Das Ende der Weltraumstadt
Schiff konfisziert. Das bedeutet, daß er die so gut wie eingefrorene Station nicht ohne fremde Hilfe verlassen kann, aber auch nicht das Personal und Möglichkeiten hat, der Situation dort Herr zu werden. Bleiben muß er jedoch, denn wenn er Fuß auf irgendeinen Planeten setzt, wird er sofort wegen Freiheitsberaubung verhaftet. Finanziell ist er am Ende, weil die Relaisstation zur Nachrichtenübermittlung nicht mehr nötig ist, und er wird auch nie soviel Geld zusammenkratzen können, daß er gerichtlich klagen kann. Wenn ich Mark Kingman wäre, würde ich …«
Channing schüttelte den Kopf, ohne den Satz zu beenden. Er drehte sich zu Walt um. »Hast du einen Ring zur Hand?«
Wes Farrell hielt einen Ring aus grünlichem Metall hoch, das in allen Farben schillerte. »Eine neue künstliche Legierung«, sagte er. »Ich stelle Ihnen den Ring gern zur Verfügung.«
Walt schüttelte den Kopf. »Danke, aber nicht nötig.« Er fummelte in einer Jackentasche und brachte einen schmalen Goldreif zum Vorschein. »Der ist garantiert einmalig!« behauptete er stolz. »Er gehörte meiner Mutter und vor ihr meiner Großmutter.«
Während die Relaisstation Venus gerade noch ganz klein unter ihnen zu erkennen war, schon fast verdrängt vom Sternenhimmel rings um sie, öffnete Kapitän Johannson sein Buch und begann mit der Trauungszeremonie.
Das äußere Dreieck
Ein paar Kilometer südlich der Bifrostbrücke über dem Styxfluß, zwischen den Zwillingsstädten Mephisto und Hel, auf dem neu umgeformten und jetzt besiedelten Pluto, liegt eine nur wenige Morgen große Insel. Auf ihr steht ein einladendes Haus mit einem niedrigen Nebengebäude – offenbar einer Werkstatt – an einer Seite, und an der anderen unverkennbar ein überaltertes Raumschiff, die Relay Girl II, die dem ursprünglichen Schiff nachgebaut wurde, das Mark Kingman gegen Ende der Relaisstation-Zeit vernichtet hatte.
Dieses Haus gehörte Don und Arden Channing.
Die Jahre hatten es gut mit Don gemeint. Er hatte noch fast alle eigenen Zähne und sein dichtes Haar, das allerdings jetzt grau war. Und er war immer noch ein Optimist, der das Leben liebte. Doch wenn die Zeit freundlich zu Don war, war sie es erst recht zu Arden. Ihre reife Schönheit hatte in den fünfundzwanzig Jahren einer wirklich guten Ehe und der Überzeugung, daß ihre Tochter damit in ihre Fußstapfen tritt, nichts an ihren Reizen verloren.
Der unverkennbare Krach eines sich nähernden Düsenhubschraubers lenkte Ardens Aufmerksamkeit auf sich, nicht jedoch Dons, der damit beschäftigt war, Diagramme auf kariertes Papier zu zeichnen (Arden hatte ihn davon geheilt, nur Tischdecken dafür zu benutzen). »Ich glaube, wir bekommen Besuch.«
Er blickte zu dem Hubschrauber hoch. »Das ist kein Besuch, das ist die Familie Franks!«
Während noch die Drehflügel wirbelten, stürmte bereits Jeffrey Franks heraus, dichtauf gefolgt von Diane Franks, geb. Channing. Sie rasten zum Haus, um dann allerdings auf die ihnen gesetzter nachkommenden älteren Franks, Walt und Christine, zu warten.
Auch mit Walt Franks hatten die Jahre es gut gemeint, aber die Kombination von Christines Kochkünsten und seiner eigenen ererbten Anlage hatten ihm ein nicht zu übersehendes Bäuchlein und ein volles rundes Gesicht beschert, und dazu hatte sein Haar sich mit der Zeit diskret zurückgezogen. Christine hatte ihre schlanke Figur behalten, nur ihr Haar war ergraut.
Diane Franks stürzte als erste durch die Tür. »Kein Zweifel mehr!« rief sie strahlend.
Don Channing blickte gespielt mißbilligend auf. »Du mußt unbedingt etwas dagegen tun! Ich bin viel zu jung, schon Großvater zu werden!«
»Die Tatsachen sprechen dagegen«, warf seine Frau lächelnd ein.
»Ich bleibe nicht mehr hier. Ich verlasse euch!«
»Davonlaufen ändert auch nichts! Gewöhn dich allmählich an die Vorstellung. Wenn es dann soweit ist, wird der Schock nicht mehr so groß sein.«
Walt trat mit Christine herein. Sofort steckten die drei Frauen die Köpfe zusammen.
Don warf Walt einen finsteren Blick zu. »Ist dir bewußt, was dein Sohn meiner Tochter angetan hat?«
»Ist alles völlig legal«, versicherte ihm Walt. »Das ist in der Familie Franks so Sitte, seit ein Amöbenpaar namens Frank und Frankine aus dem Urschlamm krochen und sich statt zur Fission zur Fusion entschlossen. Wie vermehrt sich denn der Channing-Clan?«
»Durch Telepathie«, erklärte ihm Don, »modifiziert durch ein paar bodenständige Regeln wie
Weitere Kostenlose Bücher