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Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Titel: Das Ende des Himmels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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Besatzung sind fast sämtliche Fertigkeiten vertreten, die wir brauchen, und nur das zählt. Uns war von Anfang an bewusst, dass wir noch einiges organisieren müssen, wenn wir es bis hierher geschafft haben.«
    »Und dann legen wir uns alle in die Särge?«, fragte sie.
    »Noch nicht«, antwortete er. »Du musst uns zur Saat bringen, aus der der neue Dachgeist wachsen wird. Natürlic h ist er darauf programmiert, nur mir zu gehorchen. Aber ihr müsst euch keine Sorgen machen. Ich werde ihn anweisen, ein neues Habitat für uns zu schaffen, das den Stern auf einer eigenen Umlaufbahn umkreist. Wir müssen nur dafür sorgen, dass wir unserer neuen Heimat nahe genug sind, wenn wir aus dem Kälteschlaf erwachen.«
    Stolperzunge schlief ein paarmal, vermutlich aber nicht sehr lange. Er befürchtete, Fieber zu bekommen. Manchmal fühlte es sich an, als würde eine Riesenhand ihn wieder gegen seine Liege drücken. Und dann vermittelte sein Körper ihm die erschreckende Empfindung, in die Tiefe zu stürzen. Wenn das geschah, schloss er die Augen und versuchte all die schlimmen Dinge zu verdrängen, die ihm durch den Kopf gingen.
    Wenn er schlief, träumte er meistens von den Menschen, die er auf der Oberfläche zurückgelassen hatte. Alles schien so falsch zu sein. Sie hatten ein gutes Leben gehabt, sie hatten gejagt und schließlich voller Liebe ihr Fleisch hergegeben, damit andere heimkehren konnten. Wenn jemand gerettet werden sollte, dann sie und nicht jene, die jahrhund ertlang über die Mühen des Stammes gelacht hatten. Do ch se lbst er wusste, dass es für ihn nun keine Möglichkeit meh r gab, zu ihnen zurückzukehren. Wie ungerecht! Indrani musste ähnlich empfinden. Manchmal hielt sie für einen Moment mit ihrer Arbeit inne, um ihn anzusehen. In ihrem Gesicht sah er nur Erschöpfung und Scham.
    »Wir sind fast da«, teilte Dharam ihr triumphierend mit. Stolperzunge sah, wie er Indrani musterte, wie seine Blicke über ihren Körper glitten. »Wir werden in einen Orbit um die Saat gehen, und dann kannst du dich an der Seite deines Babys schlafen legen. Wenn wir aufwachen, haben wir ein nagelneues Dach. Ein Dach, das nicht selbst entscheidet, wessen Befehle es befolgen möchte! Oh nein! Meine … unsere Zivilisation wird endlich die Einigkeit erlangen, die sie benötigt, um gedeihen zu können.«
    Sie ging nicht darauf ein, sondern blickte nur auf den Bildschirm. Schließlich sagte sie: »Ich sehe sie. Die Saat.«
    Ein schwarzer Würfel schwebte im Raum. Er war nur sichtbar, weil er das Licht der vielen Tausend Sterne dahinter ausblendete.
    »Seltsam«, murmelte sie. »Das Ganze sieht … irgendwie verschwommen aus.«
    »Das liegt am Bildschirm«, sagte ein Mann, den die anderen als Dr. Narindi ansprachen. »Auf unseren primitiven Sensoren dürfte sich Staub abgelagert haben.«
    »Dann müssten auch die Sterne verschwommen sein«, warf Indrani ein. »Wir müssen es uns genauer ansehen. Hundertfache Vergrößerung!« Der Bildschirm gehorchte, und ein feiner Nebel wurde sichtbar, der sich bei weiterer Vergrößerung zu winzigen Tröpfchen auflöste. Es waren Millionen kugelrunde Gebilde.
    »Wasser?«, fragte jemand.
    Stolperzunge hatte das Gefühl, dass es im Schiff plötzlich kälter wurde.
    »Schleim«, sagte er laut.
    »Unmöglich!«, rief Dharam. »Das Virus wurde so konstruiert, dass es im Vakuum nicht überleben kann! Es wurde sabotiert! Wir …«
    Er verstummte, und sein Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel, dass ihm plötzlich klar geworden war, etwas sehr Dummes gesagt zu haben. Stolperzunge hatte keine Ahnung, was das sein könnte. Die anderen Leute jedoch starrten ihn mit offenem Mund an.
    Ein Mann mit grauem Bart flüsterte: »Woher weiß er, wie das Virus konstruiert wurde?«
    »Er hat gesagt, dass Aliens das Dach damit infiziert haben«, fügte eine Frau hinzu.
    »Später hat er die Rebellen dafür verantwortlich gemacht. Aber warum sollten sie so etwas tun? Sie verehren das Dach!«
    »Ich …«, setzte Dharam an. »Ich habe nur spekuliert. Natürlich habe ich das Zeug nicht hergestellt! Ich meine … Ich wollte damit sagen …«
    Indrani schlug ihm ins Gesicht, und sein Kopf wurde z urückgeworfen. Kleine Blutstropfen kamen aus seinem rechten Nasenloch und umkreisten seinen Kopf.
    Alle schrien gleichzeitig los – einige, wie Dr. Narindi, voller Entsetzen, weil ihr Plan, den Niedergang des Daches zu überleben, mit der Infektion der Saat gescheitert war. Andere brüllten vor Wut, und mehrere schoben sich

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