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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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häufiger und heftiger, sofern nicht
     eine neue Supermacht aufsteigt, die mit anderen aufstrebenden Kräften zusammen der Weltwirtschaft dieselbe Stabilität gibt.
     Das gerade erlebte Desaster könnte alles andere sein als ein einmaliges Jahrhundertereignis: ein Vorgeschmack auf die künftige
     Entwicklung.
    Ein neues Zeitalter verlangt eine neue Denkweise. Wir sollten uns von gescheiterten Vorstellungen der inhärenten Stabilität,
     Effizienz und Sicherheit nicht regulierter Märkte verabschieden und erkennen, dass Krisen ein fester Bestandteil der Wirtschafts-
     und Finanzwelt sind. Leider klammern sich viele ansonsten durchaus intelligente Menschen an die Überzeugung, dass die zurückliegende
     Krise nicht vorhersehbar war – nach dem Motto: Das konnte niemand kommen sehen, und es wird sich auch nicht wiederholen, zumindest
     nicht zu unseren Lebzeiten.
    Wir könnten natürlich warten, bis diese unverwüstliche Selbstzufriedenheit durch eine neue Finanzkatastrophe endgültig zerstört
     wird. Oder wir freunden uns mit einer neuen wirtschaftlichen Realität an: der Krisenökonomie.
     
     
    Tragödie und Farce
     
    Krisen sind so alt und allgegenwärtig wie der Kapitalismus selbst. Sie kamen Anfang des 17. Jahrhunderts mit dem Kapitalismus
     auf und sind uns – wie die Stücke, die William Shakespeare damals schrieb – in kaum veränderter Form erhalten geblieben. Inszenierungen
     und Publikum ändern sich, doch alles Übrige – die Protagonisten, die Handlung und sogar der Text – bleibt von |358| Krise zu Krise und von Jahrhundert zu Jahrhundert erstaunlich konstant.
    Fast alle Krisen entstehen aus bescheidenen Anfängen. Kleinste Verwerfungen bereiten den Boden für gewaltige Dramen. Über
     Jahre und manchmal Jahrzehnte schaffen zahlreiche Faktoren günstige Bedingungen für einen Boom-und-Bust-Zyklus.
    Die Krise, die im Jahr 2007 begann, war keine Ausnahme. Jahrzehnte des Marktfundamentalismus legten den Grundstein für den
     Zusammenbruch, da vermeintliche »Reformer« die während der Weltwirtschaftskrise geschaffenen Regeln für das Bankwesen aushöhlten
     und die Wall Street Wege fand, die verbleibenden Vorschriften zu umgehen. So entwickelte sich jenseits der staatlichen Aufsicht
     ein ausgedehntes Schattenbanksystem.
    Zur gleichen Zeit führten die Finanzunternehmen verstärkt Vergütungsformen wie Bonuszahlungen ein, die hochriskante Geschäfte
     mit kurzfristiger Kreditaufnahme in gewaltigem Umfang förderten, obwohl diese die langfristige Stabilität des Unternehmens
     untergruben. Durch solche Wetten gaben Finanzunternehmen das Risiko an Aktionäre und andere Gläubiger weiter. Probleme wie
     diese waren Symptome einer größeren Epidemie des Moral Hazard und hatten das amerikanische Finanzsystem schon lange vor Ausbruch
     der eigentlichen Krise befallen. Die amerikanische Notenbank trug einen Teil der Schuld. Sie rettete das Finanzsystem aus
     der Not und etablierte den berühmten »Greenspan Put«.
    Doch die Bühne frei zu machen ist nicht gleichbedeutend damit, eine Spekulationsblase zu schaffen. Die benötigt einen Katalysator.
     In früheren Finanzkrisen konnte dies die Knappheit eines gefragten Rohstoffs oder die Erschließung eines neuen Marktes im
     Ausland sein. Manchmal überzeugte auch eine technische Neuerung die Investoren, dass die alten Regeln der Bewertung nicht
     mehr galten. Solche Neuerungen konnten auch vom Finanzsystem selbst geschaffen werden, etwa durch eine Umverpackung von Anlagen
     oder durch ein neuartiges Risikomanagement.
    Leider fällt die jüngste Finanzkrise in die letzte Kategorie, da Finanzunternehmen |359| in großem Stil auf Verbriefung setzten und uns eine bunte Mischung immer komplexer strukturierter Finanzprodukte bescherten.
     Die Verbriefung gibt es zwar schon lange, doch erst in den Jahren unmittelbar vor der Spekulationsblase gewann sie exponentiell
     an Bedeutung. Nun wurden minderwertige Hypotheken zu hypothekenbesicherten Giftpapieren verwurstet und mit Gütesiegeln versehen.
    Ein weiterer Grundsatz der Krisenökonomie ist die einfache Erkenntnis, dass eine Spekulationsblase nur größer werden kann,
     wenn billige Kredite verfügbar sind. Dafür können private Kreditgeber genauso verantwortlich sein wie eine Zentralbank, vor
     allem dann, wenn unachtsame Aufsichtsbehörden die Kreditblase immer weiter anschwellen lassen. Sie kann jedoch auch durch
     einen unerwarteten Liquiditätsüberschuss entstehen, der in die Weltwirtschaft gespült wird

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