Das Ende der Weltraumstadt
Gesetzesübertretungen hinzu. Ich habe gute Lust, dem Halunken, der für das hier verantwortlich ist, Feuer unter die Fußsohlen zu legen!«
»Wer glaubst du denn, ist er?«
Channing deutete auf die riesige Energieröhre an einem Ende des ehemaligen Lagerraums. Sie trug das Markenzeichen der Terran Electric.
»Kingman«, sagte er trocken.
Mit dem Schneidbrenner öffnete er einen Eingang in das Häuschen. »Da wohnt niemand«, erklärte er. »Hier ist es ja noch kälter als auf dem Pluto. Ah, Wes, dort ist Ihr Kurzschluß.«
»Und hier«, warf Farrell schnell ein, »sind unsere vermißten Freunde!«
Channing rannte zu Farrell hinüber und blickte hinunter auf die viel zu stillen Gestalten. Baler blickte ihn fragend an, und Don schüttelte den Kopf. »Ich kann mich täuschen«, murmelte er. »Aber ich glaube, daß Walt und Christine dem Halunken auf die Schliche gekommen sind und von ihm gefangengenommen wurden. Das hier ist weder ein Liebesnest, noch ein Flitterwochenversteck, Jim. Es ist eine Todesfalle!«
Don rannte zu der eingebrannten Öffnung des großen Lagerraums und rief über die Schulter zurück. »Rührt sie nicht an, bis ich mit dem Arzt zurückkomme!«
Die Beleuchtung der Relaisstation machte den Morgen des ersten Weihnachtsfeiertags hell und freundlich, als der Menschenstrom zur Landeplattform am Südende floß.
Ob Mann oder Frau, jeder trug nur eine Reisetasche oder einen Koffer mit seinen ganz persönlichen einmaligen Dingen, dazu einen kompletten Satz Aufzeichnungsscheiben vom Rest seiner Habe. So einfach war jetzt ein Umzug: sobald sie auf der Erde angekommen waren, konnten sie alles nach Belieben neu herstellen. Der Neubeginn stimmte alle erwartungsvoll, trotzdem nahmen sie schweren Herzens Abschied von der alten Routine und allem, was ihnen hier lieb und teuer gewesen war.
Eines nach dem anderen starteten die riesigen Schiffe und brachten ihre menschliche Fracht zur Erde. Channing, der an Bord des letzten ging, schüttelte Kapitän Johannson die Hand. Ihm folgte Keg Johnson, der aufpaßte, daß Walt Franks und Christine Baler behutsam auf die Brücke getragen und auf bequeme Liegestühle gesetzt wurden. Arden fragte Kapitän Johannson: »Sie sind doch ermächtigt, Eheschließungen durchzuführen?« Als er nickte, sagte sie: »Gut. Mein Mann und ich machen die Trauzeugen. Wir sind der Meinung, daß dieses Pärchen bereits viel zu viel Zeit miteinander …«
»Wenn sie sagt: ›in Sünde gelebt hat‹, bringe ich sie um!« krächzte Walt.
Christine griff nach seiner Hand. »Das würde sie nicht wagen«, versicherte sie ihm. »Sie weiß, daß es dort viel zu kalt für Sünde war.«
Jim Baler ballte die Hände. »Ich bin immer noch der Meinung, daß wir Mark Kingman zur Rechenschaft hätten ziehen sollen!«
Channing schüttelte den Kopf. »Damit hätten wir uns das Ende eines schönen Feiertags verdorben und wären außerdem um unsere Rache gekommen.«
Linna Johnson lächelte. »Ein Mann der Tat wie Jim findet diese Art der Rache vielleicht etwas zu verfeinert, aber für Kingman wird es trotzdem die Hölle sein.«
»Zum Teufel mit Kingman«, knurrte Barney Carroll. »Ich bin dafür, daß wir die Trauung hinter uns bringen und uns dann zur Bar zurückziehen, um ein letztes Mal auf die Relaisstation anzustoßen.«
Walt Franks erhob sich. »Ich bin immer noch steif«, brummte er, »aber ich will verdammt sein, wenn ich bei meiner eigenen Eheschließung sitzen bleibe!«
»Sehr zweideutig«, sagte Christine lächelnd. »Aber ich glaube eher, du denkst an die Bar und hast Angst, man könnte dich hilflos hier zurücklassen. Doch ob nun noch starr und steif oder nicht, ich folge deinem Beispiel.«
Johannson drehte sich zum Piloten um und erteilte ihm den Startbefehl. Das große Schiff sank von der Plattform, und sie alle blickten durch die Beobachtungskuppel hinunter auf die Relaisstation Venus.
Der Kapitän wandte sich an Channing: »Wie sieht es jetzt eigentlich mit Mark Kingman aus?«
»Er hat seine schwarze Seele bis an den Rand verpfändet, um die Sicherheit für die Lizenz aufzubringen. Ihm bleibt nichts übrig, als fünf Jahre allein in der Kälte und Einsamkeit der Station zu leben und jeden Tag mindestens einmal einen Funkspruch durchzugeben, wenn er nicht auch seines letzten Pennys verlustig gehen will. Und weil er die Relay Girl mit dem Autopiloten in die Sonne gesteuert hat, als er Marks und Christines ›heimlichen Aufbruch in die Flitterwochen‹ plante, haben wir sein
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