Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft
untragbaren
Bilanzsituation beitragen, sind die realen Kosten einer Selbstversicherung mit Billionen von Dollars in niedrig verzinsten
Anlagen sehr hoch. Außerdem können diese Reserven, wenn sie nicht richtig verwaltet werden, dazu beitragen, dass sich in den
betreffenden Ländern Spekulationsblasen bilden. Zwar gehen Regierungen dagegen mitunter durch den Verkauf von Staatsanleihen
vor, um überschüssige Liquidität aufzusaugen oder »unschädlich zu machen«, doch für diese neuen Papiere zahlen sie am Ende
hohe Zinsen und haben wiederum die Kosten zu tragen.
Hier kann der IWF Abhilfe schaffen. Zumindest kann er in Krisenzeiten zusätzliche Liquidität zuführen. Bis vor kurzem waren |352| IWF-Kredite mit Auflagen verbunden. Länder, die Geld erhielten, mussten sich verpflichten, die Wirtschaftsreformen durchzuführen,
die der IWF für nötig hielt. Doch nicht jedes Land, das an einer Liquiditätsklemme leidet, muss gleich seine ganze Wirtschaft
umbauen. Aus diesem Grund bot der IWF infrage kommenden Ländern während der jüngsten Krise sogenannte flexible Kreditlinien
an. Das ist ein guter Anfang. In Zukunft sollten solche präventiven Kreditlinien schon bei ersten Anzeichen für eine Krise
einem größeren Spektrum von Ländern verfügbar gemacht werden.
Der IWF kann vor allem in Krisenzeiten auch die Ausgabe von Sonderziehungsrechten ausweiten. Im Jahr 2009 erhielt er das Recht
zur Ausgabe von Sonderziehungsrechten über 250 Milliarden US-Dollar, die zum Teil an Schwellenländer gingen. Dieses Programm
sollte erweitert werden, natürlich vor allem durch die Emission internationaler, auf Sonderziehungsrechte lautender Anleihen.
Diese könnten von Zentralbanken erworben werden, um ihre Reserven aufzustocken – ohne jedoch zur potenziellen Destabilisierung
beizutragen, die mit konventionellen Devisenkäufen einhergeht (weil die Sonderziehungsrechte die Lasten effektiv über mehrere
Währungen verteilen). Dies sollte der IWF allerdings an Bedingungen knüpfen: Empfänger von Sonderziehungsrechten sollten verpflichtet
werden, Leistungsbilanzüberschüsse und Devisenreserven abzubauen.
Diese bescheidenen Vorschläge könnten viel dazu beitragen, die globale Wirtschaft von den Ungleichgewichten zu befreien, wie
sie in der jüngsten Krise eine Rolle gespielt haben. Weitaus mehr wäre jedoch zu erreichen, wenn sich die Welt von einem veraltenden
Währungssystem verabschieden würde, das auf dem fallenden Dollar beruht. Ein stärkerer Einsatz der Sonderziehungsrechte wäre
eine erste Maßnahme, auch wenn sie bei Weitem nicht ausreicht.
Die Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert ein Maß an internationaler Kooperation, wie es in den letzten Jahren auffallend
fehlte. Offen bleibt die Frage, ob die großen Volkswirtschaften |353| der Welt für das Wohl aller zusammenarbeiten werden oder nicht. Wenn Länder wie die Vereinigten Staaten und China auch künftig
nur auf ihre kurzfristigen nationalen Interessen blicken, werden die Ungleichgewichte weiter zunehmen, und ein schon heute
instabiles internationales Währungssystem könnte unter den vielen Belastungen zusammenbrechen.
Ein Blick in die Geschichtsbücher lässt die Vermutung zu, dass wir uns an einem besonders heiklen Punkt in der Finanzgeschichte
befinden. In der Vergangenheit waren internationale Bankenkrisen wie die gerade erlebte häufig der Auftakt für eine Welle
von Staatspleiten und Währungskrisen. Volkswirtschaften, die von den Auswirkungen geplatzter Spekulationsblasen und den anschließenden
Bankenkrisen beeinträchtigt werden, schleppen sich vielleicht noch eine Weile durch, erliegen aber am Ende häufig der Vielzahl
ihrer »Verletzungen«. Das ist besonders wahrscheinlich, wenn sich die Probleme der Leistungsbilanzen, wie sie der jüngsten
Krise vorausgingen, unkontrolliert fortsetzen. Dann könnte sich das Schicksal Islands als Vorbote für das erweisen, was auf
die ganze Welt zukommt.
Ein Blick in die Zukunft
In den Kapiteln 8 und 9 haben wir aufgezeigt, wie Länder ihr Finanzsystem durch eine Regulierung der Banken und anderer an
der Krise beteiligter Unternehmen reformieren können. Doch darauf darf sich der Reformeifer nicht beschränken. In den kommenden
Jahren wird es nötig sein, gegen die Ungleichgewichte vorzugehen, die potenziell nationale, regionale und sogar globale Finanzkrisen
auslösen können. Jede Volkswirtschaft wird ihren Teil zu den
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