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Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Titel: Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Klausnitzer
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sogar in Echtzeit – allgemein zugänglich, tauschen sie mit anderen aus und sind an ihrer Analyse interessiert. Die Daten werden ein Teil ihres digitalen, sozialen Profils.
    Für Kevin Kelly, einem der beiden Gurus der Bewegung, ist völlig klar, dass diese Form der Selbstvermessung die neue Normalität wird. Die Technologie hilft uns, unseren Körper und unser Leben zu vermessen. Wir versehen unsere Körper und unsere Umwelt mit Sensoren, um sie quantifizierbar zu machen. Und so wie in der Wissenschaft nur zählt, was wir messen können, wird auch unser persönliches Leben eine Sache der Vermessbarkeit. „Dieses Jahrhundert“, sagte Kelly schon 2008, „wird ein Marsch in Richtung Quantifizierbarkeit aller Aspekte – der externen wie der internen – unseres persönlichen Lebens. Und innerhalb dieser Bewegung entstehen eine völlig neue Industrie, eine neue Wissenschaft und sogar ein völlig neuer Lifestyle. Aus dieser Vermessung des gesamten Lebens werden neue Business-Möglichkeiten, neue Tools und ein neues Denken entstehen. Manche nennen es ,Lifelogging‘. Das wird die neue Normalität sein.“ 30
    Fünf Jahre nach dieser Prognose stehen wir am Beginn von Big Data und viele der von Kevin Kelly angesprochenen Veränderungen sind schon voll im Gang: Wir beschäftigen uns mit immer personifizierteren Formen der Medizin und beobachten einen individualisierteren Umgang mit all unseren Ressourcen von Umwelt bis Energie. In diesem Umfeld werden auch die auf den ersten Blick vielleicht trivial wirkenden Apps Teil eines größeren Bildes, meint Kelly. Sie werden Teil eines neuen Stadiums wissenschaftlicher Methode, Teil unserer evolutionären Entwicklung. Und Kevin Kelly behält – wie es scheint – recht. So wie im Übrigen mit den meisten seiner Thesen rund um das Verhältnis von Mensch und Technologie.
    Geplagt von der Unfinanzierbarkeit unseres Gesundheitssystems in seiner derzeitigen Form, verfolgen Regierungen und Gesundheitsbehörden die Entwicklung des Do-It-Yourself-Monitorings sowie den damit verbundenen freiwilligen und offenen Austausch von Daten, die bisher als extrem privat galten, mit großem Interesse. Die Quantified-Self-Vertreter sind Aktivisten eines neuen Umgangs mit persönlichen Informationen. Durch ihre manchmal fast aggressive Annäherung an die eigenen, höchstpersönlichen Messwerte und deren Verwendung machen sie aber auch klar, wem diese Daten gehören und wer der Einzige ist, der darüber entscheiden darf, wie damit umgegangen wird: immer nur das Individuum, von dem diese Daten stammen.
    Drastische Veränderungen der Anforderungen an Ärzteschaft und Pharmaindustrie durch einen neuen Typ von Patienten zeichnen sich ab. Darin wittert die Gesundheitspolitik Chancen zur Neuordnung etablierter Verhaltensweisen. So spricht der britische Gesundheitsminister Andrew Lansley von der Möglichkeit, dass „Innovation und Technologie das Gesundheitssystem revolutionieren können. Wir prüfen, wie der nationale Gesundheitsdienst entsprechende Apps zum Nutzen der Patienten einsetzen und über die praktischen Ärzte kostenfrei verschreiben lassen kann.“ In einem Wettbewerb stellte sein Ministerium 500 Gesundheits- und Selbstvermessungs-Apps auf eine eigene Plattform und ließ sie von Bürgern und einer Fachjury testen und bewerten. 31
    Nicht nur im Gesundheitswesen, auch in vielen anderen Bereichen, in denen die Veränderung des gesellschaftlichen Bewusstseins einen deutlichen Einfluss auf den Umgang mit Ressourcen hat, werden Gruppen wie Quantified Self wichtige Vorreiterrollen übernehmen können. Dabei stehen Umweltbewusstsein und Energiesparen – wie Kelly es prophezeit hat – oft im Vordergrund. Und die Experimente der Self Tracker können in Verbindung mit neuen, smarten Technologien und begleitenden wissenschaftlichen Evaluierungen für diese Themen mehr bewegen als viele halbherzige Kampagnen.
    Der Deutsche Florian Schumacher hat die amerikanischen Gründer 2011 auf der Quantified-Self-Europa-Konferenz 2011 kennengelernt. Schumacher war, wie er mir erzählte, so beeindruckt, dass er beschloss, die „Show & Tell“-Praxis, bei welcher die persönlichen Erfahrungen mit der Erfassung und Reflexion persönlicher Daten regelmäßig mit anderen ausgetauscht werden, in Deutschland einzuführen. „Zu diesem Zweck organisiere ich die Treffen in Berlin und München, vernetze die lokalen Communitys und unterstütze Organisatoren in anderen Städten beim Aufbau ihrer Gruppen. Darüber hinaus bin

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