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Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition)

Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition)

Titel: Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Abbott
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von Hockeyverletzungen gesehen«, sagt er. »Ich weiß, wie die aussehen. So jedenfalls nicht.«
    Er sieht mich an, ich kann seinen Blick geradezu spüren.
    Die Pause wird immer länger, und der Druck ist jetzt in meinem Kopf, er hämmert.
    »Manchmal ist es ganz schön hart da draußen«, sagt er. »Oder? Für euch Mädchen? Ihr seid alle Kriegerinnen, oder? Löwinnen.«
    »Ja«, sage ich. »Ja.«
    Nachts im Bett sehe ich es vor mir: alles, was so roh und fleischig und klaffend aussah, alles, was sich so durcheinander und zerrissen anfühlte – es könnte am Ende doch alles etwas bedeuten. Mehr als das, was es zu sein schien, ein Mann, der gegen sein Liebesleid ankämpfte, bis er nicht mehr dagegen ankam. Natürlich war es mehr als das.
    Aber es ist schwer hinzugucken.
    Ich denke an Dusty, ich denke an sie, und alles geht auf und ab, all die Dinge, die sie so unerreichbar wirken lassen, so weit weg … die Dinge, die sie unberührbar machten, bei allem, was sie sagte oder tat. Egal, ob sie einem mit dem Schläger eins versetzte, ihre Selbstjustiz an einem vollzog. Sie hatte ein Feuer in sich. Und wie. Und … und …
    Dustys ganzes Elend, ihre aufgeplusterte Wut, und wie Evie darauf bestanden hat: »Wir haben ihn nie zusammen gesehen. Kein Stück.«
    Sie haben gar nichts miteinander geteilt. Sie waren nicht diese Art Schwestern.
    Lange Kratzer, Kriegsverletzungen.
    Ich habe dieses Bild im Kopf, von Dusty als Wachtposten. Hat sie womöglich versucht, Wache zu stehen? Versucht, es zu verhindern? Geh nicht mit ihm, Evie, wag es nicht, sagt eine imaginäre Stimme in meinem Kopf. Dusty.
    Ich kriege es nicht ganz zu packen. Ich drehe mich im Kreis, ich drehe mich im Kreis, aber ich kann die dunkle Mitte noch nicht erkennen.
    Immer wieder spiele ich diese letzten Wochen durch. Alles, was Dusty und Evie mir erzählt haben, all ihre Enthüllungen. Aber den Kern all dessen – oder ist es der Grund? –, den habe ich noch nicht erreicht.
    »Sie sind wieder da«, sagt meine Mutter, sie weckt mich und kitzelt mich im Gesicht, sie beugt sich über mich, ihr langes Haar fällt mir auf die Wange, sie flüstert mir ins Ohr.
    Es ist die letzte Juliwoche, und das Auto der Ververs steht drüben in der Einfahrt, und meine Mutter macht Waffeln, was sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht hat.
    Ihr Gesicht ist ganz warm, als wäre es mit Gold und etwas Glattem weichgebürstet worden. Sie berührt alles mit leichten, tanzenden Fingern, die Stuhllehnen, den Servierlöffel, Teds blonden Schopf.
    Ich kann den Blick gar nicht vom Küchenfenster wenden, das Haus liegt so still da wie den ganzen letzten Monat, aber man spürt die Hitze darin, man merkt, dass es wieder zum Leben erwacht.
    »Und, Mom«, sagt Ted und zuckt unter ihrer Berühung. »War die alte Harvey-Wallbanger-Mischung wieder im Einsatz?«
    Er lacht, und ich glaube, er will, dass sie mitlacht, aber sie sieht sich nur selbst an, und ihr Gesicht verliert das Butterweiche. Das wollte er nicht, aber er hat es ihr genommen.
    »Nein«, sagt sie. »Überhaupt nicht.« Sie lächelt schwach, und dann kommt, während sie Sirup auf unsere Waffeln gießt und uns die taufeuchte Butter zuschiebt, nach und nach das Gold zurück.
    Dr. Aiken – hat er wirklich Magie in sich, kann er zaubern und Glitzer ausstreuen und meine Mutter zum Leuchten bringen? Ein Mann wie er, an ihm schimmert doch gar nichts. Er kann nicht zaubern. Aber sie leuchtet.
    Es geht alles so schnell. Das Auto steht in der Einfahrt, und schon mittags fahren Evie und ich mit dem Rad zum Schwimmbad.
    Sie sagt, der Urlaub war schön. Sie sagt, alles ist schon besser. Die Schule hat ihr das Zeugnis mit der Post zugeschickt, und sie geht im September mit mir zusammen auf die Highschool.
    Sie erzählt mir alles Mögliche, als würde sie uns warmreden, so lange reden, bis alles wieder ist wie immer. Als würden wir uns beide insgeheim sagen, alles ist wie immer, wir können ewig so weiterreden, und wir können jede Minute zusammen verbringen.
    Es ist wie mit all diesen Dingen. Es ist das Bild, das wir von ihnen haben. Und Evie und ich, wir stehen da und gucken das Bild an, wie wir einmal waren, und wir bewegen unsere Arme genauso, drehen unsere Köpfe in diese oder jene Richtung. Wenn es genauso aussieht, wird es vielleicht wieder genauso. Me and My Shadow.
    Aber alles, was sie sagt, hat einen hohlen Beiklang. Ich klopfe hohl an Evies hohles Herz.
    Es ist vorbei.
    Aber das Erstaunliche ist: In diesem Vorbeisein liegt eine

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