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Das Ende der Welt (German Edition)

Das Ende der Welt (German Edition)

Titel: Das Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Höra
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ich.
    »Zeigt mal eure Hände«, sagte Maras mit eisiger Stimme.
    Wir hielten sie ihm hin. Er begutachtete meine, brummte etwas in seinen Bart und sagte: »Na gut.«
    Leelas Hände betrachtete er länger. Ihre Finger waren lang und kräftig, und sie hatte abgekaute Nägel, wie mir zum ersten Mal auffiel. Das waren keine Hände einer Büroarbeiterin, das musste auch Maras merken. »Hm?«, machte er fragend.
    »Ich hab sie mir auf der Flucht ruiniert«, sagte Leela. Sie guckte traurig, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.
    Maras gab sich damit zufrieden. »Da wäre noch ein Problem. Ich kann euch nicht einfach einstellen. Weiß ich, ob ihr nicht Saboteure seid? Oder noch schlimmer: Terroristen?« Er grinste listig. »Habt ihr Geld?«
    Wir schüttelten die Köpfe.
    »Wie schade«, sagte Maras. »Doch wenn jemand aus der Siedlung für euch bürgen könnte, das wäre etwas anderes. Kennt ihr hier jemanden?«
    »Wir kennen Roger«, sagte Leela plötzlich. »Er ist ein entfernter Verwandter.«
    Maras sah uns misstrauisch an. »Wir kennen ihn nicht wirklich«, sagte ich schnell. »Er ist der Sohn einer Kusine unserer Mutter. Wir wissen nur, dass er hier lebt.«
    Maras riss das Fenster auf und schrie zu den Wachleuten heraus, sie sollten auf der Stelle Roger holen.
    Maras wird Roger sofort durchschauen, dachte ich, und sah mich bereits mit den Wachen kämpfen.
    Während wir auf Roger warteten, ignorierte uns Maras und schaufelte sich ungerührt den Rest seines Rühreis in den Mund. Für einen Augenblick überlegte ich, Maras niederzuschlagen und mich auf sein Essen zu stürzen. Ei war ein Leckerbissen, den es nicht oft gab. Hühner waren selten, denn in den sumpfigen Wiesen konnten sich die Viecher nicht halten, man brauchte beheizte Ställe.
    Leelas Blick hielt mich zurück. Maras wischte mit einem Brotkanten den Rest vom Teller und kaute genüsslich, bevor er sich rülpsend zurücklehnte. In diesem Moment erschien Roger und knetete nervös seine Finger. Man konnte seine Angst vor Maras direkt riechen. Hätte er uns in diesem Augenblick verraten, ich hätte es ihm nicht einmal übel nehmen können.
    »Kennst du diese beiden?«, fragte Maras und zeigte auf uns. Roger stand verdattert da. Man sah regelrecht, wie er krampfhaft nach der richtigen Antwort suchte.
    »Nein!«, sagte er dann.
    »Sie behaupten, sie wären deine Verwandten aus dem Osten«, sagte Maras.
    »Wir sind die Kinder von Grit, der Kusine deiner Mutter«, sagte Leela schnell, bevor Roger uns um Kopf und Kragen reden konnte.
    Roger kratzte sich am Kopf, ich legte die Hand unauffällig an mein Messer.
    »Grit!«, sagte Roger nach einer Weile. »Natürlich. Meine Mutter hat mir von euch erzählt.« Er schüttelte uns die Hände. »Wie geht es ihr denn?«
    »Sie ist tot«, sagte Leela.
    »Oh!«, machte Roger
    »Dann ist ja alles geklärt«, sagte Maras und zog aus seiner Schublade einen Vertrag, den er ausfüllte und uns dann zur Unterschrift über die Tischplatte schob. Ich wollte gerade Knips daruntersetzen, als Roger mich anrempelte, und der Stift übers ganze Papier schmierte. Ich sah ihn böse an. Er zwinkerte mehrmals, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen. »Das fängt ja gut an«, fluchte Maras und kramte in seiner Schublade nach einem weiteren Vertrag. Roger zischte mir mit schiefem Mund etwas zu, das ich nicht verstand. Ich sah zu Leela. Sie machte ebenfalls komische Grimassen. Endlich hatte Maras einen neuen Vertrag gefunden, doch gerade als ich meinen Namen schreiben wollte, riss Leela mir den Stift aus der Hand und malte drei schiefe Kreuze auf das Papier. Die meisten Zefs konnten nicht schreiben, ich hätte mich damit verdächtig gemacht.
    »Ihr fangt sofort an«, sagte Maras, nachdem ich ebenfalls meine Kreuze gemacht hatte. »Roger wird euch zum Vorarbeiter bringen, der euch einweist. Wohnen könnt ihr in der alten Hütte der Kopeckes, die steht leer. Dafür zahlt ihr natürlich Miete. Genauso wie für eure Arbeitskleidung und für Strom und Wasser aus dem Brunnen. Außerdem für euer Werkzeug. Einkaufen tut ihr im Fabrikladen, der mir gehört. Wollt ihr Kartoffeln anpflanzen, kauft ihr das Saatgut bei mir. Jagen und Fischen sind illegal. Auch das Sammeln von Essbarem aus dem Wald ist verboten. Wenn ich euch dabei erwische, bekommt ihr Stockhiebe. Ihr könnt auf Pump bei mir kaufen. Zu fünfzig Prozent Zinsen. Habe ich etwas vergessen?« Er tat, als ob er nachdenken würde, und sagte schließlich: »Für meine

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