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Das Ende der Welt (German Edition)

Das Ende der Welt (German Edition)

Titel: Das Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Höra
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doch, Bertha«, sagte Roger und sah uns entschuldigend an.
    »Nur weil deine Verwandten nicht aus der Gegend sind, müssen sie sich nicht wie Vertreter der alten Herrscherklasse aufführen. Das ist dank General Cato endgültig vorbei.«
    »Sie haben es nicht mit Absicht getan«, sagte Roger kleinlaut.
    Wir saßen den beiden gegenüber. Bertha thronte wie ein feister Giftpilz auf ihrem Platz und sah uns über die dampfenden Töpfe hinweg misstrauisch an, während Roger unsere Teller füllte. Wir aßen schweigend, bis Leela ein Stück Fleisch hochhielt und fragte: »Von was für einem Tier stammt das eigentlich?« Sie war sichtlich angewidert.
    »Frag lieber nicht«, antwortete Roger. »Das ist das Einzige, was wir uns leisten können.«
    »Das ist der Dame wohl nicht fein genug? Sie ist wohl etwas Besseres gewohnt«, sagte Bertha und sah Leela lauernd an. Leela schüttelte den Kopf und knabberte eifrig an einer Klaue.
    Nach dem Essen hätten wir uns am liebsten verabschiedet, doch Bertha hielt uns einen Vortrag über den Anbruch der neuen Zeit. Wie gern hätte ich sie durchgeschüttelt und in ihr fettes Gesicht geschrien, doch stattdessen nickten wir interessiert. Beim Abschied sagte Bertha: »Wir sehen uns ja morgen Abend wieder«, und hielt uns ihre fleischige Hand zum Schütteln hin. Leela und ich sahen uns verwundert an.
    »Ihr wisst doch, dass wir uns morgen alle im Gemeindehaus versammeln, nicht wahr?«, fragte sie. Wir schüttelten die Köpfe.
    »Oh, das solltet ihr aber«, sagte Bertha mit einem drohenden Unterton. »Maras wird die neuen Bestimmungen der Regierung verlesen, und jeder hat die Pflicht, teilzunehmen.«
    Und an Leela gewandt sagte sie: »Und anschließend nehme ich dich zu unserem Frauenabend mit. Wir Mädchen und Frauen der Siedlung treffen uns, um über unsere Zukunft zu sprechen und zu beraten, wie wir sie im Sinn der neuen Regierung gestalten können. Außerdem machen wir Gedichte auf General Cato. Die besten werden im Rundfunk vorgelesen.«
    Leela sagte widerwillig zu. Die Einladung auszuschlagen hätte uns nur verdächtig gemacht.
    »Was für ein widerliches Weib«, schimpfte Leela, als wir zu unserer Hütte zurückgingen.
    »Bertha ist so klug und weiß so viel«, äffte ich Roger nach.
    »Aber sie hat einen ekligen Mundgeruch«, giftete Leela, worauf wir beide lachten und uns im gleichen Moment schuldbewusst umsahen. Bei den Zefs wurde nicht viel gelacht. Gute Laune war verdächtig. Schweigend setzten wir unseren Weg durch die nächtliche Siedlung fort.

24
    Als der Morgen dämmerte, konnte ich nicht länger schlafen. Durch den Riss der Stoffwand, die Leela als Raumteiler zwischen uns aufgehängt hatte, sah ich, dass sie bereits wach war.
    »Ich glaube, ich stehe den Tag heute nicht durch«, klagte sie. »Die ganze Zeit in dieser stickigen, feuchten Wäscherei.«
    »Komm schon«, munterte ich sie auf. »Ewig wird Cato seine Lügen nicht verbreiten können.«
    Doch nachdem ich Bertha erlebt hatte, war ich mir darüber gar nicht mehr so sicher.
    Nach einem Becher muffigen Wassers und einem Muschnik machten wir uns auf in die Fabrik. Während der Arbeit hatte ich hin und wieder das Gefühl, beobachtet zu werden, doch ich sah niemanden, bis auf einmal Maras vor mir stand. »Du bist zu langsam«, sagte er. »Ich habe dich beobachtet. Sieh zu, dass du schneller wirst.« Er grinste mich an und verschwand. Als er weg war, fiel mir auf, dass ich meine Brille nicht aufgehabt hatte. Hoffentlich hatte er es nicht bemerkt.
    Ich nahm mir vor, Leela davon zu erzählen, doch am Abend war ich so müde, dass ich es schon vergessen hatte. Gerade als ich mich auf der Matratze ausgestreckt hatte, sagte sie: »Du kannst jetzt nicht schlafen, das Treffen beginnt gleich.«
    »Ich bleibe hier«, sagte ich schläfrig. Doch Leela ließ sich nicht erweichen, und so stolperte ich kurz darauf hinter ihr her zum Gemeindehaus. An der Tür erwartete uns Bertha schon mit grimmigem Blick.
    »Schön, dass ihr auch den Weg zu uns gefunden habt«, sagte sie barsch. Im Gemeindesaal waren Stuhlreihen mit Blickrichtung zum Tresen aufgebaut. Wir sahen uns nach einem Platz um, da entdeckten wir Roger, der zwei Stühle freigehalten hatte. Gerade als wir uns gesetzt hatten, betrat Maras den Raum, seine Schlägerburschen im Schlepptau. Er kletterte auf den Tresen, stellte sich breitbeinig hin, ließ sich einen Zettel reichen und räusperte sich. Sofort verstummten alle. »Wir haben Nachrichten aus der Hauptstadt«, verkündete er

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