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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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Kontrahenten von Bear Stearns im Frühjahr 2008 und von der Entscheidung
     der Federal Reserve, auch Investmentbanken als letztinstanzlicher Kreditgeber zur Verfügung zu stehen. Mit der Rettung von
     AIG half der Staat auch Goldman Sachs aus der Patsche und zahlte per Saldo ganze zwölf Milliarden US-Dollar an das Unternehmen.
     (Goldman war interessanterweise stark in die Diskussion um die Rettung von AIG involviert.) Weitere 10 Milliarden US-Dollar
     brachte Goldman Sachs die staatliche Bürgschaft für unbesicherte Verbindlichkeiten von Banken und Bankholdings. Dazu kommt
     die nicht unerhebliche indirekte Unterstützung wie etwa die niedrigen Zinsen, die Goldmans Kreditkosten minimierten, oder
     die Entscheidung der Notenbank, für 1,8 Billionen US-Dollar Staatsanleihen, hypothekenbesicherte Wertpapiere und andere Instrumente
     aufzukaufen, um die Kurse zu stützen. All das kam Goldman Sachs sehr zugute. Alles in allem kassierte Goldman vermutlich direkt
     und indirekt mehr als 60 Milliarden US-Dollar an staatlichen Hilfen – und nach der Umwandlung in eine Bankholding sogar noch
     mehr, da die Bank damit den Zugang zu weiteren staatlichen Mitteln erhielt.
    Ohne diese staatliche Unterstützung wäre Goldman am Ende gewesen. Dass die Investmentbank vermutlich als Letzte untergegangen |306| wäre, weil sie ihre Wetten geschickter platziert hatte als andere, ändert nichts daran. Die Tatsache, dass das Unternehmen
     dem Schicksal so knapp entronnen ist, hat seine Führungsriege jedoch keinesfalls geläutert. Eigentlich kein Wunder, denn immerhin
     gehört man jetzt dem »Too big to fail«-Club an und genießt damit offenbar vollständige Narrenfreiheit. Allem Anschein nach
     gibt es keine Möglichkeit, das zu unterbinden. Durch die Rückzahlung der TARP-Mittel hat sich das Unternehmen allen Einschränkungen
     in Bezug auf die Managergehälter entzogen. Goldman Sachs ist als weltgrößter Hedge-Fonds wieder im Geschäft und verfolgt seine
     hochriskanten Eigenhandelsstrategien. Als wäre das nicht schon schlimm genug, bekommt das Unternehmen nun, anders als herkömmliche
     Hedge-Fonds, auch noch die Kredite der Federal Reserve und genießt den Schutz der staatlichen Einlagensicherung, was ihm einen
     unangemessenen Wettbewerbsvorteil verschafft. Aus all diesen Gründen muss Goldman zerschlagen werden. Zumindest aber müssen
     die Investmentaktivitäten von Unternehmensteilen losgelöst werden, die sich mit Eigenhandel, Hedge-Fonds, Kapitalbeteiligungsgesellschaften
     und anderen riskanten Anlagestrategien beschäftigen.
    Aber auch viele andere Großkonzerne müssen zerschlagen werden: Bank of America, UBS, Wells Fargo, ING, Royal Bank of Scotland,
     Dexia, JP Morgan, BNP Paribas und andere mehr. Doch trotz der enormen Gefahr, die diese Konzerne darstellen, gibt es in Europa
     und den Vereinigten Staaten heftigen politischen Widerstand gegen ihre Demontage. Der Geist ist nun mal aus der Flasche, so
     der Grundgedanke, und es gibt keine Möglichkeit, wieder zu einem dezentraleren Bankensystem zurückzukehren. Gigantische, mitunter
     monopolistische Finanzunternehmen werden uns erhalten bleiben – trotz der damit verbundenen Risiken für das Finanzsystem.
    Wenn Sie das glauben, hätten wir Ihnen da ein paar CDOs anzubieten. Schon früher wurden Trusts demontiert. Das geschah viele
     Male, und für gewöhnlich auf richterliche Anordnung hin. |307| In den Vereinigten Staaten ist das Kartellrecht definitiv das Mittel der Wahl. Unter den Präsidenten Roosevelt und Taft wurden
     zu Beginn des 20. Jahrhunderts Standard Oil und andere Kartelle zerschlagen. In jüngerer Zeit sorgte das Justizministerium
     1982 erfolgreich für die Zerschlagung von AT&T. Eine ähnliche Kampagne könnte gegen die »Too big to fail«-Unternehmen lanciert
     werden, die immer größere Teile des Finanzwesens kontrollieren.
    Eine noch bessere Lösung wären Gesetze, die den Regulierungsbehörden eine bestimmte Autorität verleihen. Sie könnten so Finanzunternehmen
     zerschlagen, die so groß, so hoch verschuldet oder so verflochten sind, dass ihr Zusammenbruch das gesamte Finanzsystem gefährden
     würde. Im Gegensatz zu kartellrechtlichen Maßnahmen würde dieser Ansatz eine Zerschlagung nicht von einer Monopolstellung
     abhängig machen, sondern davon, ob die betreffende Bank zu groß für einen Konkurs ist. Tatsächlich gibt es viele Unternehmen,
     die aus kartellrechtlicher Sicht nicht belangt werden können, die aber eine ernsthafte

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