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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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ausgegeben
     haben, die von Ausländern gehalten werden, sind das Verbindlichkeiten. Sie bewirken, dass Geld – in Form von Dividenden oder
     Zinsen – aus dem Land abfließt. Daraus ergibt sich ein negativer Wert.
    In der Leistungsbilanz werden die Differenzen zwischen Exporten und Importen (die Handelsbilanz) und zwischen eingenommenen
     Erträgen auf ausländische Vermögenswerte und Zahlungen von Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland (was Wirtschaftswissenschaftler
     als Nettofaktoreinnahmen bezeichnen) zusammengerechnet. Außerdem gehören zur Leistungsbilanz auch die Entwicklungshilfe und
     andere einseitige Zahlungen über Staatsgrenzen hinweg, etwa Überweisungen von Arbeitsmigranten in ihre Heimat. Abgesehen von
     einigen Ländern, die hohe Hilfen erhalten (afrikanische Länder südlich der Sahara) oder deren Bürger in großer Zahl im Ausland
     arbeiten (zum Beispiel die Philippinen und mittelamerikanische Länder), sind diese Zahlungen in der Regel eher unwesentlich,
     weshalb wir sie für den Moment vernachlässigen wollen. Ist die Summe dieser Beträge negativ, verzeichnet das Land ein Leistungsbilanzdefizit.
     Ist der Wert positiv, besteht ein Leistungsbilanzüberschuss.
    |322| Die Leistungsbilanz ist allerdings nicht unbedingt ein Maßstab für die wirtschaftliche Gesundheit eines Landes. Japan verzeichnet
     beispielsweise einen Leistungsbilanzüberschuss, was auf den ersten Blick seltsam ist, da die japanische Regierung Staatsanleihen
     in erstaunlicher Höhe ausgegeben hat. Es liegt dennoch kein Leistungsbilanzdefizit vor, weil Japan weit mehr exportiert, als
     es importiert. Außerdem wurden die Staatsanleihen überwiegend von japanischen Staatsbürgern gekauft. Daher tauchen sie unter
     den Verbindlichkeiten gegenüber anderen Ländern nicht auf. So kommt es, dass Japan, das in den letzten Jahren nicht eben für
     seine Wirtschaftskraft bekannt war, einen Leistungsbilanzüberschuss erzielt.
    Betrachten wir daneben die Vereinigten Staaten mit einem beträchtlichen Außenhandelsdefizit und einer Regierung, die immer
     mehr Anleihen ausgibt, welche dann meistenteils von ausländischen Investoren gekauft werden. Hinzu kommt, dass die amerikanischen
     Verbraucher noch bis vor kurzem weit mehr ausgegeben als eingenommen haben. Auch dieses Geld kam zum großen Teil aus dem Ausland,
     wo Wertpapiere auf der Basis amerikanischer Hypotheken und Kreditkartenforderungen regen Absatz fanden. Diese Ungleichgewichte
     summierten sich zum mittlerweile größten Leistungsbilanzdefizit der Welt.
    Auf der anderen Seite steht China mit dem größten Leistungsbilanzüberschuss weltweit. Im Austausch für die Exportgüter fließen
     riesige Summen ins Land. Die eigene Staatsverschuldung ist vergleichsweise gering und wird nur zu einem kleinen Teil von Ausländern
     finanziert. Gleichzeitig besitzt China eine Menge ausländischer Anleihen, vor allem Hypothekenpapiere und Staatsanleihen aus
     den Vereinigten Staaten. So hat der enorme chinesische Leistungsbilanzüberschuss zur Anhäufung gewaltiger ausländischer Vermögenswerte
     geführt. Auf diesem Weg fließt Geld aus Ländern mit Leistungsbilanzüberschüssen (China) in Länder mit Leistungsbilanzdefiziten
     (die Vereinigten Staaten). 1
    Die Leistungsbilanz eines Landes bildet auch die Differenz zwischen den »gesamtwirtschaftlichen Ersparnissen« einerseits und |323| den »gesamtwirtschaftlichen Investitionen« andererseits ab. Das ist ein wichtiger Unterschied. Gehen wir zunächst auf die
     Ersparnisse ein. Sowohl der öffentliche Sektor (der Staat) als auch der private (Haushalte und Unternehmen) erwirtschaften
     Einkommen, sei es in Form von Steuereinnahmen, Löhnen, Gehältern oder Umsatzerlösen. Diese verschiedenen Wirtschaftssektoren
     geben dieses Einkommen ganz oder teilweise für Dinge aus, die unter die Kategorie Konsum fallen. Die Regierung kauft militärische
     Ausrüstung ein, ein Haushalt Lebensmittel, ein Fertigungsbetrieb Rohstoffe. Was nach dem Konsum übrig bleibt, wird als »gesamtwirtschaftliche
     Ersparnis« bezeichnet. Das ist das Geld, das ein Land als Ganzes »in der Tasche« hat.
    Nehmen wir einmal an, der Betrag hat ein positives Vorzeichen. Das ist der Fall, wenn die Regierung Haushaltsüberschüsse verbucht
     und die Haushalte und Unternehmen nach dem Konsum ebenfalls noch Geld übrig haben. Dieses Geld muss nun irgendwo angelegt
     werden. Das kann vor Ort geschehen. So könnte beispielsweise der Bau einer neuen Fabrik oder ein

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