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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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Konsumkredite, Ausbildungskredite und selbst Kreditkartenschulden – zu komplizierten und immer undurchsichtigeren
     Wertpapieren und verkaufte sie an gutgläubige Investoren in aller Welt, die nicht in der Lage waren, das ursprüngliche Risiko
     einzuschätzen. Die Verbriefung von Forderungen war das große Geschäft, und Banken und andere Unternehmen der Wall Street verdienten
     an den deftigen Gebühren, während sie das Risiko an die nichtsahnenden Anleger weiterreichten.
    Die verschiedenen Ratingagenturen, ob Fitch, Moody’s oder Standard & Poor’s, hätten dies verhindern können und müssen. Doch
     auch sie verdienten am Geschäft mit den Verbriefungen mit und waren gern bereit, den Giftpapieren ihr Goldsiegel aufzudrücken
     und zu behaupten, sie versprächen risikofreie Gewinne. Greenspan und andere Cheerleader der neuen Finanzprodukte kritisierten
     dieses freundschaftliche Miteinander nicht etwa, sondern gaben ihm auch noch ihren Segen.
    Greenspan war auch entscheidend für die Politik des billigen Geldes verantwortlich, indem er die Zinsen, zu denen die Notenbank
     dem Finanzsystem Geld zur Verfügung stellt, radikal senkte. 42 Von Anfang 2001 bis Mitte 2003 senkte Greenspan die Leitzinsen um 5,5 Prozentpunkte (oder 550 Basispunkte, wie es im Sprachgebrauch
     der Notenbanker heißt) und wartete viel zu lange mit einer neuerlichen Zinserhöhung. Diese Politik des billigen Geldes nährte
     den unhaltbaren Kredit- und Immobilienboom. Doch die Geschichte ist noch komplizierter. In den Jahren 2004 bis 2006 hob die
     Notenbank den Leitzins zwar wieder an, doch die Zinsen für Anleihen mit langen Laufzeiten und die festen Hypothekenzinsen
     reagierten kaum auf diese Erhöhung. Die Politik der Notenbank griff nicht mehr, da es inzwischen zahlreiche Möglichkeiten
     gab, sich im Ausland billiges Geld zu beschaffen. Im Laufe des Jahrzehnts hatten Länder wie China, Japan und Deutschland riesige
     Sparreserven angehäuft, die sie nun den Vereinigten Staaten liehen. Auf diese Weise finanzierten sie das amerikanische Haushaltsdefizit
     und die Verschuldung der amerikanischen Privathaushalte |54| und Unternehmen. Letztlich lieh China den Amerikanern den Strick, an dem sie sich aufhängten. Nichts ändert sich, und trotzdem
     ist alles anders.
    Schon zu Beginn der Krise zeigte sich diese Mischung aus Alt und Neu. Ab einem gewissen Punkt stiegen die Immobilienpreise
     nicht mehr weiter, und irgendwann Ende 2006 oder Anfang 2007 ging den ersten Hypothekenverleihern des Subprimesektors das
     Geld aus, weil ihre Kunden mit der Rückzahlung nicht nachkamen. Im Juni 2007 kollabierten zwei von Bear Stearns gemanagte
     Hedge-Fonds, die mit hohem Fremdkapitalanteil in mit Schrotthypotheken besicherte Wertpapiere investiert hatten. Damit begann
     eine Flucht aus allen Wertpapieren, die mit dem Subprimemarkt zu tun hatten. Als klar wurde, dass sich die Schrotthypotheken
     inzwischen im gesamten globalen Finanzsystem ausgebreitet hatten, brach Panik aus.
    Wie so oft während einer Panik wurden Entscheidungen aus der Ungewissheit heraus getroffen. Dank der Besicherung durch Wertpapiere
     war das Kreditrisiko von den Banken auf die Investmentbanken und von dort zu anderen Finanzunternehmen und Anlegern in aller
     Welt weitergereicht worden. Als die Krise zuschlug, war dieser Prozess jedoch noch nicht abgeschlossen: Die Banken hatten
     noch immer einen Teil der Giftpapiere in ihren Bilanzen. Zum Teil hatten sie sie in sogenannten »Zweckgesellschaften« zwischengelagert,
     die nicht in den Bilanzen auftauchten, bis die Krise sie zwang, ihre Verluste anzuerkennen.
    Die Nachricht, dass ehrwürdige Banken das Risiko nur zum Teil an andere Investoren weitergegeben und einen Teil nach wie vor
     in ihren Bilanzen hatten, heizte die Panik noch weiter an. Als sich die Erkenntnis durchsetzte, dass jeder größere oder kleinere
     Akteur im globalen Finanzsystem diese Giftpapiere im Tresor hatte, brach die Krise vollends aus. Niemand wusste, wer die gefährlichen
     Anlagen besaß und wie viele es gab. Das Finanzsystem, das von seiner Komplexität und Undurchsichtigkeit lebte, befand sich
     in voller Auflösung.
    |55| Es handelte sich um eine klassische Panik, Run auf Banken inklusive – nur dass diesmal nicht nur die Geschäftsbanken belagert
     wurden, wie während der Weltwirtschaftskrise, sondern Unternehmen des neuen »Schattenbankwesens« wie Hypothekenverleiher,
     Conduits, Zweckgesellschaften, Hedge-Fonds und Investmentbanken und

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