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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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geebnet, indem
     die sich bereit erklärte, einen Großteil der künftigen Verluste aus den toxischen Anlagen der einstigen Investmentbank zu
     übernehmen.
    Die Maßnahmen der Federal Reserve waren keine vollumfängliche Rettungsaktion, denn die Aktionäre von Bear Stearns verloren
     ihr letztes Hemd. Gläubiger und Kontrahenten wurden jedoch vollständig geschützt. Die Fed reagierte klassisch, wie eingedenk
     Bagehots Rat, die Bank zu retten, deren Bankrott ansonsten solvente Banken bedroht. Im Falle von Bear Stearns galt dieses
     Einschreiten |148| als gerechtfertigt. Das Unternehmen war ein wichtiger Akteur im Handel mit Kreditausfallversicherungen gewesen, mit denen
     eine Vielzahl riskanter Anlagen anderer Banken und Investoren abgesichert waren. Mit dem Zusammenbruch des Unternehmens wären
     diese Versicherungen hinfällig gewesen, und es bestand die Gefahr, dass es im gesamten Weltfinanzsystem zu einer Reihe von
     Folgebankrotten kam.
    Doch die Federal Reserve beließ es nicht bei dieser Intervention. Analog zu den Swaps, wie sie die Bank von England erstmals
     in der Krise des Jahres 1825 einsetzte, tauschte die amerikanische Notenbank flüssige und sichere Staatsanleihen mit kurzen
     Laufzeiten gegen die nicht flüssigen Anlagen ein, die die Bilanzen der Investmentbanken belasteten. Diese neue Kreditmöglichkeit,
     auf die wir in Kapitel 6 noch näher eingehen werden, half den Banken aus der Liquiditätsfalle, die durch die Panik entstanden
     war. Dazu trug auch der nächste Schritt der US-Notenbank bei – die Schaffung einer weiteren Kreditmöglichkeit zur letztinstanzlichen
     Finanzierung von Investmentbanken wie Goldman Sachs und Morgan Stanley.
    Dies war ein radikaler Bruch mit der Vergangenheit: Erstmals seit Jahrzehnten hatte sich die Regierung entschlossen, zentralen
     Elementen des Schattenbankwesens solche Unterstützung zukommen zu lassen. Indem sie diese beiden Möglichkeiten schaffte, verringerte
     die Federal Reserve die Wahrscheinlichkeit eines Runs auf die Investmentbanken. Doch die Wertpapierhändler hatten nach wie
     vor keinen Anspruch auf eine Einlagensicherung, die vermutlich den besten Schutz vor einem Run darstellt. Außerdem hatten
     sie keinen bedingungslosen und unbegrenzten Zugang zu den Krediten der Notenbank. War eine Investmentbank tatsächlich zahlungsunfähig,
     würde die Federal Reserve sie nicht retten. So wollte es zumindest die vernünftige Notenbankpraxis. Damit waren weitere spektakuläre
     Konkurse beinahe vorprogrammiert.
    Gleichzeitig schien der Verkauf von Bear Stearns zu signalisieren, dass die Federal Reserve nicht tatenlos zusehen würde,
     wenn |149| vom Konkurs eines Geldinstituts eine weltweite Panik auszugehen drohte. Bear Stearns war die kleinste der Investmentbanken
     gewesen, und man erwartete, dass die Notenbank ebenfalls einschreiten würde, um ein größeres Opfer zu retten, wenn sich damit
     eine Ausweitung der Krise verhindern ließ. Andernfalls riskierte sie einen Zusammenbruch des gesamten globalen Finanzsystems.
    Beide Standpunkte hatten ihre Berechtigung, und leider erwiesen sich beide als richtig. Während der Ereignisse der folgenden
     Monate vermittelte die Federal Reserve widersprüchliche Botschaften darüber, ob sie in der Frage des Moral Hazard standhaft
     bleiben würde.
     
     
    Zentrifugalkräfte
     
    Wenn es während einer Finanzkrise zu einem spektakulären Konkurs kommt, ist die Versuchung groß, die gesamte Krise durch die
     Linse dieses einen Ereignisses zu betrachten – so als ob alles, was vorher und nachher passierte, sich auf diesen einen Moment
     reduzieren ließe. Im Falle der gegenwärtigen Krise übernahm der Konkurs von Lehman Brothers diese Rolle. Bis heute sind viele
     Beobachter überzeugt, dieser sei mehr als jedes andere Ereignis dafür verantwortlich, dass sich ein Problem der Vereinigten
     Staaten zu einer internationalen Krise ausweitete.
    Dies ist eine verständliche Sicht der Dinge: Die Reduzierung der Krise auf einen einzigen, spektakulären Moment hilft uns,
     eine hochkomplexe Kette von Ereignissen zu vereinfachen. Leider bringt uns dieser Ansatz nicht weiter. Der Konkurs von Lehman
     Brothers war keineswegs der Auslöser der Krise, sondern ein Symptom ihrer Schwere. Als Lehman Brothers am 15. September 2008
     seinen Konkurs ankündigte, befanden sich die Vereinigten Staaten bereits seit zehn Monaten in einer schweren Rezession, und
     andere Industriestaaten standen kurz davor. Die Immobilienkrise |150|

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