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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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geriet. Viele Menschen nahmen Hypotheken auf, die
     sie nicht zurückzahlen konnten. Da diese Hypotheken »verbrieft« waren, erfasste ihr Ausfall das gesamte globale Finanzsystem
     und brachte es schließlich zum Einsturz.
    So beruhigend diese Geschichte klingt, so falsch ist sie auch. Es ist so, als wolle man ein paar schwarze Schafe für die Katastrophe
     verantwortlich machen. Die Subprimehypotheken waren zwar eine der Ursachen für die Immobilienblase, doch die Probleme lagen
     sehr viel tiefer, waren sehr viel umfassender und gingen weit über ein paar nicht kreditwürdige Hypothekennehmer hinaus. Die
     Ursachen für die Probleme waren auch keineswegs neu, sondern in einem tiefgreifenden Strukturwandel in der Wirtschaft angelegt,
     der viele Jahre zurückreicht.
    Die Verbriefung von Subprimekrediten war also nur
ein
Faktor. Eine wichtige Rolle spielten auch langfristige Veränderungen in der Unternehmensaufsicht und den Managerbezügen. Und
     auch der Staat trägt einen Teil der Schuld, allen voran die Geldpolitik von Alan Greenspan. Dazu kommt schließlich die jahrzehntelange
     Politik zur Förderung von Wohneigentum.
    Unterm Strich nehmen sich die staatlichen Eingriffe im Vergleich |91| zur staatlichen Passivität eher bescheiden aus. Jahrelang duldeten die Aufsichtsbehörden den Wildwuchs des neuen »Schattenbankwesens«,
     welches das gesamte Finanzsystem gefährlich schwächte. Diese neuen Finanzunternehmen nutzten billiges und leicht verfügbares
     Geld nicht nur der Notenbank, sondern auch aus einer Reihe von Schwellenländern wie China.
    Die meisten Beobachter erkannten diese Veränderungen entweder gar nicht, oder sie unterschätzten sie. Die Schrotthypotheken
     waren nur das offensichtlichste Symptom einer tieferen, strukturellen Fäulnis. Dies führt uns zu einem der Grundprinzipien
     einer Theorie der Wirtschaftskrise: Die größten und zerstörerischsten Finanzkatastrophen gehen nicht auf das Konto unbedeutender
     Finanzinstrumente oder einiger weniger Abenteurer, und sie resultieren auch nicht einfach aus der Euphorie einer Spekulationsblase.
    Wie bei Erdbeben baut sich die Spannung vielmehr über Jahre hinweg auf. Wenn der Schock schließlich erfolgt, kann er gewaltige
     Auswirkungen haben. In der Zeit von 2006 bis 2008 brach nicht nur der Wert der mit Schrotthypotheken besicherten Anleihen
     ein, sondern die gesamte globale Finanzarchitektur geriet ins Wanken. Der Zusammenbruch brachte eine erschreckende, wenn auch
     altbekannte Wahrheit ans Licht: Die mit Schrotthypotheken gekauften Wohnhäuschen waren nicht die einzigen, die in der gefährdeten
     Zone gebaut worden waren – im Erdbebengebiet hatte man auch zahllose Wolkenkratzer aus Schulden errichtet.
     
     
    Innovationen auf dem Finanzmarkt
     
    Viele Spekulationsblasen beginnen mit einer Innovation oder einem technologischen Fortschritt, der den Anbruch einer neuen
     Wirtschaft verheißt. So erlebte beispielsweise Großbritannien in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts einen inzwischen
     legendären Boom, der von einer neuen Technologie angetrieben wurde: der Eisenbahn. 1 Im Jahr 1830 nahm die erste kommerziell |92| erfolgreiche Eisenbahnlinie den Verkehr zwischen Machester und Liverpool auf, und schon bald erwarben Anleger Aktien von Unternehmen,
     die versprachen, noch gewinnträchtigere Verbindungen einzurichten. Auf dem Höhepunkt des Booms in den Jahren 1845 und 1846
     schossen die Eisenbahnaktien in die Höhe, und Gesellschaften verlegten Tausende Kilometer Schienen, von denen viele überflüssig
     waren. Die Spekulationsblase platzte schließlich mit lautem Knall, doch sie war zumindest zum Teil durch die wirtschaftlichen
     Eckdaten gerechtfertigt gewesen: Eine neue Technologie schafft neue unternehmerische Möglichkeiten. Die meisten der Eisenbahngesellschaften
     mussten zwar Konkurs anmelden, doch sie hinterließen eine neue Infrastruktur, die bei der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung
     der Nation im 19. Jahrhundert eine Schlüsselrolle spielte.
    Dies trifft auch auf den Internetboom der 1990er Jahre zu. 2 Er blähte sich zwar rasch zu einer Spekulationsblase auf, doch er war zumindest teilweise durch die neue Technologie – das
     Internet – und ihre zahlreichen vielversprechenden Anwendungen gerechtfertigt. Als die Blase schließlich platzte, überlebten
     viele neue Unternehmen sowie eine neue Infrastruktur aus Koaxialkabeln, Mobilfunkantennen und anderen greifbaren technologischen
     Verbesserungen und

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