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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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Investoren in Panik gerieten. Die Furcht wuchs, dass das Duo nicht
     mehr in der Lage sein würde, den Wert der Papiere zu garantieren. Schlimmer noch, jene Investoren, die Forderungen der beiden
     Hypothekenriesen gekauft hatten, sprachen offen über die Möglichkeit eines Konkurses. Sie nahmen zwar an, dass die Regierung
     der Vereinigten Staaten für die Forderungen bürgte, doch dies war keineswegs sicher.
    Ein weiteres Mal stellte sich Frage, wie sich das Risikoverhalten der Manager reduzieren ließe. Es war klar, dass bei einem
     Konkurs der beiden Unternehmen alles andere als eine staatliche Übernahme die heimischen Finanz- und Hypothekenmärkte in eine
     beispiellose Panik versetzen würde. Außerdem würde man so ausländische Investoren, die ihre Forderungen erworben hatten, verschrecken.
     Hier ging es nicht nur um den Subprimemarkt: Die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten stand auf dem Spiel. Das heißt,
     der Staat hatte im Grunde gar nicht die Möglichkeit, die beiden Geldinstitute in Konkurs gehen zu lassen, um den Märkten ein
     Signal zu geben.
    Das Ergebnis war eine weitere Verstaatlichung, die im September 2008 abgeschlossen wurde. Unter den Bedingungen der Übernahme
     erhielten die Investoren, die Forderungen von Fannie Mae und Freddie Mac erworben hatten, eine Garantie; doch die Besitzer
     von Stamm- und Vorzugsaktien verloren ihre Investition. Leider gehörten zu den Vorzugsaktienbesitzern auch einige einheimische
     Investoren, darunter Kleinbanken, die über Nacht ihre vermeintlich risikolosen Investitionen verloren. Diese Verluste erschütterten
     das taumelnde Finanzsystem weiter.
    Am Vorabend der Lehman-Pleite war bereits viel Schaden angerichtet worden. Lehman und andere Investmentbanken, allen |153| voran Merrill Lynch, standen aufgrund der Verluste mit einer Vielzahl von Giftpapieren am Abgrund, und es wurden Zweifel an
     ihrer Liquidität laut, von ihrer Solvenz ganz zu schweigen. Das Finanzsystem benötigte nur einen winzigen Stoß, um in haltlose
     Panik zu versinken.
     
     
    Anarchie
     
    Die Panik des Jahres 1907 hat in den Annalen der Finanzkrisen einen besonderen Platz. 24 Mehr als andere Krisen hat sie einen echten Helden – der Banker J. P. Morgan nimmt im amerikanischen Finanzhimmel eine besondere
     Stellung ein. Als größter und mächtigster Banker seiner Zeit war er vor der Gründung der Notenbank eine Art letztinstanzlicher
     Kreditgeber der Vereinigten Staaten. Die Panik, die er erbte, begann in einer Reihe von kaum regulierten, stark verschuldeten
     Geldinstituten, den Vorläufern des heutigen Schattenbankwesens. Wie die Investmentbanken des 21. Jahrhunderts waren diese
     sogenannten »Investment-Trusts« zu Morgans Zeit eine undurchsichtige Angelegenheit.
    Die Panik brachte einige kleinere Akteure zu Fall und traf schließlich die große Knickerbocker Trust Company. Von dort breitete
     sie sich rasch aus und drohte, andere Banken und Trusts im verworrenen Geflecht der Finanzwelt zu vernichten. Morgan war nicht
     in der Lage, Knickerbocker zu retten, doch er beschloss, einen Schlussstrich zu ziehen, ehe die Panik ein weiteres angeschlagenes
     Finanzunternehmen, die Trust Company of America, erreichte. Die Krise tobte einige Tage lang und erreichte schließlich an
     einem Samstag in einer Versammlung ihren Höhepunkt, zu der Morgan die New Yorker Finanzgrößen in seine Bibliothek einlud.
    Morgan forderte die Anwesenden auf, sich mit vereinten Kräften hinter die Trust Company of America zu stellen. Die Banker
     weigerten sich zunächst, und die Verhandlungen zogen sich bis in |154| die späten Abendstunden des Samstags hin. Als die Banker aufbrechen wollten, sperrte Morgan die Tür ab und steckte den Schlüssel
     ein. Dann stellte er ihnen ein Ultimatum: Sie hatten die Wahl, entweder dem Trust unter die Arme zu greifen oder in der Panik
     nach dessen Konkurs mit unterzugehen. Wie so oft setzte Morgan seinen Willen durch: Als sich die Banker schließlich am Sonntagmorgen
     um 4.45 Uhr auf den Nachhauseweg machten, hatten sie eine Unterstützungserklärung unterzeichnet. Danach ebbte die Panik rasch
     ab. 25
    An einem ähnlichen Wochenende 101 Jahre später versuchte US-Finanzminister Henry Paulson ein ähnliches Husarenstück. Während
     sich Lehman Brothers und Merrill Lynch unaufhaltsam der Insolvenz näherten, rief er am Samstag, dem 13. September 2008, die
     New Yorker Finanzelite in den Büros der Federal Reserve in Lower Manhattan zusammen. Paulson erklärte

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