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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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Wert der weltweit gehaltenen öffentlichen und privaten Schuldtitel aushöhlen. Eine solche »Inflationssteuer«
     würde Investoren in aller Welt vermutlich veranlassen, sich von ihren Dollars zu trennen und auf die Währung eines Landes
     mit einer verantwortungsvolleren Haushaltspolitik umzusteigen.
    Dann bekämen die Vereinigten Staaten die Rechnung präsentiert. Bislang konnten sie Anleihen in ihrer eigenen Währung ausgeben
     und die Verluste durch einen Kursverlust des Dollars an ihre Gläubiger weiterreichen. Sollten ihnen andere Länder dieses »exorbitante
     Privileg« entziehen, würden sie schwer belastet. Die Folgen: Die Kreditkosten schießen in die Höhe, drücken den Konsum, die
     Investitionen und das Wirtschaftswachstum. Sämtliche Importe, vom Plastikspielzeug aus China bis zum Erdöl aus Saudi-Arabien,
     werden teurer, und der Lebensstandard, an den sich die Amerikaner gewöhnt haben, sinkt. Der Dollar würde eine Währung von
     vielen.
    Stellt sich die Frage, was an seine Stelle treten wird.
     
     
    Der allmächtige Renminbi? 16
     
    Auf den ersten Blick ist die chinesische Währung – der Renminbi oder Yuan – der offensichtliche Kandidat für die Leitwährung
     des 21. Jahrhunderts. 17 Daneben kommen nur wenige andere Währungen ernsthaft in Betracht. Das britische Pfund, der japanische Yen und der Schweizer
     Franken bleiben zweitrangige Reservewährungen, die vorübergehend Zuflucht vor einem fallenden Dollar bieten. Doch es sind
     Währungen von Ländern, die an Bedeutung verlieren. Das Gleiche ließe sich auf höherem Niveau über den Euro sagen. Sein Fortbestand
     hängt von der Einigkeit einer uneinigen Gruppe von Ländern ab, die unter erdrückenden Defiziten, einer |346| alternden Bevölkerung und zunehmendem Wettbewerb durch Schwellenländer ächzen.
    Eine Rückkehr zum Goldstandard ist noch unrealistischer. Die Idee, Gold wieder zur Grundlage des Währungssystems zu machen,
     hat unlängst wieder an Reiz gewonnen, doch sie bleibt ein »barbarisches Relikt«, wie Keynes so treffend formulierte. Gold
     mag kurzfristig Schutz vor einem Zusammenbruch des Dollars bieten, doch sein steigender Wert ist in erster Linie ein Ergebnis
     der Angst und der Zukunftssorgen. Gold bietet eine Rückzugsmöglichkeit, kann aber kein Fundament einer neuen Währungsordnung
     sein. Es hat wenige praktische Einsatzmöglichkeiten, ist schwer zu lagern und im Verhältnis zum heutigen Umfang der Weltwirtschaft
     nur in winzigen Mengen vorhanden. Damit ist auch Gold kein geeigneter Kandidat.
    Abgesehen davon könnte der Goldpreis tatsächlich drastisch steigen, wenn sich Regierungen zur Monetisierung ihrer Defizite
     entschlössen und eine Inflationsspirale in Gang setzten. In diesem Falle würden die Zentralbanken wohl eher nicht versuchen,
     sich die knappen Goldvorräte zu sichern. Vermutlich würden sie zum Inflationsschutz eher verstärkt in Erdöl und andere Rohstoffe
     investieren. Sie würden sich also schnell auf Realwerte verlegen, wenn sie vom ungedeckten Papiergeld wie dem Dollar abgehen.
    Bleibt der Renminbi als langfristige Alternative zum Dollar. China ähnelt in vielem den aufstrebenden Vereinigten Staaten.
     Es verzeichnet hohe Leistungsbilanzüberschüsse, ist zum Exportweltmeister avanciert, hat ein verhältnismäßig niedriges Haushaltsdefizit
     und ist im Vergleich zu anderen Ländern deutlich geringer verschuldet. Es hat bereits erste schleichende Schritte unternommen,
     um den Dollar infrage zu stellen. So hat es Finanzinstituten in Hongkong erlaubt, auf den Yuan lautende chinesische Staatsanleihen
     auszugeben – ein entscheidender Schritt hin zu einem regionalen Markt für solche Anleihen und damit auch für die Währung.
     Das chinesische Finanzministerium beschreibt diese Entscheidung vielsagend als Initiative zur »Förderung des |347| Renminbi in den Nachbarländern und zur Aufwertung des internationalen Status des Yuan.«
    Doch China hat noch weitere Maßnahmen zum Ausbau seiner währungspolitischen Macht ergriffen. So hat es mit etlichen Ländern
     Währungsswaps vereinbart, darunter Argentinien, Brasilien, Weißrussland und Indonesien. Außerdem hat es begonnen, verschiedene
     Handelspartner zur Nutzung des Yuan als Rechnungswährung zu drängen. Rechnungen sollen also künftig auf Yuan lauten. Das ist
     alles andere als eine Kleinigkeit. Im internationalen Handel wird heute häufig in der Recheneinheit Dollar abgerechnet, selbst
     wenn die Vereinigten Staaten gar nicht an dem

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