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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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Zahlungsunfähigkeit und könnten die Druckerpressen anwerfen, um ihre Schulden in den Griff zu bekommen. Das könnte
     eine Inflation in einer Höhe bewirken, wie wir sie zuletzt in den 1970er Jahren erlebt haben.
    Weitere Probleme dräuen. Die extrem großzügige Geldpolitik und quantitative Lockerungen in Kombination mit wachsender |369| Abhängigkeit vom Carry Trade in US-Dollar können eine noch größere Blase verursachen als die gerade geplatzte. Sollte diese
     Blase in sich zusammenfallen, werden erneut Werte und Wohlstand vernichtet und die Welt steht vor einer neuen Krise.
    Ebenso beängstigend wäre ein Zerfall der Europäischen Währungsunion oder eine Wiederkehr der Deflation in Japan, die das Land
     in eine inländische Schuldenkrise stürzen könnte. Selbst China ist zunehmend vom Absturz bedroht, wenn sein von Investitionen
     gestützter Aufschwung an Fahrt verlöre und vermehrte Kreditausfälle eine Bankenkrise auslösen sollten. Diese Szenarien könnten
     der Globalisierung einen schweren Schlag versetzen.
    Viel hängt davon ab, inwieweit sich die Weltwirtschaft in den kommenden Jahren erholt. Hier deshalb ein Blick auf die Gefahren,
     die uns in naher Zukunft drohen. (Eine detailliertere Analyse finden Sie unter www.roubini.com .)
     
     
    V, U oder W?
     
    Eine Erholung kann verschiedene Formen annehmen, die ihre relative Dynamik oder Nachhaltigkeit widerspiegeln. Denkbar sind
     eine V-förmige Erholung (rasch und kräftig), eine U-förmige Erholung (langsam und unspektakulär) und eine W-förmige Erholung
     (zwei aufeinander folgende Krisen, unterbrochen durch einen flüchtigen Aufschwung). Für die Industrienationen ist das wahrscheinlichste
     Szenario das U mit Jahren des unterdurchschnittlichen Wachstums, und zwar aus folgenden Gründen:
    Erstens herrscht nach wie vor Flaute auf dem Arbeitsmarkt. Im Jahr 2010 hat die Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten
     10 Prozent erreicht (nach einer anderen Statistik, die auch Teilzeitbeschäftigte und Arbeitsmarktaussteiger erfasst, waren
     es mehr als 17 Prozent). In der Immobilienbranche, im Bauwesen und im Finanzsektor wurden viele Arbeitsplätze für immer vernichtet, |370| genau wie durch die Auslagerung von Produktion und Dienstleistungen ins Ausland.
    Doch auch die nach wie vor beschäftigten Arbeitnehmer verzeichnen Einkommenseinbußen. Viele Unternehmen haben ihre Mitarbeiter
     »am Abschwung beteiligt«, indem sie die Stundenzahl reduziert, sie beurlaubt oder ihnen das Gehalt gekürzt haben. Der Rückgang
     der geleisteten Arbeitsstunden entsprach dem Verlust von weiteren drei Millionen Vollzeitstellen, zusätzlich zu den Ende 2009
     offiziell verlorenen 8,4 Millionen Arbeitsplätzen. Ein Ende des Stellenabbaus ist nicht abzusehen: Eine neuere Studie von
     Alan Blinder ergab ferner, dass bis zu einem Viertel aller Arbeitsstellen in den Vereinigten Staaten früher oder später ausgelagert
     werden könnten. 1 Daher könnte die Arbeitslosenquote noch eine Zeit lang steigen. Wenn sie schließlich zurückgeht, wird das sehr langsam erfolgen.
    Darüber hinaus unterscheidet sich diese Rezession wesentlich von früheren. Die vergangene Krise beruhte auf einer übermäßigen
     Verschuldung der privaten Haushalte, Banken und Unternehmen. Sie ging nicht auf eine Verschärfung der Währungspolitik zurück,
     sondern auf Bilanzprobleme und eine gigantische Überschuldung. Jüngste Forschungsergebnisse von Carmen Reinhart und Kenneth
     Rogoff lassen vermuten, dass die Nachwirkungen einer auf Bilanzproblemen basierenden Rezession den Aufschwung auf Jahre hinaus
     dämpfen könnten, da jeder Wirtschaftsbereich Fremdkapital und Schulden abbaut.
    Das wird seine Zeit dauern. In den Vereinigten Staaten oder Großbritannien haben die privaten Haushalte zu wenig gespart und
     zu viel Geld ausgegeben. Obwohl die Sparquote Ende 2009 auf über 4 Prozent gestiegen ist 2 , weisen vom IWF und anderen Experten durchgeführte Untersuchungen darauf hin, dass diese Quote in den nächsten Jahren 8 Prozent
     erreichen muss. Das bedeutet geringere Zuwachsraten beim Konsum. Doch da der Konsum in den Vereinigten Staaten 70 Prozent
     des Bruttoinlandsprodukts ausmacht (und in anderen Ländern mit niedrigen Sparquoten |371| ebenfalls sehr hoch ist), könnte jeder diesbezügliche Einschnitt das Wirtschaftswachstum bremsen.
    Weitere Indizien weisen auf eine U-förmige Erholung hin. In einem typischen V-förmigen Aufschwung steckt der Unternehmenssektor
     viel Geld in

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