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Das Ende der Welt

Das Ende der Welt

Titel: Das Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gran
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riesige, leere Halle. Sie war nur spärlich ausgeleuchtet, so dass man die Rückwand und die Hallendecke nicht erkennen konnte. Klar zu sehen war nur ein Kreis in der Mitte, wo eine provisorische Bühne aufgebaut war, um die ein halbes Dutzend Gestalten herumlungerte.
    »Eben ist mir eingefallen, dass ich schon mal hier war«, sagte Tracy plötzlich. »Es sah aber anders aus. Es war an einem Donnerstagabend. Hier drinnen war es wie in einem Club. Chloe hatte mich mitgenommen. Eine Band hat gespielt. Da hinten war die Bar …«
    Sie deutete auf die hintere Wand.
    »Und da vorn waren die Go-Go-Tänzerinnen«, sagte sie und zeigte nach links. Ich sah die beschriebene Szene quasi vor mir; ich hatte sie Dutzende Male erlebt.
    »Wer hat gespielt?«, fragte ich.
    » CC und diese Typen. Vanishing Center.«
    »Chloe wollte an ihrem freien Tag ausgerechnet
die
sehen?«, fragte ich.
    Tracy legte den Kopf schief. »Es war einfach nur eine Party, wo sie zufällig aufgetreten sind.«
    Wir gingen zur Bühne.
    »Das sind sie!«, sagte Tracy.
    Als wir näher kamen, sah ich, dass sie recht hatte. Das waren Vanishing Center. Über der Bühne hing ein Stoffbanner mit dem Bandlogo: ein Sarg mit dem Schriftzug
Die Zeit ist um.
    Niemand bemerkte uns. Vanishing Center bereiteten sich auf eine Probe vor, ohne CC .
    Es roch nach Streit. Stiv Black, der Bassist, diskutierte mit Johnny Needle, dem Gitarristen, über den Bühnenaufbau.
    »Hör mir zu, Arschloch, ich hab es dir eine Million Mal gesagt. Ich will auf dem vorderen Bühnenteil keine Kabel auf dem Boden liegen sehen.«
    »Dann räum sie weg, verdammt.«
    »Du hast sie da hingelegt, du Penner!«
    Wir sprachen Ace Apocalypse an.
    »Hallo«, sagte ich, »wir sind …«
    »Hey, keine Mädchen!«, rief Ace zur Band hinauf. »Ich habe es euch doch gesagt! Und wie alt sind die überhaupt, zwölf?«
    »Wir gehören nicht zur Band«, sagte Tracy. »Wir suchen Chloe. Sie arbeitet für dich. Hast du sie gesehen?«
    »Heilige Scheiße«, sagte er und sah uns zum ersten Mal richtig an. »Chloe?«
    »Chloe«, sagte Tracy. »Wann hast du sie zum letzten Mal gesehen?«
    »Donnerstag«, sagte Ace stirnrunzelnd. »Letzten Donnerstag. Wer seid ihr?«
    »Ihre Freundinnen«, sagte ich. »Wir suchen nach ihr. Keiner hat sie seit Donnerstag gesehen.«
    »Ich auch nicht«, sagte er. »Scheiße. Hoffentlich ist alles okay mit ihr. In letzter Zeit hat sie echt Mist gebaut, dabei ist sie eigentlich spitze. Die beste Assistentin, die ich je hatte.«
    »Mist gebaut?«, fragte ich.
    »In letzter Zeit?«, fragte Tracy.
    »In den vergangenen Wochen«, sagte Ace. Die Band oben auf der Bühne stritt weiter. »Oder Monaten. Der übliche Mist. Als rutschten alle Assistentinnen ab einem gewissen Zeitpunkt in dasselbe Verhaltensmuster ab. Sie kommen zu spät zur Arbeit. Sind zu verkatert, um irgendwas auf die Reihe zu kriegen. Einmal ist Chloe mitten im Dreh eingeschlafen. Oder eingedöst, oder wie man das nennen will. Ich weiß nicht, was sie genommen hatte.«
    Ace wusste gar nichts. Wir gingen zur Bühne, wo die Band immer noch stritt.
    »Hey«, sagte Tracy zu Stiv Black, »kann ich mal was fragen?«
    Er ignorierte sie und schimpfte weiter über die Kabel.
    »Ich habe es dir eine Million Mal gesagt, ich habe keine Lust, wegen der bescheuerten Kabel mitten in der Show auf die Nase zu fliegen!«
    »Ich muss dich etwas fragen«, versuchte Tracy es noch einmal, »äh, hallo …«
    »Wirklich nicht?«, fragte Johnny. Die Band war bekannt dafür, pro Konzert mindestens ein Mal von der Bühne zu fallen.
    Sie sahen einander an und lachten sich schlapp.
    »Hey!«,
rief Tracy. »Ich habe eine
Frage

    Die Männer verstummten und starrten auf das kleine Mädchen vor der Bühne.
    Eilig zog Tracy ein Foto von Chloe heraus und hielt es in die Höhe. »Ich suche dieses Mädchen. Ich muss wissen, ob du sie gesehen hast.«
    »Wer seid ihr?«, fragte Stiv. »So was wie Detektivinnen?«
    Die Männer lachten. Ich hörte Ace hinter mir mit ihnen lachen.
    »Ja«, sagte ich. »Wir sind so was wie Detektivinnen.«
    »Oh, Detektivinnen«, hörte ich es hinter mir.
    Tracy und ich drehten uns um.
    Während der Unterhaltung war CC hereingekommen. Er trug einen ausgefransten, fleckigen, grünen Samtanzug ohne Hemd. Seine Springerstiefel wurden von schwarzen und silbernen Klebestreifen zusammengehalten.
    Tracy zeigte CC das Foto von Chloe.
    »Wir müssen wissen, wann du dieses Mädchen zuletzt gesehen hast«, sagte sie. »Du kennst sie. Sie

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