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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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den Vereinigten Staaten in andere Teile der Welt
     aus. Zunächst traf sie Länder, die zahlreiche Beziehungen mit den Vereinigten Staaten unterhielten, und breitete sich von
     dort zu Finanzunternehmen in Ländern an der Peripherie der Weltwirtschaft aus. Es handelte sich um einen klassischen Fall
     der Ansteckung, und das Bankensystem war der Überträger, über den die Subprimeprobleme weitergegeben wurden.
    Doch die Banken waren nicht der einzige Teil des Finanzsystems, der die Krise in alle Welt verbreitete. Auch die Aktienmärkte
     spielten eine wichtige, wenngleich etwas anders gelagerte Rolle. An dramatischen Wendepunkten der Krise brach der amerikanische
     Aktienmarkt ein, was wiederum Kursstürze an den Börsen von London, Frankfurt, Paris, Shanghai, Tokio und kleineren Handelsplätzen
     nach sich zog. Diese Ausbreitung hing unter anderem mit der starken gegenseitigen Abhängigkeit der internationalen Aktienmärkte
     zusammen. In einer Welt, in der Händler in Echtzeit jede Bewegung einer Börse auf der anderen Seite des Erdballs verfolgen
     können, springen Stimmungen leicht von einem Finanzplatz zum anderen über.
    Doch die zunehmende Synchronisierung ist nicht nur eine Folge des klassischen Herdentriebs, der dafür sorgt, dass ein Schock
     in einer Börse die Händler in einer anderen über die Klippe springen lässt. Als sich die Anzeichen der Krise mehrten, war
     die Börse vielmehr ein Überträger, über den Investoren ihre zunehmende Risikoscheu weitergaben, als sie sich von riskanten
     in sicherere Anlagen flüchteten.
    Die Ansteckung verbreitete sich vermutlich schneller, umfassender und synchronisierter durch die Aktienmärkte als je zuvor.
     Doch im Grunde war die Dynamik dieselbe wie vor mehr als 100 Jahren. Die Globalisierung der Finanzmärkte ist nichts Neues. |167| Schon im Jahr 1875 prägte Baron Karl Mayer von Rothschild angesichts der gleichzeitig einbrechenden Aktienmärkte das Bonmot
     »Die ganze Welt ist eine Stadt«. 6
    Schon in Rothschilds Tagen ging die Integration weit über die Aktienmärkte hinaus. Der Welthandel war bereits immens vernetzt
     und anfällig für Finanzkrisen. Daran hat sich leider nichts geändert. Nachdem die Panik im Jahr 2008 die Finanzmärkte austrocknete,
     verbreitete der Handel die Krise in alle Welt.
     
     
    Krankheitsüberträger
     
    Im 19. Jahrhundert war das Britische Empire die wirtschaftliche Supermacht, und wenn hier eine Finanzkrise ausbrach, erlitten
     die Handelspartner Kollateralschäden, weil etwa die Nachfrage nach Rohstoffen und Waren zurückging. Im 20. Jahrhundert traten
     die Vereinigten Staaten das britische Erbe an. Am Vorabend der Krise erwirtschafteten die Vereinigten Staaten rund ein Viertel
     des Weltinlandsprodukts. Aufgrund eines Leistungsbilanzdefizits von 700 Milliarden US-Dollar war ihr realer Anteil an der
     Weltwirtschaft sogar noch größer. Als das Land in eine schwere Rezession rutschte, waren die Auswirkungen in aller Welt zu
     spüren, von Mexiko über Kanada, China, Japan, Südkorea, Singapur, Malaysia und Thailand bis zu den Philippinen. China war
     besonders gefährdet, da ein großer Teil seines jüngsten Wachstums von Exporten in die Vereinigten Staaten abhing. Tausende
     chinesische Fabriken schlossen ihre Tore, und die Arbeitnehmer kehrten von den Städten aufs Land zurück. Sie waren Opfer einer
     Rezession auf der anderen Seite des Erdballs geworden.
    Die Auswirkungen der Krise in China beschränkten sich aber nicht auf die direkten Handelsbeziehungen. Viele Länder in Asien
     produzierten beispielsweise Computerchips und exportierten sie nach China, wo sie in Computer und Unterhaltungselektronik
     eingebaut und in die Vereinigten Staaten verkauft wurden. Als die |168| Krise in den Vereinigten Staaten begann, traf sie nicht nur China, sondern sämtliche Länder der Lieferkette. Eine »Entkopplung«
     war undenkbar: Die Volkswirtschaften Asiens hingen von einer Vielzahl direkter und indirekter Handelsbeziehungen zu den Vereinigten
     Staaten ab.
    Nach dem Konkurs von Lehman Brothers war die Entkopplung vollends unmöglich geworden. Zu einem der ersten Opfer gehörte die
     ansonsten recht langweilige Welt der Handelskredite. In der Regel geben Banken sogenannte »Akkreditive« aus, um zu garantieren,
     dass Güter, die sich beispielsweise auf dem Transport von China in die Vereinigten Staaten befinden, bei Ankunft bezahlt werden.
     Nachdem der Kreditmarkt in Folge der Lehman-Pleite austrocknete, stellten die

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