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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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die Hightechblase einzudämmen, während der eine wachsende
     Zahl von Spekulanten Aktien auf Pump kaufte. Weil das unterblieb, wuchs die Blase weiter.
    Es gibt noch andere »kreditpolitische« Werkzeuge, mit der die Federal Reserve das Kreditwachstum und die daraus folgende,
     stetig wachsende Spekulationsblase steuern kann. »Regulation D« etwa erlaubt es der Notenbank, die Mindestreservequote ihrer
     Mitgliedsbanken zu verändern. Sie kann also Einfluss darauf nehmen, wie viel Geld eine Bank für bestimmte Arten von Einlagen
     oder Verbindlichkeiten in Reserve vorhalten muss. Dadurch kann sie das Kreditwachstum begrenzen. Andere gesetzliche Befugnisse
     geben ihr weitere indirekte Möglichkeiten, die Verfügbarkeit von Krediten und damit eine Spekulationsblase zu kontrollieren.
    Das Instrumentarium der Notenbank ließe sich auch noch erweitern. So wird zum Beispiel über einen Vorschlag nachgedacht, den
     Zentralbanken die Befugnis zur Festlegung von Mindestreserven für Finanzaktiva einzuräumen. 28 Nach einer Variante sollen die Zentralbanken einseitig Mindestreserveanforderungen für bestimmte Aktiva festsetzen können.
     Hätte die amerikanische Notenbank in den Jahren vor der aktuellen Krise diese Möglichkeit gehabt, hätte sie zum Beispiel die
     Mindestanforderungen bei immobilienbesicherten Werten anheben können. So könnten zielgenau die Vermögenspreise in einem bestimmten
     Sektor beeinflusst werden, während andere Bereiche des Finanzsystems davon unberührt blieben.
    Doch solche neuen Befugnisse hätten nur dann einen Sinn, wenn sie auch genutzt würden. Die amerikanische Notenbank begegnet
     Spekulationsblasen seit Jahren mit einem Laissez-faire-Ansatz. Das allein wäre schon schlimm genug, doch sie verhielt sich
     auch darüber hinaus nicht sonderlich klug. Statt »den Punsch |317| abzuräumen«, goss sie Alkohol nach, pumpte billiges Geld ins System und weigerte sich, ihre Aufsichtsbefugnisse über bestimmte
     Teile des Finanzsystems, etwa die Hypothekenbranche, wahrzunehmen. Das muss sich ändern. Die amerikanische Notenbank ist nur
     so effektiv wie die Menschen, die sie leiten. In den kommenden Jahren braucht ihre Führung mehr als nur die Möglichkeit, Spekulationsblasen
     die Luft abzulassen. Sie muss auch bereit sein, dies wirklich zu tun.
    Außerdem muss sie begreifen, dass sie nur noch begrenzte Macht im globalen Finanzsystem hat. Über 60 Jahre lang war die Vorherrschaft
     der Vereinigten Staaten und des Dollars unangefochten. Diese Zeiten sind vorbei. Wie wir den schwierigen Übergang bewältigen,
     wird entscheidenden Einfluss darauf haben, wie häufig es in den kommenden Jahren zu Krisen kommt. Das ist das Thema des abschließenden
     Kapitels.

|318| Kapitel 10
Die Gefahrenzone
    Die Finanzkrise, die Ende 2007 auf dem Wetterradar auftauchte und im Laufe des Jahres 2008 Sturmstärke erreichte, ist vorübergezogen.
     Wie die Überlebenden eines Wirbelsturms beseitigen wir nun die Schäden und sammeln die Trümmer auf. An diesem Punkt ist die
     Versuchung groß, anzunehmen, das Gröbste sei überstanden. Die Arbeitslosigkeit wird vielleicht weiter steigen und die Immobilienpreise
     werden noch einmal ins Rutschen kommen, doch man hört immer wieder, wir hätten das Schlimmste hinter uns.
    Dabei brauen sich am Horizont bereits neue Gewitter zusammen, und zwar über Ländern und ihren Währungen. In den Jahren 2007
     und 2008 ist zwar kein Staat zahlungsunfähig geworden und keine Währung zusammengebrochen, auch wenn die Kurse auf dem Höhepunkt
     der Krise heftig schwankten. Nur Island stand am Rande des Staatsbankrotts.
    Es könnte in Kürze Gesellschaft bekommen. Früher gingen spekulationsbedingte Boom-und-Bust-Zyklen oft mit einer Welle von
     Staatspleiten einher. Diesmal konzentriert sich dieses Problem auf die Industriestaaten. Viele von ihnen schieben infolge
     der Rettungsaktionen und Konjunkturprogramme Haushaltsdefizite in Rekordhöhe vor sich her. Die Gefahr wächst, dass diese Länder
     – nennen wir sie die »riskanten Reichen« – ihre Defizite nicht länger finanzieren können. Dann besteht die besorgniserregende |319| Möglichkeit, dass sie ihre Staatsanleihen nicht bedienen oder ihre Schulden über eine hohe Inflation tilgen könnten.
    Selbst die Vereinigten Staaten sind über diesen Verdacht nicht erhaben. Ihr Haushaltsdefizit explodiert, weil der Staat unklugerweise
     Steuern gesenkt und von Banken über Autohersteller bis zu Eigenheimbesitzern alle und jeden aus der

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