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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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Bedrohung für die Stabilität der Weltwirtschaft
     darstellen.
    Doch auch diese Ansätze werden möglicherweise keinen so weitreichenden Umbau des Finanzsektors bewirken, wie wir ihn benötigen.
     Manche Unternehmen werden vielleicht zerstückelt, andere könnten solche Versuche erfolgreich abwehren. Das wäre eine halbgare
     Lösung. Aus diesem Grund wirkt dieser Ansatz vielleicht am besten in Kombination mit einer anderen, ebenso radikalen Strategie:
     der Zerschlagung der Großbanken. Die Regierung von Präsident Obama zeigte zunächst wenig Interesse an dieser Option. Doch
     nach einer Intervention von Paul Volcker scheinen einige Regierungsmitglieder über eine Größenbeschränkung potenzieller »Too
     big to fail«-Banken nachzudenken. Sie könnte der folgende Vorschlag interessieren. Er ist zwar radikal, aber er könnte ein
     erster Schritt zur Bändigung der Banken-Goliaths sein, die zu groß, zu verflochten und zu wichtig für eine Pleite geworden
     sind.
     
     
    |308| Neue Brandmauern
     
    In der harten Zeit nach der jüngsten Krise sprachen sich angesehene Fachleute wie der frühere amerikanische Notenbankchef
     Paul Volcker für eine Art Rückkehr zum Glass-Steagall Act von 1933 aus, dem Gesetz, das eine Trennlinie zwischen Geschäfts-
     und Investmentbanken zog. Diese Brandmauer wurde in den achtziger und neunziger Jahren unterlaufen und verschwand mit dem
     1999 verabschiedeten Gramm-Leach-Bliley-Gesetz gänzlich. So entstand das derzeitige System, in dem Unternehmen wie die Citigroup
     oder JP Morgan Chase alle Bereiche unter dem Dach eines Mammutkonzerns vereinen konnten: Geschäftsbank, Investmentbank, Eigenhandel,
     Versicherung, Vermögensverwalter, Hedge-Fonds und Kapitalbeteiligungsgesellschaften.
    Infolgedessen begannen auch Banken mit Anspruch auf Einlagensicherung oder Kredite der Notenbank damit, hochriskante Transaktionen
     zu tätigen, die mehr mit Glücksspiel zu tun haben als mit dem Bankgeschäft. Das war weder gut für das Finanzsystem, noch für
     die Wirtschaft. Wie Keynes 1936 so treffend feststellte: »Wenn die Kapitalentwicklung eines Landes zum Nebenprodukt der Aktivitäten
     eines Spielkasinos wird, wird diese Aufgabe vermutlich schlecht erfüllt.« 24
    Viele Reformer haben aus gutem Grund für eine Rückkehr zum Glass-Steagall Act plädiert, und Anfang 2010 lagen dem Kongress
     verschiedene Gesetzesentwürfe vor, die in diese Richtung gehen. Dank Volckers Intervention erwägt die Obama-Regierung, Bankholdings
     wie Goldman Sachs den Eigenhandel sowie die Betätigung als Kapitalbeteiligungsgesellschaften und Hedge-Fonds zu untersagen
     (die Lobbyarbeit der Branche wird diese Einschränkungen vermutlich verhindern). Diese Vorschläge sind aber noch nicht gut
     genug. Was wir brauchen, ist eine auf das 21. Jahrhundert zugeschnittene Version dieses historischen Gesetzes, das eine ganze
     Reihe neuer Brandmauern vorsieht. Eine Rückkehr zur Trennung zwischen dem Kunden- und dem Investmentbankgeschäft |309| reicht nicht aus. Vielmehr muss ein System geschaffen werden, das die vielen verschiedenen bestehenden Arten von Finanzunternehmen
     erfassen und unterscheiden kann und das die kurzfristige Kreditaufnahme beschränkt, die zu der starken Verflechtung der Finanzunternehmen
     geführt hat.
    In eine Kategorie würden etwa Geschäftsbanken fallen, die Einlagen aufnehmen und Kredite an private Haushalte und Unternehmen
     vergeben. Eine andere Kategorie wären die Investmentbanken. Um jegliche Verquickung zwischen diesen beiden Gattungen zu vermeiden,
     dürften Investmentbanken bei versicherten Geschäftsbanken keine Übernachtkredite mehr aufnehmen, die in der jüngsten Krise
     so viel Schaden angerichtet haben. Somit wären diese Banktypen nicht nur institutionell voneinander getrennt, sondern auch,
     was ihre Beziehungen angeht.
    Das wäre ein Anfang. Da so viele Schattenbanken in Schwierigkeiten geraten sind, weil sie auf liquider, kurzfristiger Basis
     Geld aufgenommen und diese Mittel in langfristige, illiquide Anlagen gesteckt haben, müsste man solche Möglichkeiten einschränken.
     Das bedeutet, dass Investmentbanken von jeder kurzfristigen Kreditaufnahme ausgeschlossen werden sollten. Wenn sie sich langfristig
     in nicht liquiden Anlagen engagieren wollen, müssen sie sich das Geld dafür durch die Ausgabe von Aktien oder langfristigen
     Anleihen beschaffen. Diese Reform würde das Finanzsystem entflechten und die Gefahr der systemübergreifenden Dominoeffekte
     verringern,

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