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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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alle – von den Wirtschaftswissenschaftlern bis zu den Bankern der Wall Street – von der
     Mär über die Wunder deregulierter Märkte und die grenzenlosen Möglichkeiten der Finanzinnovation blenden lassen. Die Krise
     hat diesem Glauben einen schweren Schlag versetzt. Bislang hat sich aber noch kein Ersatz dafür gefunden.
    Das kommt in den verzagten Reformvorschlägen, die in den Vereinigten Staaten und anderen Industrienationen diskutiert |364| werden, nur allzu deutlich zum Ausdruck. Obwohl sie unter der schlimmsten Finanzkrise seit Generationen leiden, zeigen viele
     Länder eine erstaunliche Abneigung gegen Reformen in der erforderlichen Größenordnung. Stattdessen wird darüber geredet, wie
     man das alte System notdürftig reparieren kann – als ließe sich das Geschehen durch ein paar faule Hypotheken erklären.
    Das ist absurd. Wie wir in diesem Buch dargelegt haben, waren nicht die Schrotthypotheken an der Krise schuld, sondern das
     Schrottsystem. Dank verzerrter Vergütungsstrukturen, korrupter Ratingagenturen und anderer Missstände war das globale Finanzsystem
     von innen heraus verfault. Die Finanzkrise hat lediglich die glänzende Hülle fortgerissen, unter der es schon lange gärte.
    Der Weg zur Gesundung ist lang. Die ersten Schritte sind die in Kapitel 8 und 9 beschriebenen Reformen. Zunächst müssen Händler
     und Banker so vergütet werden, dass sich ihre Interessen mit denen der Aktionäre decken. Das bedeutet nicht unbedingt schlechtere
     Vergütung, so wünschenswert dies aus anderen Gründen auch wäre. Es bedeutet nur, dass Mitarbeiter von Finanzunternehmen über
     ihre Vergütung dazu motiviert werden, das langfristige Interesse der Unternehmen im Auge zu behalten.
    Auch die Verbriefung muss neu geregelt werden. Einfache Lösungen, etwa die Beteiligung der Banken am Risiko, reichen nicht
     aus. Es sind weit radikalere Einschnitte nötig. Größere Transparenz, Vereinheitlichung und eine strenge Regulierung des Verbriefungsprozesses
     sind erforderlich. Vor allem anderen aber müssen die Kredite vor der Verbriefung erheblich sorgfältiger geprüft werden. Sie
     müssen von hoher Qualität sein oder andernfalls klar als minderwertig und riskant gekennzeichnet werden.
    Ebenso drastisch müssen die Derivate reformiert werden, die sich in der jüngsten Krise als so fatal erwiesen haben. Sogenannte
     Freiverkehrsderivate, die längst nicht so harmlos sind, wie sie klingen, müssen transparenter werden, über zentrale Clearingstellen
     und Börsen laufen und in Datenbanken registriert werden. Ihr |365| Einsatz muss auf ein angemessenes Maß reduziert und ihre Regulierung einer einzigen Behörde unterstellt werden.
    Die Ratingagenturen müssen ebenfalls an die Leine genommen und gezwungen werden, ihr Geschäftsmodell zu verändern. Dass sie
     von den Unternehmen bezahlt werden, deren Bonität sie einstufen sollen, hat zu einem starken Interessenkonflikt geführt. Stattdessen
     sollten die Investoren für die Bewertung von Anlagen bezahlen. Um weitere Interessenkonflikte zu vermeiden, sollten Ratingagenturen
     auch keine »Beratungsleistungen« mehr an die Unternehmen verkaufen dürfen, deren Papiere sie bewerten. Schließlich sollte
     die Ratingbranche stärker für den Wettbewerb geöffnet werden, denn derzeit vereint eine Hand voll Firmen viel zu viel Macht
     auf sich.
    Noch radikalere Reformen sind nötig, Finanzunternehmen wie Goldman Sachs, Citigroup und weniger sichtbare Unternehmen, die
     aufgrund ihrer Größe das System gefährden, müssen zerschlagen werden. Außerdem sollte der Kongress das Glass-Steagall-Bankengesetz
     wieder einführen, das vor zehn Jahren abgeschafft wurde, und darüber hinaus die ungleich größeren Gefahren berücksichtigen,
     die vom Schattenbankwesen ausgehen.
    Diese Reformen sind einfach, doch wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass selbst die ausgeklügeltste Regulierung scheitern
     kann. Finanzunternehmen widersetzen sich der Aufsicht, indem sie ihren Sitz in weniger stark regulierte Rechtsräume verlegen.
     Die gängige fragmentierte und dezentrale Regulierung in den Vereinigten Staaten hat dieses Problem noch verschärft, genau
     wie die Tatsache, dass der Beruf des Finanzaufsehers bis vor kurzem als schlecht bezahlte Karrieresackgasse galt.
    Die meisten dieser Probleme sind lösbar. Das Aufsichtsrecht kann zukunftsorientiert gestaltet und Schlupflöcher können geschlossen
     werden, noch bevor sie sich auftun. Dazu muss man dem verständlichen

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