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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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Spekulationsblasen 25
     
    Im Jahr 1996 warnte Alan Greenspan in einer Rede vor den Gefahren des »irrationalen Überschwangs«. Marktbeobachter, die jedes |312| Wort von Greenspan sofort auf die Goldwaage legten, schlussfolgerten damals, dass er die Zinsen anheben wollte. Prompt brachen
     weltweit die Aktienmärkte ein. Der geläuterte Greenspan sprach nie wieder öffentlich Warnungen aus – und gleichzeitig nahm
     die Hightechblase monströse Ausmaße an. Abgesehen von einer symbolischen Zinsanhebung um ein Viertelprozent im Jahr 1997 erhöhte
     Greenspan die Zinsen erst Mitte 1999. Nach dem Beinahezusammenbruch des Hedge-Fonds Long-Term Capital Management (LTCM) senkte
     die Notenbank den Leitzins sogar um 75 Basispunkte, wodurch sich die Spekulationsblase noch weiter aufblähte.
    Als sie 2001 schließlich platzte, drückte die Notenbank unter Greenspan die Zinsen von 6,5 Prozent im Jahr 2001 auf 1 Prozent
     im Jahr 2004. Die wachsende Flut billigen Geldes federte die schlimmsten Auswirkungen der geplatzten Spekulationsblase auf
     dem Hightechmarkt zwar ab, bereitete aber unmittelbar den Boden für eine weitere, noch größere Spekulationsblase auf dem privaten
     Immobilienmarkt. Auch diesmal sah die Notenbank untätig zu. Obwohl sich die Indizien mehrten, dass der Markt außer Kontrolle
     geriet, hielten Greenspan und später Bernanke die Zinsen auf niedrigem Niveau und hoben sie erst viel zu spät und viel zu
     langsam an. Kurz darauf platzte die Blase, und die Folge war das Finanzmarktdesaster der Jahre 2007 und 2008. Dieses löste
     eine weitere Runde drastischer Zinssenkungen aus, wodurch die Kreditkosten fast auf null sanken.
    Hier entwickelt sich ein vertrautes Muster: Die Notenbank sieht zu, während sich Spekulationsblasen bilden und die Vermögenspreise
     in den Himmel schießen. Gleichzeitig zieht sie alle Register, um nach dem Platzen der Blase die Schäden zu beseitigen. Das
     geht in die falsche Richtung und ist unwirtschaftlich. Die Zentralbanker glauben offenbar nicht an das alte Sprichwort »Vorsicht
     ist besser als Nachsicht«. Wie ein Arzt, der seinen Patienten weiter rauchen lässt, um ihn Jahre später wegen Lungenkrebs
     zu behandeln, haben die Zentralbanken einen halbherzigen, »asymmetrischen« Ansatz zum Umgang mit Spekulationsblasen gewählt.
    |313| Eines muss auch gesagt werden: In dem Widerwillen der Zentralbanken gegen die Verhütung von Spekulationsblasen spiegelt sich
     der Umstand, dass dies in akademischen und politischen Kreisen nach wie vor ein umstrittenes Konzept ist. Die Kontroversen
     fußen bedauerlicherweise oft auf Schriften von Alan Greenspan und Ben Bernanke 26 . Sie argumentieren – so wie eine Hand voll anderer Wirtschaftswissenschaftler –, die Zentralbanken könnten nicht viel tun,
     um gegenzusteuern, und sie seien nur in der Lage, hinterher die Scherben zusammenzufegen. Wie Greenspan 2004 in Bezug auf
     die Hightechblase äußerte: »Statt zu versuchen, eine vermeintliche Spekulationsblase durch drastische und in ihren Folgen
     weitgehend unvorhersehbare Maßnahmen einzudämmen, entschieden wir uns für Maßnahmen, die im Bedarfsfall die Folgen lindern
     und hoffentlich den Übergang in die nächste Wachstumsphase erleichtern.«
    Das ist eine seltsame Strategie. Zum einen animiert sie auf breiter Front zu verantwortungslosem Risikoverhalten. Investoren,
     die das Verhalten der Notenbank seit über 20 Jahren beobachten, haben allen Grund zu der Annahme, dass diese nichts unternimmt,
     um die Entwicklung einer Spekulationsblase zu verhindern – dass sie diese sogar fördert, indem sie die »New Economy« oder
     die Vorzüge von Eigenheimen bejubelt. Sie wird dann aber, und auch das ist deutlich, alles in ihrer Macht Stehende tun, um
     die Schäden zu begrenzen. Das ist außerordentlich problematisch. Investoren, die davon ausgehen, dass die Notenbank für sie
     in die Bresche springt, werden beim nächsten Mal noch größere Risiken eingehen. Ebenso verlassen sie sich darauf, dass die
     Notenbank, wenn alle Stricke reißen, die Zinsen in den Keller sacken lässt und so Chancen auf Spekulation in noch größerem
     Stil eröffnet.
    Bernanke und andere Verfechter des Status quo halten dagegen, dass die Zentralbanken wegen der »Ungewissheit« nichts gegen
     steigende Vermögenspreise tun könnten. Das ist blanker Unsinn. Geldpolitische Entscheidungen gehen grundsätzlich mit Ungewissheit
     einher. Die Ungewissheit hält die Zentralbanker |314| nicht davon ab,

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