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Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Titel: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heller
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ehrlich. Wenn ich ihnen die Sprite bringe, lande ich auf der Einfahrt der Familien wie ein Gott.
    Einer wimmert, der Blonde. Macht sich nicht mal die Mühe zu betteln.
    Ich muss sie umlegen. Wenn ich sie verschone, räumen sie den Laster aus, verstecken das Zeug in den Gräben, in den Knicks, und dann war’s das mit dem monatlichen Luxus. Die kleinen Freuden. Wir haben wenig genug, auf das wir uns freuen können. Außerdem haben sie versucht, mich umzubringen.
    Rasta kniet und bedeckt sich die Augen mit seinen riesigen Händen, so wie ein Kind, das Verstecken spielt, und er weint dabei. Der Zopfträger hat sich die Arme über den Kopf gelegt und beobachtet mich mit blankem Entsetzen, er zittert, winselt, macht sich auf den Schuss gefasst.
    Aufstehen!
    Nun mach schon!, schreit Rasta.
    Aufstehen. Ich werde euch nicht töten.
    Die Worte wie flüssiger Stickstoff. Sie erstarren komplett.
    Wir machen das jetzt so: Ihr zieht euren Kumpel in den Graben, und dann sagt ihr kein Wort, kein einziges verdammtes Wort, während mein Hund zu Abend isst.
    In ihrem von Todesangst verzerrten Gedanken krachen die Bilder ineinander. Das eigene Leben gerettet, die Erleichterung noch nicht verarbeitet, nicht ganz geglaubt, und dann der Horror des fressenden Hundes. Das Ganze wie ein Strudel, eine Gegenströmung wie am Flughafen, wenn der Wind aus entgegengesetzten Richtungen bläst. Beide fangen stark zu zittern an.
    Ich meine es ernst. Ich werde euch nicht erschießen. Wie ihr schon gesagt habt, ich hätte es längst getan. Ganz bestimmt.
    Sie lassen den Kopf hängen, beobachten mich. Man tötet für Cola. Nicht für ein Grundnahrungsmittel, sondern für einen Luxus. So, wie wir einander früher wegen Diamanten umgebracht haben, und wegen Öl. Aber nein. Nicht heute.
    Ihr zieht euren Kumpel in den Graben, und dann ladet ihr zwanzig Kisten ein, fünfzehn Coke, fünf Sprite, ach ja, und noch zwei Paletten Dr. Pepper, ihr ladet sie hinten ins Flugzeug ein, schön ordentlich, und dann steige ich ein und fliege weg. Und der Rest gehört euch. Ich kann euch sowieso nicht davon abhalten. Wenn ich einmal in der Luft bin. Außer, ich erschieße euch. Was ich nicht vorhabe. Hab schon zu viele Leute erschossen. Los jetzt.
    Der Turmfalke kreist über dem Feld. Der Wind streicht über das kurze Gras, die Sonne hat fast schon die Berggipfel erreicht. Er wird kreisen und jagen, bis es dunkel geworden ist. Kreisen und in den Sturzflug gehen, kreisen und in den Sturzflug gehen. Mit seinem kleinen Federhelm kreist er unermüdlich. Er steht in der Luft. Er jagt Ratten und Wühlmäuse.
    Mir ist schlecht. Am liebsten würde ich auf die Straße kotzen, aber ich tue es nicht. Ich habe es so satt zu verteidigen, was auch immer ich da verteidigen muss.
    *
    Sie haben die Cola eingeladen. Sie haben ihren compa in den Graben geschleift, und ich habe gepfiffen und mich umgedreht. Sie trugen vier Kisten auf einmal und waren wirklich schnell. Ich befahl ihnen, den Bogen und den Köcher ebenfalls einzuladen. Wenn Zopfträger sich vorbeugte, baumelte eine lange Schnur mit Lederschnitzen von seinem Hals. Beide Männer rochen wie der Tod.
    Du bist sowieso erledigt, murmelte Zopfträger, als er mit einer Armladung an mir vorbeikam.
    Was hast du gesagt?
    Nichts. Schnauft und schiebt die Kisten durch die Luke.
    Was zur Hölle hast du gesagt?
    Er drehte sich um, wollte an mir vorbeigehen. Ich hielt ihn mit dem Lauf des Sturmgewehrs auf.
    Was war das eben?
    Ich rammte ihm den Lauf in die Rippen. Er grunzte.
    Die A-raber. Du kannst uns kaltmachen, aber dann machen dich die A-raber kalt.
    Was soll das heißen, die Araber?
    Wir haben von denen gehört. In Pueblo. Über Amateurfunk. Die A-raber. Die sind hier. Oder auf dem Weg. Um uns alle zu töten.
    Er spuckte aus. Direkt neben meine Stiefel.
    Was ist das? Ich stupste ihn an.
    Was?
    Das. Deine Kette.
    Er richtete sich auf und schluckte. Seine Augen gelbgrün im letzten Sonnenlicht. Spöttischer Blick.
    Das sind Mösen. Getrocknete Mösen.
    Ich drückte auf den Abzug. Zerriss ihm die Brust. Ohne nachzudenken. Ich ließ ihn aufgerissen auf der Straße liegen, mit rausquellenden Gedärmen. Der andere, der mit den Rastalocken, ließ seine Kisten fallen und rannte los. Richtung Süden. Richtung Süden, durch ein grünes Feld. Unter einem Korallenriff aus rosa Wolken, eine groteske Gestalt, die zu einem kleinen Punkt zusammenschrumpfte.
    *
    Ich versuche, das Richtige zu tun. Die Umstände kommen mir immer wieder dazwischen. Was mache

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