutig seinen Schatten erkennen und dann die bösartige Vorrichtung selbst. Keine Schüsse. Ich verdrehte mir den Hals.
    Pops?
    Das war’s, schrie er. Mehr haben sie nicht auf Lager.
    Wollen wir?, schrie ich zurück.
    Sie erledigen? Ja, zur Hölle.
    Cima?
    Sie sah verwirrt aus, ihr war immer noch schlecht, und sie war unfähig, das Geschehene zu begreifen. Sie nickte.
    Wir haben kaum eine andere Wahl, rief ich. Unser Tank ist gleich leer.
    Ich zog einen engeren Kreis und ging ein zweites Mal in den Landeanflug, diesmal ohne Berücksichtigung der Vorschriften, ohne nachzudenken ohne irgendwas zu denken außer: dieses Arschloch dieses Arschloch. Ich kriege dich. Das Gefühl, verraten worden zu sein. All die Jahre über den Funkspruch nachgedacht zu haben. Die Hoffnung, die sie mir gemacht hatten. Ich kochte vor Wut.
    Alles ging ganz automatisch. Ich kam aus der Kurve, schoss hinunter und setzte dreißig Meter hinter dem Kabel auf. Pops beugte sich nach vorn und sagte:
    Lass sie ausrollen. Bis da hinten. Lenk sie hinter das Gebäude, das zweite westlich vom Tower.
    Wir rollten schnell. Das Radio knackte. Saubere Landung, sagte die Stimme, die kein bisschen mehr nach Tante Bee aus der Andy Griffith Show klang. Sie klang hart und angespannt. Dann Gelächter. Gelächter wie Konservendosen, die über den Gehsteig gezogen werden, laut und blechern. Glückwunsch. Ihr seid die Ersten .
    Ich antwortete nicht. Ich bog nach links auf einen Hangarvorhof ab und rollte in die Deckung, so wie Pops es mir gesagt hatte, und schaltete den Motor aus. Wir standen im kühlen Schatten der Big River Flugschule, Ihr offizieller Cessna-Partner . Wir standen so dicht an der Wand, dass wir die Spitze des Towers nicht mehr sehen konnten. Wer immer die waren, sie konnten uns nicht ins Visier nehmen. Ich stieg aus und klappte den Sitz nach vorn, damit Pops rausklettern konnte. Unten an der Wand saß eine Grille und zirpte laut. Cima blieb sitzen. Angeschnallt. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, so hatte ich sie noch nie gesehen. Offenbar stand sie unter Schock. Ja, unter Schock. Ich ging herum zu ihrer Tür und öffnete sie. Sie stützte sich mit langer Hand aufs Instrumentenbrett, direkt über der Ölanzeige, ein neuer blauer Fleck hatte sich auf ihrem Unterarm ausgebreitet. Sie drehte sich zu mir um. Ihre Augen waren glasig.
    Es ist nicht bloß wegen dieser gemeinen Sache. Wegen der Falle. Deswegen auch. Es ist wegen der Stadt.
    Ich nickte. Sie und Pops hatten sich aus der Welt zurückgezogen, lange bevor es zum

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