Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft
selbst in diesem Fall wird
sich womöglich herausstellen, dass Mittel verschwendet oder ineffizient verwendet wurden.
Nach der herkömmlichen Haushaltsphilosophie nutzt die Regierung ihre Steuer- und Ausgabenpolitik, um der Wirtschaft aus der
Krise zu helfen. Doch Steuererleichterungen und öffentliche Investitionen sind lediglich ein erster Schritt. Die Regierung
hat noch zahlreiche andere, subtilere, aber auch kostspieligere Möglichkeiten.
Auf zur Rettung
Der Staat kann selbst Geld ausgeben, er kann aber auch für das Geld anderer bürgen. Weil diese Bürgschaften im Endeffekt häufig |224| Steuergelder kosten, sind auch sie haushaltspolitische Maßnahmen im weiteren Sinne. Zur Bekämpfung der jüngsten Krise wurden
auch Bürgschaften in alter und neuer Form eingesetzt.
Die gängigste staatliche Bürgschaft schützt die Einlagen von Privatanlegern vor dem Run auf eine Bank. Diese Idee geht auf
das 19. Jahrhundert zurück, obwohl es in den Vereinigten Staaten erst seit 1933 eine staatliche Einlagensicherung gibt. Dem
gingen einige gescheiterte Versuche voran. Von 1866 bis 1933 erörterte der Kongress rund 150 Gesetzesvorschläge zur Einlagensicherung. 9 Manche sahen vor, dass Banken Garantieerklärungen, also eine Art Versicherung durch Dritte, erwarben. In anderen sollte die
amerikanische Regierung direkt für die Einlagen bürgen. Wieder andere forderten einen gemeinsamen Sicherungsfonds, der die
Ansprüche der Sparer befriedigen würde.
In der Weltwirtschaftskrise führten die Vereinigten Staaten schließlich eine Einlagensicherung ein, die eine Mischung aus
einem Sicherungsfonds und einer staatlichen Bürgschaft darstellte. Die Versicherung wurde in den ersten Wochen des New-Deal-Programms
erdacht und gegründet. Die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) war eine Bundesbehörde, die Einlagensicherungsfonds
von Geschäftsbanken und Spar- und Darlehenskassen verwaltete und als solche nicht von Steuergeldern abhängig. Stattdessen
lebte sie von den Beiträgen der Geschäftsbanken. Diese flossen in einen Fonds, der Sparer einer bankrotten Bank schadlos hielt.
Die Regierung stellte die Mitarbeiter und verwaltete die Behörde, die auch über die Gesundheit der Banken wachte und zahlungsunfähige
Institute abwickelte oder ihre Übernahme durch besser kapitalisierte Banken arrangierte. Eine ähnliche Einrichtung – die Federal
Savings and Loan Insurance Corporation (FSLIC) – wurde 1934 als Einlagensicherungsfonds für Sparkassen gegründet.
Beide Stellen arbeiteten ohne Probleme, bis die FSLIC in den achtziger Jahren durch den Zusammenbruch von über tausend Spar-
und Darlehenskassen überfordert war. 10 Sie wurde selbst zahlungsunfähig, von der FDIC übernommen und mit Steuergeldern |225| in Höhe von 153 Milliarden US-Dollar rekapitalisiert. Wie dieser Zwischenfall demonstriert, kann eine systemische Krise die
Reserven, die für die Pleite eines einzelnen Geldinstituts zurückgelegt wurden, leicht übersteigen. Die US-Regierung hätte
natürlich auch untätig zusehen können, wie die Einleger ihr Geld verloren. Sie entschied sich aber dagegen, weil sich die
Regierung inoffiziell für die Integrität dieser Fonds verbürgt hatte und ein Run auf die Sparkassen solvente wie insolvente
Geldinstitute in den Ruin hätte treiben können.
Diese Episode beschwor das Schreckgespenst des Moral Hazard herauf. Als der Staat den Sparkassen aus der Patsche half, signalisierte
er, dass er bei Bedarf auch künftig eingreifen würde. Die Bankmanager mussten also keinen Ansturm zorniger Sparer fürchten,
und diese mussten sich keine Sorgen um ihr Geld machen. Solange eine Bank über die FDIC versichert war, waren die Einlagen
sicher. Nichts anderes sagte die FDIC, als sie verkündete, dass die unter ihrem Schutz stehenden Einlagen »durch die uneingeschränkte
Kreditwürdigkeit und Steuerhoheit der Regierung der Vereinigten Staaten gestützt« würden. 11
Diese Garantie wurde 2008 und 2009 erneut zum Thema. Vor der Krise waren bei der FDIC Einlagen bis zu 100 000 US-Dollar versichert.
Ähnliche Garantien gab es auch in anderen Ländern, wobei die Obergrenze variierte. Leider waren nicht alle Einlagen durch
diese Programme abgedeckt, denn die Guthaben vieler Kunden überschritten den Höchstbetrag. Allein in den Vereinigten Staaten
waren über 40 Prozent der Einlagen nicht versichert und damit gefährdet – eine Tatsache, die durch den Ansturm auf
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