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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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Impuls widerstehen, nur eine bestimmte Gruppe von großen
     Finanzunternehmen zu regulieren. Man muss stattdessen flächendeckend alle erfassen, um die Verlagerung von |366| Finanzgeschäften auf kleinere, weniger streng regulierte Unternehmen zu verhindern. Ebenso sollte die Regulierung in wenigen
     Stellen mit größeren Befugnissen zusammengeführt werden. Vor allem aber sollten die Beamten ihrer wichtigen Aufgabe entsprechend
     bezahlt werden.
    Die Zentralbanken haben wohl den größten Einfluss auf – und die größte Verantwortung für – den Schutz des Finanzsystems. In
     den letzten Jahren sind sie dem nicht gerecht geworden. Sie haben es versäumt, ihre eigenen Vorschriften umzusetzen, und,
     schlimmer noch, sie haben nichts unternommen, um dem Spekulationswahn Einhalt zu gebieten. Wenn überhaupt, dann haben die
     Zentralbanken die Spekulation noch genährt und dann, gewissermaßen als Wiedergutmachung, alles getan, um die Opfer des unvermeidlichen
     Zusammenbruchs zu retten. Das ist nicht zu entschuldigen. In Zukunft müssen Zentralbanken mit ihren währungs- und kreditpolitischen
     Instrumenten offensiver gegen Spekulationsblasen vorgehen.
    Doch die Zentralbanken können die Herausforderungen der Weltwirtschaft nicht allein bewältigen. Die globalen Leistungsbilanzungleichgewichte
     bedrohen die langfristige Stabilität der Wirtschaft genauso wie der Wertverfall des Dollars und verlangen ein neues Bekenntnis
     zur internationalen Regulierung. Dazu ist unter anderem eine Stärkung des Internationalen Währungsfonds und die Einführung
     einer neuen internationalen Reservewährung nötig. Aber auch die Führung des IWF selbst muss dringend überdacht werden. Viel
     zu lange wurde dieser von einer Reihe kleinerer, alternder Volkswirtschaften dominiert. Schwellenländer müssen ihren rechtmäßigen
     Platz am Tisch bekommen, wie es der zunehmenden Bedeutung der G20-Staaten entspricht.
    Diese Reformen machen Krisen unwahrscheinlicher – ganz überwinden werden sie sie nicht. Wie der Wirtschaftswissenschaftler
     Hyman Minsky einst feststellte: »Es ist unmöglich, die Dinge ein für allemal zu erledigen; wird die Instabilität durch eine
     Reform beseitigt, kommt sie nach einiger Zeit in neuem Gewand |367| daher.« 3 Krisen lassen sich nicht abschaffen. Sie können aber gemanagt und gemildert werden.
    Diese beunruhigende Tatsache ist paradoxerweise ein Grund zur Hoffnung. Während der Weltwirtschaftskrise waren Politiker zu
     Reformen bereit, mit denen sie die Grundlagen für fast 80 Jahre Stabilität und Sicherheit im Finanzsystem schufen. Wie immer
     blieb es nicht dabei. Doch 80 Jahre sind eine lange Zeit – ein ganzes Menschenleben.
    Wenn wir im Morast unserer eigenen Weltwirtschaftskrise über die Zukunft der Finanzwelt nachdenken, sollten wir uns ähnlich
     ehrgeizige Ziele setzen. Nichts ist von Dauer. Krisen wird es immer geben. Doch sie müssen keine solchen Ausmaße annehmen
     und auch nicht unsere wirtschaftliche Existenz bedrohen. Wenn wir die Dämme um unser Finanzsystem verstärken, können wir die
     kommenden Stürme bestehen. Auch wenn die Flut steigt, holen wir uns keine nassen Füße. Aber wenn wir uns nicht auf die unvermeidlichen
     Stürme einstellen, weil wir meinen, dass unsere antiquierten Dämme schon halten werden, dann sind weitere Katastrophen vorprogrammiert.

|368| Ausblick
Die Nachbeben
    Während der Finanzkrise der Jahre 2007 und 2008 stand die Welt am Rande des Abgrunds. Im vierten Quartal 2008 und im ersten
     Quartal 2009 erreichte der weltweite Konjunktureinbruch Ausmaße wie zu Beginn der Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre.
    Nur ein schnelles und radikales politisches Eingreifen in einer Reihe von Ländern verhinderte, dass die Wirtschaft ausblutete.
     Diese kollektive Reaktion war nicht immer koordiniert oder durchdacht, doch sie verhinderte eine neue Weltwirtschaftskrise
     und hielt den freien Fall von Volkswirtschaften in aller Welt auf. Die Deflationsgefahr ließ nach, und die Welt durfte vorsichtig
     aufatmen. Als Erste schafften die Schwellenländer die Wende. Im dritten Quartal des Jahres 2009 hatte sich der Abwärtstrend
     auch in den meisten entwickelten Industrienationen wieder umgekehrt.
    Während die Weltwirtschaft auf Erholungskurs geht, können ihre Risiken und Schwächen in den nächsten Jahren zu neuerlichen
     Krisen führen. Wir sind mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert. Manche Länder stehen dank explodierender Haushaltsdefizite
     vor der

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