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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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dies die Panik im Finanzsystem verstärken. Schließlich
     handelt es sich dabei nicht um Kleinunternehmen: Verluste der Gläubiger wirken sich auf das ganze System aus. In diesem Fall
     könnte selbst das am besten durchdachte Abwicklungsprotokoll scheitern und den Weg des geringsten Widerstands attraktiv erscheinen
     lassen: die Auszahlung aller Gläubiger in einer umfassenden Rettungsaktion.
    Andere Politiker fordern einen konzertierten internationalen Ansatz zur Überwachung dieser »Too big to fail«-Institute. Dazu
     könnte ein internationales Gremium zur Kontrolle global tätiger Unternehmen gehören. Die Mitglieder würden sich zum Status
     der Megakonzerne beraten und diese im Auge behalten. 19 Ein hübscher Gedanke, gegen den wir keine Einwände haben. Ob eine solche Beaufsichtigung allerdings eine Krise verhindern
     könnte, ist fraglich. Es fällt den Aktionären und Managern schon schwer genug, folgenschwere Schwächen in ihren Unternehmen
     zu erkennen, und für eine kleine Gruppe von Aufsichtsbeamten wäre diese Aufgabe sicher nicht leichter.
    Solche Lösungen gehen am Kern der Sache vorbei. Die Unternehmen sind nämlich nicht nur zu groß für einen Bankrott, sondern
     auch zu groß, um zu existieren und zu komplex, um ordentlich gemanagt zu werden. Im Grunde genommen sollte es sie gar nicht
     geben, oder sie sollten zur Selbstzerschlagung gezwungen werden. Das wäre zum Beispiel durch die Verordnung höherer »Kapitaladäquanz-Kennzahlen«
     zu erreichen. Das bedeutet, die Finanzkonzerne müssen so viel Kapital vorhalten, wie es die Risiken sämtlicher Teilbereiche
     erfordern. Dadurch verringert sich der |302| Fremdkapitalanteil und damit auch der Gewinn. Im Idealfall wird klar, dass größer nicht unbedingt besser ist, was die Unternehmen
     veranlassen könnte, sich selbst zu zergliedern.
    Dazu müssten die Eigenkapitalanteile, wie sie etwa von Basel II vorgesehen sind, deutlich angehoben werden. Wie hoch genau,
     ist schwer zu sagen. Um das »Too big to fail«-Problem in den Griff zu bekommen, hat die Schweiz zum Beispiel kürzlich für
     zwei ihrer größten Unternehmen, UBS und Credit Suisse, die Basler Kapitalquote von 8 auf 16 Prozent verdoppelt. 20 Beiden Unternehmen ist es bislang gelungen, den Anteil anzuheben, ohne Unternehmensteile abzustoßen. Das lässt vermuten,
     dass der Eigenkapitalanteil noch stärker angehoben werden muss, vielleicht auf 20 Prozent oder mehr. Nur solche drakonischen
     Maßnahmen können die Konzerne zwingen, sich in kleinere, weniger gefährliche Einheiten zu zerlegen. Das hoffen wir jedenfalls.
    Derart aggressive Schritte würden bei den »Too big to fail«-Unternehmen natürlich auf vehemente Proteste stoßen, denn schließlich
     halten sie sich für den täglichen Ablauf der Weltwirtschaft für unentbehrlich. Aufgrund ihrer Größe, so behaupten sie, verfügten
     sie über »Synergien«, »Effizienzen« und andere Vorteile. »Ohne uns funktioniert die Weltwirtschaft nicht«, behaupten sie –
     und dass es die globale Wirtschaft schmerzhaft zu spüren bekommen würde, wenn es keine Finanzsupermärkte wie die Citigroup
     mehr gäbe, die alle Leistungen aus einer Hand bieten.
    Das ist vermessen. Zum einen ist die Idee des Finanzsupermarktes gescheitert. Institute wie die Citigroup wuchsen sich unter
     der Führung von »Imperiengestaltern« wie Sanford Weill zu monströsen Gebilden aus. Kein CEO, und mag er noch so fähig und
     visionär sein, kann ein globales Finanzunternehmen lenken, das Tausende verschiedener Finanzdienstleistungen anbietet. Die
     Komplexität dieser Unternehmen (von ihren exotischen Finanzinstrumenten ganz zu schweigen) macht es einem CEO, und erst recht
     den Aktionären oder Verwaltungsräten, unmöglich, die Vorgänge in den einzelnen Bereichen und Handelsabteilungen im Blick zu
     behalten. |303| Das ist in jeder Bank schwierig. In einem Unternehmen wie der Citigroup, die zu ihren Glanzzeiten über 300 000 Mitarbeiter
     beschäftigte, ist es unmöglich.
    Andere argumentieren, dass nur die riesigen Finanzkonzerne alle Leistungen, die moderne Wirtschaftsunternehmen für ihren Betrieb
     benötigen, aus einer Hand anbieten können. Auch das ist lachhaft. Kein Unternehmen unterhält Beziehungen zu einem einzigen
     Finanzdienstleister. Unternehmen, die auf dem internationalen Markt Anleihen ausgeben, beauftragen damit in der Regel ein
     Dutzend oder mehr spezialisierter Banken in mehreren Ländern. Ein globales System kleinerer, stärker

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