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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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und die Währung rasant an Wert verlor.
    Wie so oft waren ein Spekulationsboom und übermäßige Schulden der Auslöser. In jedem Fall hatten Regierungen, Unternehmen
     und private Haushalte – in der einen oder anderen Zusammensetzung – zu viel Geld aufgenommen, und zwar in Fremdwährungen.
     Gleichzeitig verliehen Banken und andere Finanzunternehmen zu viel Geld gegen zweifelhafte Sicherheiten. Früher oder später
     lösten Zweifel an der Rückzahlung dieser Kredite eine Panik aus. Die nachfolgende Krise traf die hochverschuldeten Kreditnehmer
     genauso wie die Kreditgeber.
    |49| Die Kosten für die Schwellenländer waren immens. Währungen wurden abgewertet, Regierungen gestürzt, und Millionen Menschen
     versanken in Armut. In vielen Ländern kam es zu politischen Unruhen. In Russland läutete die Krise das Ende von Boris Jelzins
     Präsidentschaft und den Aufstieg des autoritären Staates unter Wladimir Putin ein. In Indonesien beendeten die Ereignisse
     des Jahres 1998 die dreißigjährige autoritäre Herrschaft Mohamed Suhartos. Und in Argentinien zwangen der Run und die Straßenschlachten
     die Regierung des Präsidenten Fernando de la Rúa zum Rücktritt, und es begann eine Periode des politischen und wirtschaftlichen
     Chaos.
    Ereignisse wie diese scheinen jedoch keinen größeren oder gar nachhaltigen Eindruck auf Anleger und Politiker in den Vereinigten
     Staaten und den westlichen Industrienationen gemacht zu haben. Der lange Aufschwung stand in voller Blüte. Skeptiker fragten
     sich seinerzeit zwar zu Recht, ob die Ruhe, die in den meisten Industrienationen herrschte, nicht eine Ruhe vor dem Sturm
     war. Schließlich war auch der Hype um Internet- und Technologieunternehmen, der die amerikanische Wirtschaft Ende der neunziger
     Jahre erfasste, eine ausgemachte Blase und hatte das Zeug, eine Finanzkrise auszulösen. Doch als die Blase schließlich platzte
     und die Börsenkurse einbrachen, blieben schlimmere Folgen aus, die Rezession verlief milde, und die Wirtschaft erholte sich
     wieder. Zwar meldeten Tausende Dotcom-Unternehmen Konkurs an, doch das Finanzsystem blieb verschont, vor allem, weil das Kapital
     nicht von Banken stammte, sondern aus Aktien, die auf dem Kapitalmarkt verkauft worden waren.
    Doch unter der Oberfläche brodelte es. Dieselben Symptome, die in den neunziger Jahren auf den neuen Märkten zu erkennen gewesen
     waren, begannen sich auch in der amerikanischen Wirtschaft zu zeigen. Schlimmer noch, die niedrigen Zinsen, mit denen die
     Notenbank versuchte hatte, die negativen Auswirkungen des Hightechabschwungs aufzufangen, schürten eine Immobilienblase, zunächst
     in den Vereinigten Staaten, dann in zahlreichen anderen Ländern in aller Welt. Das Problem billiger, leicht |50| verfügbarer Kredite und mangelnder Bankenaufsicht betraf nicht nur die Vereinigten Staaten, sondern auch Länder wie Großbritannien,
     Irland, Spanien, Island, Estland, Lettland, Dubai, Australien, Neuseeland und selbst China und Singapur.
    Im Jahr 2006 waren Kredite in den Vereinigten Staaten derart einfach zu bekommen, dass der Zinsspread zwischen riskanten Schrottpapieren
     und sicheren Staatsanleihen auf einen historischen Tiefstand von 2,5 Prozentpunkten gesunken war. Einige wenige Experten läuteten
     die Alarmglocken, doch kaum jemand hörte ihnen zu. Wie während jeder Spekulationsblase erklärten vielmehr zahlreiche Anheizer,
     warum die explodierenden Preise durch die wirtschaftlichen Grundwerte gerechtfertigt waren. Einer der prominentesten war David
     A. Lereah, Chefökonom des Nationalen Verbandes der Immobilienhändler. »Es gibt keine Immobilienblase«, erklärte er im Jahr
     2005 in der
Washington Post
. »Das Gerede von einem Zusammenbruch des Immobilienmarktes ist vollkommen lächerlich.« 37
     
     
    Die Wiederauferstehung des Gespensts
     
    Aldous Huxley sagte einmal: »Der Charme der Geschichte und ihrer rätselhaften Lektionen ist, dass sich von einer Epoche zur
     nächsten nichts verändert, und doch alles vollkommen anders ist«. 38 Obwohl die jüngste Krise zahlreiche Gemeinsamkeiten mit den Krisen der Vergangenheit aufweist, sind viele ihrer Ursachen
     einmalig oder spielen zumindest im globalen Finanzsystem des 21. Jahrhunderts eine entscheidendere Rolle als früher.
    Nehmen wir eine der offensichtlichen und reichlich abgenutzten Erklärungen für die Krise: die Gier. 39 Als die ersten Dämme brachen, suchten zahlreiche Kommentatoren die Schuld für den Zusammenbruch des

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