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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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Banken dieses Instrument nicht mehr zur Verfügung.
     Der Welthandel kam nahezu zum Erliegen, und zuvor weitgehend unbekannte Handelsindizes wie der Baltic Dry Index – ein Maß
     für die Frachtpreise – brachen um fast 90 Prozent ein. Kurz nach dem Konkurs von Lehman Brothers meinte ein Handelsexperte:
     »In den Häfen stapelt sich alles mögliche Zeug, das nicht ausgeliefert werden kann, weil die Leute keine Akkreditive bekommen.« 7
    Der Zusammenbruch des Welthandels, der mit der amerikanischen Rezession begann und sich mit der Lehman-Pleite verstärkte,
     war ohnegleichen und lässt sich nur mit der Weltwirtschaftskrise vergleichen. 8 Auf seinem Höhepunkt Anfang 2009 fielen die Exporte Chinas und Deutschlands im Vorjahresvergleich um 30 Prozent, und in Singapur
     und Japan sogar um 37 beziehungsweise 45 Prozent. Mit Ausnahme Chinas stürzten alle diese Länder in eine tiefe Rezession,
     und selbst China verzeichnete erhebliche Rückgänge seines Wirtschaftswachstums. Im Laufe der Krise ging das jährliche Wachstum
     von 13 auf rund 7 Prozent zurück und fiel damit unter das Niveau, das für China als tragbar gilt.
    Dies alles ereignete sich mit einer Geschwindigkeit, die viele Beobachter schockierte. »Die große Synchronisierung«, wie zwei
     Wirtschaftswissenschaftler der Organisation für Wirtschaftliche |169| Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) den Zusammenbruch des Handels nannten, 9 war eindeutig eine Folge der weltweiten Kreditklemme, doch diese Erklärung allein reicht nicht aus. Als sich die Lage zuspitzte,
     verhängten viele Länder trotz aller gegenteiligen Beteuerungen Einfuhrzölle und andere Handelsbarrieren, beispielsweise Auflagen,
     die Unternehmen dazu zwangen, bei staatlichen Projekten ausschließlich heimische Produkte zu verwenden. Diese Art der Handelskriege
     lähmte den Welthandel bereits zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise, und obwohl sie in der jüngsten Finanzkrise schwächer ausfielen,
     verhinderten sie eine Erholung des Welthandels.
    Schließlich verbreitete sich die Krise nicht nur auf Handels-, sondern auch auf Migrationsrouten. Als die Vereinigten Staaten
     und andere Industrienationen in die Rezession stürzten, schickten ausgewanderte Arbeitnehmer kein Geld mehr in ihre Heimatländer.
     Betroffen waren unter anderem Mexiko, Nicaragua, Guatemala, Kolumbien, Pakistan, Ägypten und die Philippinen, um nur einige
     wenige zu nennen. Viele Arbeitnehmer aus diesen Ländern hatten während des Immobilienbooms in den Vereinigten Staaten, Spanien
     oder Dubai Arbeit gefunden, und als die Spekulationsblasen platzten, versiegten auch ihre Überweisungen an die Familien in
     der Heimat. Dieser Rückgang der Geldsendungen ist nicht zu unterschätzen: In einigen zentralamerikanischen Ländern stammen
     bis zu 10 Prozent des nationalen Einkommens von den im Ausland arbeitenden Bürgern. 10 Auf diese Weise traf die Krise auch Länder, die nichts mit den verantwortungslosen Finanzpraktiken zu tun hatten.
    Zwar haben Handels- und Arbeitsbeziehungen oft eine Rolle bei der grenzüberschreitenden Ansteckung gespielt, doch noch wichtiger
     sind Rohstoffe und Währungen. Der Grund ist einfach: Die Preise für Rohstoffe und Währungen werden von den Weltmärkten bestimmt.
     Wenn der Preis für Öl oder Kupfer oder der Dollarkurs an einem Ort steigt, dann steigt er überall; und wenn er fällt, dann
     fällt er überall. Aus diesem Grund können plötzliche Veränderungen |170| der Rohstoffpreise und Wechselkurse eine weltweite Instabilität verursachen.
    Diese Integration reicht mindestens zwei Jahrhunderte zurück. Als beispielsweise im Jahr 1836 der Baumwollpreis in New Orleans
     in die Höhe schoss und mit der Panik des Jahres 1837 wieder abstürzte, waren die Folgen nicht nur in den Vereinigten Staaten,
     sondern in baumwollexportierenden Nationen in aller Welt zu spüren. Und als nach dem Börsencrash des Jahres 1929 die Preise
     für eine Reihe von Gütern um die Hälfte fielen, waren alle exportorientierten Volkswirtschaften betroffen. Als die Preise
     für Rohstoffe – von Kaffee über Baumwolle und Gummi bis zu Seide – einbrachen, beeinträchtigte dies die Volkswirtschaften
     Brasiliens, Kolumbiens, Niederländisch Ostindiens, Argentiniens und Australiens. Selbst die japanische Wirtschaft litt unter
     dem Zusammenbruch des Marktes für Rohseide. Die Finanzen dieser Länder gerieten unter Druck, und die Währungen verfielen,
     weil die Preise der ausgeführten Güter einbrachen.

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