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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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die zu zahlreichen Nachfolgekonkursen führten.
    Damit sich das System noch weiter stabilisiert, sollte den Investmentbanken jede Art des riskanten Eigenhandels untersagt
     werden, und sie sollten sich nicht mehr als Hedge-Fonds und Kapitalbeteiligungsgesellschaften betätigen dürfen. Stattdessen
     sollten sie sich auf ihr früheres Kerngeschäft beschränken, also auf die Kapitalbeschaffung und die Platzierung von Wertpapieren.
     Eigenhandel und Hedge-Fonds-Geschäfte, wie sie derzeit von vielen Investmentbanken betrieben werden, sollten stattdessen auf
     Hedge-Fonds beschränkt |310| werden. Wie die Investmentbanken sollten aber auch die Hedge-Fonds keine kurzfristigen Kredite bei Banken und anderen Finanzunternehmen
     aufnehmen dürfen. Stattdessen müssten sie sich alternative langfristige Finanzierungsquellen suchen.
    Weitere Kategorien wären Versicherungen und Kapitalbeteiligungsgesellschaften. Keinem dieser Unternehmen sollte es gestattet
     sein, sich auf Aktivitäten jenseits ihres Kerngeschäfts auszudehnen. Versicherungen dürften keinen Eigenhandel betreiben,
     Geschäftsbanken, Investmentbanken oder Hedge-Fonds keine Versicherungsgeschäfte. Kapitalbeteiligung beschränkt sich auf Kapitalbeteiligungsgesellschaften.
     Ein Unternehmen, das einer Kategorie angehört, darf sich nicht in Sparten betätigen, die in eine andere Unternehmenskategorie
     fallen. Auf diese Weise ließen sich die systemgefährdende Verflechtung abbauen und die Interessenkonflikte beseitigen, die
     unweigerlich entstehen, wenn ein Unternehmen widersprüchliche Ziele verfolgt.
    Abschließend gilt: Zur Einlagensicherung und zum staatlichen Sicherheitsnetz dürften ausschließlich Geschäftsbanken Zugang
     haben. Alle anderen Institute – Investmentbanken, Hedge-Fonds, Versicherungen und Kapitalbeteiligungsgesellschaften – wären
     auf sich gestellt. Natürlich würden nach wie vor manche von ihnen Bankrott gehen, doch das System wäre dadurch nicht in Gefahr.
     Schließlich wären sie nicht mehr so groß und auch nicht mehr so stark vernetzt. Und weil sie nicht wie Banken agieren und
     keine kurzfristigen Mittel aufnehmen und diese langfristig investieren dürften, würde ihr Untergang kaum eine solche Panik
     auslösen wie die der Schattenbanken auf dem Höhepunkt der jüngsten Krise.
    Das Finanzsystem, das wir hier beschreiben, ist sauber parzelliert, keimfrei – und langweilig.
    Doch genau das ist das Ziel. Es könnte sogar noch langweiliger werden, wenn man nämlich die Banken dazu zwingen würde, sich
     auf ihr eigentliches Geschäft zu beschränken, Einlagen entgegenzunehmen und in sichere, liquide, kurzfristige Staatstitel
     zu investieren. |311| Bei einer derart restriktiven Handhabung käme die Vermittlung von Finanzierungen leider in fragwürdige Hände, und wir wären
     wieder an dem Punkt, an dem wir vor der Krise waren.
    Aus diesem Grund sollten die unterschiedlichen Arten von Finanzunternehmen in ihrer gegenwärtigen Form erhalten bleiben und
     die Regulierung nach dem Prinzip »teile und herrsche« erfolgen. Eine Trennung der Finanzdienstleitungen, die heute unter einem
     Dach angeboten werden, macht das System weniger abhängig von systemgefährdend großen und verflochtenen Finanzunternehmen.
     Mit einer Rückkehr zu einem aufgemotzten Glass-Steagall Act, und mit Reformen, die den Handel vom Hinterzimmer in die Börsen
     verlagern, schaffen wir ein sichereres und gesünderes Finanzsystem. Und ganz nebenbei verhindern wir, dass Finanzunternehmen
     mit ahnungslosen Investoren exorbitante Gewinne machen.
    Das wird den Finanzunternehmen übel aufstoßen. Doch sei’s drum. Sollen sie ruhig lamentieren. Eines steht schließlich unumstößlich
     fest: Die verantwortungslose Risikobereitschaft dieser Unternehmen hat diese Krise mit ausgelöst und in aller Welt großes
     Leid verursacht. Diese Unternehmen sind mit schuld an dieser Katastrophe und sollten daher künftig sehr kurz gehalten werden.
    Einen letzten Punkt dürfen wir aber nicht vergessen. Die Finanzunternehmen hätten daran gehindert werden können, diesen verhängnisvollen
     Weg zu beschreiten. Die offensichtliche Alternative wäre eine bessere Regulierung und Aufsicht gewesen. Manchmal reicht jedoch
     auch das nicht aus, und es ist eine systemübergreifende Lösung gefragt. Man könnte beispielsweise die Befugnisse der Zentralbank
     nutzen, um die Entstehung von Blasen von vornherein zu unterbinden – das wäre eine Lösung.
     
     
    Eine Welt ohne

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