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Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Titel: Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Klausnitzer
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Vorgänge besser nachvollziehen zu können.
    Für viele ist das Ziel, ihr Leben nicht dem Zufall zu überlassen, sondern es besser zu verstehen und zu beeinflussen, ein ausreichendes Motiv, um sich dem oft mühsamen Prozess der Selbstbeobachtung zu unterziehen. Über 90 Gruppen weltweit haben sich der Quantified-Self-Bewegung inzwischen angeschlossen. In immer mehr Städten der Welt treffen sich immer mehr Menschen bei „Quantified Self Show & Tell“-Treffen, um persönliche Erfahrungen rund um die Selbstbeobachtung auszutauschen und auch, um sich mit Anbietern und Entwicklern von Self-Tracking-Produkten zu vernetzen. 26
    Cristian Monterroza aus New York zum Beispiel hatte das Gefühl, dass ihm das Leben unter der Hand zerrann. So begann er, zunächst mit sieben unterschiedlichen Apps, zu beobachten und aufzuzeichnen, was er den ganzen lieben Tag lang so trieb. 24 Stunden lang, Minute für Minute, Tag für Tag. Inzwischen hat er sich eine eigene App gebaut, die ihn dabei unterstützt.
    Ein Jahr lang machte die New Yorkerin Sharla Sava jeden Tag ein Foto von sich, um daraus eine Dokumentation über sich selbst zu erstellen. Rob Shields aus Portland übertraf das noch bei Weitem. Er war ebenfalls daran interessiert, sein Leben zu dokumentieren, entschloss sich aber, jede Minute ein Bild aufzunehmen. Er verwendete Picasa, das Bildbearbeitungsprogramm von Google, das auch über eine Gesichtserkennungsfunktion verfügt. Damit konnte er dann jede beliebige Kombination an Erinnerungen zusammenstellen. Wo habe ich mit meiner Frau in diesem Jahr überall Sushi gegessen? An welchen Plätzen war ich mit welchen Menschen am Weihnachtstag des letzten Jahres? Lückenlose fotografische Erinnerung, in jeder beliebigen Zusammenstellung abrufbar. 27
    Extreme Self Tracker wie die Amerikanerin Alexandra Carmichael, die eineinhalb Jahre lang jeden Tag 40 Parameter ihres Körpers, vom Blutdruck bis hin zur Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs gemessen und ausgewertet hat, sind zwar die Ausnahme, aber der Trend zur intensiven Selbstbeobachtung als neuer Lifestyle nimmt deutlich zu. 28
    Jede Woche entstehen irgendwo auf der Welt neue Quantified-Self-Gruppen. In Peking hat sich 2012 die erste chinesische Gemeinschaft etabliert. Die Gründungsveranstaltung fand im Tsinghua University Science Park in Peking statt, eines der Eröffnungsreferate hielt Seth Roberts, der früher an der kalifornischen Universität von Berkeley geforscht und unterrichtet hatte. Er ist selbst ein Pionier der Eigenbeobachtung. Schon 2004, lange vor der Gründung der QS-Bewegung, veröffentlichte er zu seinen Selbstversuchen den Fachartikel „Self-Experimentation as a Source of New Ideas: Ten Examples about Sleep, Mood, Health, and Weight“. 29
    Grundsätzliches Ziel von Quantified Self ist die Messung täglicher Aktivitäten und die Speicherung der damit zusammenhängenden Daten, um daraus Informationen zu gewinnen, die zum besseren Verständnis und zur Optimierung des eigenen Verhaltens führen können. Viele der Quantified-Self-Fans sind überzeugt, dass es ihnen gelingt, durch die Herrschaft über ihre Daten ihr eigenes Leben besser im Griff zu haben. Der Fokus der kontinuierlichen Datenmessung kann bei extremen Anwendern sehr breit gefasst sein und praktisch alle verfügbaren Werte im Zusammenhang mit den täglichen Aktivitäten umfassen oder sich auch nur auf einen einzigen Aspekt, wie etwa den Stromverbrauch in der eigenen Wohnung oder den Benzinverbrauch beim Autofahren, konzentrieren.
    Die Tatsache, dass Menschen Umstände, die sie selbst betreffen, und alles, was ihren physischen oder psychischen Zustand angeht, genau vermessen und aufzeichnen, ist nicht neu. Die Geschichte ist voll von akribischen Tagebuchverfassern. Meist waren es subjektive Beobachtungen oder mit einfachen Geräten gemessene Werte, die in diesen Tagebüchern oder auch bloßen Listen festgehalten wurden. Sie waren aber, mit wenigen Ausnahmen, nur dem Verfasser und seiner engsten Umgebung zugänglich. Äußerst selten wurden diese persönlichen Daten statistisch relevant ausgewertet und mit anderen Daten verglichen.
    Neu an der Quantified-Self-Bewegung ist die Dimension, die durch zeitgemäße technologische Tools eröffnet wird. Daten werden durch eine Vielzahl unterschiedlicher Sensoren gemessen und automatisch aufgezeichnet. Das ermöglicht verlässliche Datenreihen. Außerdem verstecken die Self Tracker ihre Ergebnisse nicht in geheimen Tagebüchern, sondern machen sie – manchmal

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