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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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der Krise.
     Nachdem Zweifel an der Gesundheit des Bankwesens laut wurden und die Regierung nicht in der Lage war, ihre Anleihen in Fremdwährung
     (die sogenannten Tesobonos) zu refinanzieren, verfiel der Peso. Die Vereinigten Staaten und der Internationale Währungsfonds
     mussten mit einem Rettungspaket einspringen, um die Lage in Mexiko zu stabilisieren. Doch der Schaden war gewaltig: Die Rettung
     der Banken kostete die mexikanischen Steuerzahler 50 Milliarden US-Dollar.
    Dies war die erste der sogenannten »Kapitalbilanzkrisen« in den neuen Märkten. Diese Krisen hatten eines gemeinsam: unhaltbare
     Leistungsbilanzdefizite, die auf riskante Weise finanziert wurden. Weil sie sich dabei vor allem auf kurzfristige Anleihen
     in ausländischen Währungen stützten, war der Absturz bereits vorprogrammiert. |47| Wenn die ausländischen Anleger in Panik gerieten und die Umschuldung der kurzfristigen Kredite verweigerten, brachen die überbewerteten
     Landeswährungen zusammen. Schlimmer noch, mit dem Wertverlust der eigenen Währung schossen die Schulden in US-Dollar und anderen
     Fremdwährungen in die Höhe und beschleunigten den Bankrott noch.
    In den Jahren 1997 und 1998 fielen neue Märkte in aller Welt dieser Dynamik zum Opfer. Das Problem begann, als Anleger aus
     den Industrienationen Geld in die neuen Märkte Thailand, Indonesien, Südkorea und Malaysia pumpten und in jedem dieser Länder
     eine Spekulationsblase auslösten. Die Aktienmärkte waren überbewertet, es entstanden Immobilienblasen, Banken nahmen zunehmend
     riskante Kredite auf, und das Leistungsbilanzdefizit schwoll an, weil übermäßige und niedrig verzinste private Einlagen die
     nationalen Reserven überstiegen. Nachdem Zweifel laut wurden, ob Thailand seine Währung, den Baht, stützen konnte, machte
     sich Panikstimmung breit. Ausländische Investoren zogen ihr Geld ab, die Währungsreserven, die notwendig waren, um den Wert
     des Baht zu halten, schmolzen dahin, und die Finanz-, Aktien- und Immobilienmärkte brachen zusammen. Die Panik griff schließlich
     auch auf Indonesien, Südkorea und Malaysia über. Genau wie Thailand erlebte jedes dieser Länder eine Abwertung seiner Währung
     und eine Explosion seiner Auslandsschulden. Die Kosten für die Rettung der Wirtschaft wurden auf die Steuerzahler abgewälzt,
     und Millionen von Menschen stürzten während der nachfolgenden Schrumpfung der Wirtschaft in Armut.
    Im Jahr 1998 war Russland an der Reihe. Durch die Erschütterungen der Asienkrise und die sinkenden Ölpreise geriet die russische
     Wirtschaft in Schieflage. Es wurden Zweifel laut, ob die Regierung den Rubel stützen und ihre Schulden bedienen konnte. Im
     Sommer 1998 flüchteten Anleger aus der russischen Wirtschaft, und der Rubel brach ein. Daraufhin stellte die russische Regierung
     die Rückzahlung ihrer In- und Auslandsschulden weitgehend ein. Die Auswirkungen dieser Entscheidung waren in aller Welt zu
     spüren. |48| Der amerikanische Hedge-Fonds Long-Term Capital Management (LTCM) hatte hochkomplizierte Wetten auf ausländische Staatsanleihen
     abgeschlossen und dabei die Möglichkeit einer Finanzkrise nicht mit einkalkuliert. 35 Als sich angesichts der russischen Zahlungsunfähigkeit Panik breit machte, spielten die Preise der Anleihen verrückt und
     LTCM musste seine Aktiva liquidieren, um seinen Verbindlichkeiten nachzukommen. Aus Angst, die Notverkäufe könnten die Anlagewerte
     anderer Finanzunternehmen gefährden, sprang die amerikanische Notenbank in die Bresche und dämmte die Panik erfolgreich ein.
    In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Krisen auf den neuen Märkten, auch wenn keine davon das Weltfinanzsystem bedrohte. 36 Im Jahr 1999 erlebten Ecuador und Pakistan schwere Schuldenkrisen, während in Brasilien eine Währungskrise einsetzte. Weitere
     Krisen ließen nicht lange auf sich warten. Im Jahr 2000 folgte die Ukraine, 2001 die Türkei und Argentinien, im Jahr 2002
     Uruguay und wiederum Brasilien. Wie frühere Krisen nahmen auch diese die unterschiedlichsten Formen an. In Argentinien war
     die gesamte Wirtschaft betroffen: Private Haushalte konnten ihre Schulden, vor allem Hypotheken und Konsumkredite, nicht mehr
     bezahlen, da diese oft an ausländische Währungen gekoppelt waren. Unternehmen traf es genauso. Erzürnte Anleger belagerten
     die Banken des Landes in dem verzweifelten Versuch, ihre Ersparnisse abzuheben, während die Regierung ihre Auslandsschulden
     nicht mehr bedienen konnte

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