Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Titel: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heller
Vom Netzwerk:
ich mit zwanzig Kisten Cola? Bangley schenken?

V
    Als ich Bangley von der Begegnung am Coke-Laster erzählte, zog er die Schnupftabakdose aus seiner Westentasche, eine nagelneue Dose, fuhr mit dem scharfen Daumennagel an der Deckelkante entlang und hebelte sie auf. Ich konnte den Tabak von meinem Platz an der Werkbank aus riechen, ein starker, salziger, muffiger Geruch wie eine Ladung saurer Torf. Er schob sich eine Prise in die Backe, trat zwei Schritte zurück und spuckte zum Hangartor hinaus. Mein einziger Erfolg bei meinen zahlreichen Versuchen, den Mann zu domestizieren.
    Danke.
    Verdammt, Hig, immerhin ist das hier deine Küche und dein Empfangszimmer, verdammt.
    Er lehnte sich an den Barhocker, den ich extra für ihn an der Tür aufgestellt habe, damit er sich beim Reden umdrehen und spucken kann. Er setzt sich nie, lehnt sich immer nur mit durchgedrückten Beinen und verschränkten Armen an.
    Du hast ihm also eine Chance gegeben.
    Umdrehen, spucken.
    Wie ein echter Pfadfinder.
    Er beobachtete mich. Ich stellte mir vor, dass seine schiefergrauen Augen bei jeder Bewegung trocken knirschen wie Kies.
    Du warst bereit, eine wichtige Koffeinquelle aufzugeben. Von der Kohlensäure gar nicht zu sprechen. So viel Kohlensäure gibt es nicht mehr auf dieser Welt, Hig. Von selbst schäumt hier gar nichts.
    Ich konnte nicht anders, als zu lächeln. Er drehte sich um, spuckte aus.
    Und du warst bereit, dein Leben zu opfern. Zwei Mal. Nein, warte, drei Mal. Oder vier? Ich komme mit dem Zählen nicht hinterher.
    Er zog eine Hand aus der Armverschränkung raus und rieb sich über die Augen, über den Mund, er war zum Zählen gezwungen. Sein Dreitagebart so grau wie Draht. Er gab es auf.
    Mal sehen: Dein erster Fehler war es, dich nicht neben den Anhänger gestellt zu haben, von wo aus du hättest schießen können, ohne die Ladung zu beschädigen. Du hast mir erzählt, der Anhänger wäre noch zu zwei Dritteln beladen. Nun ja. Jede Menge Platz. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte der Gegner sich in der Nähe der Tür versammelt. Du hattest jede Menge Munition dabei. So oder so hättest du sie erledigt. Der Kerl mit dem Bogen wäre nie zum Schuss gekommen.
    Er schüttelte den Kopf. Er war gar nicht amüsiert.
    Zweiter Fehler: Als der Kerl mit seinem Kumpel hinter der Tür gesprochen und im Grunde deine Koordinaten durchgegeben hat. Du wurdest anvisiert, Hig. Er hat dem Schützen Winkel und Entfernung verraten. Der einzige Grund für ein dermaßen freches Vorgehen muss gewesen sein, dass sie sich so oder so für erledigt hielten und dachten, sie müssten die letzte Chance nutzen. Ich meine, die müssen sich ganz schön gewundert haben, in der ganzen verdammten Hemisphäre ausgerechnet auf den alten, gutmütigen Hig zu stoßen. Damit haben sie nun wirklich nicht gerechnet. Hig, der anscheinend in den Himmel kommen will.
    Es spuckte aus.
    Er schreit also: So und so kannst du den Penner erledigen! Aber du behauptest, du hättest sie unter Kontrolle gehabt. Also, das wäre nun wirklich der Moment gewesen, einen oder zwei Schüsse abzugeben. Oder drei. Du hättest zuerst den abseits stehenden Mann töten müssen, blitzschnell, den in der Nähe des Grabens, der jederzeit hinter dem Anhänger hätte verschwinden können, und dann den daneben und zuletzt den auf der Ladefläche, der dich um ein Haar erwischt hätte. Peng peng peng.
    Er spuckte aus.
    Aber nein. Nicht mit dem alten Hig. Du erstaunst mich immer wieder. Du wartest, bis die Tür aufgeht und du den Mann mit dem Bogen im Anschlag siehst, und du wartest, bis er einen Pfeil abschießt, nur für den Fall, dass er auf einen Fasan gezielt hat und nicht auf deinen Arsch –
    So war das nicht.
    Hat er einen Pfeil abgeschossen oder nicht?
    Mit Bangley konnte man nicht diskutieren. Ich lehnte mich an die Werkbank an und verschränkte die Arme. Ich schämte mich. Das muss ich zugeben.
    Okay, du legst ihn um. Die erste schlaue Tat an diesem Tag. Aber wie viele Kisten hast du dabei kaputtgemacht? Hättest du dich doch bloß von der Seite genähert, wie jeder gute Taktiker, aber bitte schön. Nun gut. Er ist erledigt. Die Bedrohung ausgeschaltet. Die beiden anderen sind Riesenmuschis und erstarren. Anstatt die Gelegenheit zu ergreifen und dich zu attackieren oder zu fliehen.
    Er schüttelte den Kopf.
    Sie geben Hig eine letzte goldene Gelegenheit. Präsentieren sich als die perfekten Ziele. Flehen dich praktisch an, sie zu erschießen.
    Er spuckte aus, verschränkte die Arme, schob sich

Weitere Kostenlose Bücher