Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
Vom Netzwerk:
zuvor fielen auch diese Schattenbanken des 21. Jahrhunderts rasch einer
     Liquiditätskrise zum Opfer und wurden zum Teil zahlungsunfähig.
    Das geschieht selten auf einen Schlag. Oft folgt auf den dramatischen Zusammenbruch einer Bank ein relativ friedliches Intermezzo.
     Auf den Märkten kehrt oberflächlich wieder Ruhe ein, und sie erholen sich sogar wieder, wenn Spekulanten von den fallenden
     Kursen profitieren wollen. Doch unter der Oberfläche gärt es weiter, und der Boden wird für noch dramatischere Bankrotte und
     wachsende Panik bereitet. Diese Fluktuationen zeigten sich auch in der letzten Krise, die sich mit jedem spektakulären Zusammenbruch
     verschlimmerte.
    Die größten Krisen haben ein weiteres typisches Merkmal: Sie lassen sich selten von Staatsgrenzen aufhalten. Sie können in
     einem beliebigen Land beginnen, doch sie weiten sich in der Regel |362| auf die gesamte Welt aus, da dieselben Probleme auch anderswo auftauchen oder über Rohstoffe, Währungen, Investitionen, Derivate
     oder den Handel auf andere Länder übergreifen. Die ganze Welt ist ihre Bühne.
    Obwohl die jüngste Krise zuerst in den Vereinigten Staaten auftrat, zeigten andere Länder bald die gleichen Symptome. Kein
     Wunder: Wie Greenspan verlegten sich die Zentralbanker in aller Welt auf eine lockere Währungspolitik und leisteten eigenen
     Immobilienblasen Vorschub. Banken aus anderen Ländern zeigten denselben Risikohunger wie amerikanische. Mit wenigen Ausnahmen
     bedienten sie sich großer Mengen Fremdkapitals und tranken alle aus demselben vergifteten Kelch, indem sie Milliarden in eben
     die lausigen Anlagen steckten, die durch das Wunder der »Finanzinnovation« erschaffen worden waren.
    Ihren Höhepunkt finden Krisen oft in einer beispiellosen Pleite, die alle anderen in den Schatten stellt. Während der letzten
     Krise war das der verhängnisvolle Kollaps von Lehman Brothers. Es scheint fast, als könne man die weltweite Tragödie an diesem
     Einzelereignis festmachen. Doch wie in früheren Krisen, die durch einen einzelnen spektakulären Konkurs erklärt wurden, verschleiert
     diese simple Sicht auch in diesem Fall mehr, als sie verrät. Lehman fügte dem globalen Finanzsystem enormen Schaden zu, doch
     der Untergang des Unternehmens war weniger die Ursache als eine Folge.
    Der Lehman-Bankrott fiel mit einer Szene zusammen, die für den letzten Akt von Finanzdramen typisch ist. In dieser Situation
     suchen Banken Zuflucht bei letztinstanzlichen Kreditgebern – in der Regel einer Zentralbank oder einer staatlichen Organisation
     –, die in die Bresche springen und das Finanzsystem stützen sollen. Solche Bitten lösen stets Diskussionen aus. Soll der Staat
     strauchelnde Banken retten und damit die Leichtfertigkeit ihrer Manager auch noch belohnen? Oder sollte der Markt sich selbst
     überlassen bleiben, und mit ihm die leidenden Patienten?
    Diese Debatte beherrschte auch die jüngste Krise, und Ben Bernanke rettete ein Finanzunternehmen nach dem anderen, ob |363| sie es nun verdient hatten oder nicht. Wie ein gigantischer
Deus ex Machina
brachten die amerikanische und andere Zentralbanken die Krise zu einem abrupten, wenn auch unbefriedigenden Ende – und ließen
     viele Fragen unbeantwortet und Probleme ungelöst.
    Wenn die dramatische Phase einer Krise zu Ende geht, tauchen unweigerlich neue Probleme auf, denn nun schlägt der kritische
     Zustand des Finanzsystems auf die übrige Wirtschaft durch. Die Schäden sind oft gravierend, und die Wunden brauchen lange,
     um zu verheilen – nicht Monate, sondern Jahre. Bei allen Fördermaßnahmen und Konjunkturprogrammen ist der Weg zum Aufschwung
     mitunter holprig, da Haushalte, Finanzinstitute und Wirtschaftsunternehmen ihren Fremdkapitalanteil reduzieren müssen. Ganze
     Nationen können unter der Last der in besseren Zeiten angehäuften Schulden ins Wanken geraten. Die Übernahme der privaten
     Verluste durch den Staat kommt erschwerend hinzu. Am Ende werden manche Länder zahlungsunfähig oder zahlen ihre Schulden mit
     der Druckerpresse, und ihre Währung bricht zusammen.
    An diesem Punkt stehen wir heute. Nach früheren Krisen haben einsichtige Politiker umfassende Reformen des Finanzsystems durchgesetzt.
     Diese Chance haben auch wir. Und wir müssen sie nutzen. Andernfalls könnten wir – wie so viele vor uns – feststellen, dass
     die zurückliegenden Entwicklungen erst der Auftakt waren.
     
     
    Wege zur Besserung
     
    In den letzten 50 Jahren haben sich

Weitere Kostenlose Bücher