Das Ende eines Dämons
meinen Plänen.« Er wurde ernst. »Aber bedenke eines: Wenn du Männer ausschickst, wird man sie vielleicht fangen und foltern. Laß sie losziehen, ohne daß sie euer Versteck am See Theaur kennen.«
5.
Mit fast zweihundert Caer, die sich in Coraux gesammelt hatten, ritten O’Braenn und Daelin, der immer mehr die Stelle des alten Corwyn einnahm, ohne daß es O’Braenn recht bewußt wurde, weiter westwärts.
Sie umritten Grevine, eine kleine Ortschaft an der Straße nach Burg Anbur. Dahinter stellten sie eine Schar von drei Dutzend Caer, die sich auf einem Patrouillenritt befanden.
Sie zeigten erst keine große Bereitschaft, sich O’Braenns Heerschar anzuschließen. Sie kamen von Burg Anbur und berichteten von einem Priester mit Namen Coeryl, der dort lebte und Tag und Nacht neue Beschwörungen ersann und mit Dämonen und Geistern verkehrte. Er war aber harmlos und kam kaum heraus, wenn ihm regelmäßig zu essen gebracht wurde. Das taten die Bauern von Grevine. Und in Grevine ließ es sich ganz gut leben. Ruhige Leute, die sich fügten, wenn man sie halbwegs menschlich behandelte, üppige Weiber, die inzwischen gut gelernt hatten, ihren Besatzern ohne viel Gezeter gefällig zu sein, und was das beste war: keine Dämonenstatuen, keine Teufelsherrschaft wie in so vielen anderen Orten.
Da O’Braenn keine Gerüchte über seinen Marsch nach Darain gebrauchen konnte, wäre es zu riskant gewesen, die Männer zurückzulassen. Sie fügten sich rasch in das Unvermeidliche, als sie vernahmen, wer ihr neuer Anführer war.
Gomre, ein Ort nahe der tainnianischen Grenze, lag verlassen.
O’Braenn war neugierig genug, eine Abteilung seiner Männer hinzuschicken.
Sie fanden ein halbes Hundert Tote - Ugaliener in der Hauptsache, aber auch Caer. Und zwei Priester.
Sie waren allesamt an Gift gestorben.
Neben den Priestern lag eine schwarze steinerne Dämonenstatue. Sie war zerschlagen worden, und Splitter lagen in weitem Umkreis.
»Wir sind nicht die einzigen, die Erfolg hatten«, stellte Daelin fest.
»Als wir als Eroberer in dieses Land kamen und mit Hilfe der Priester und ihrer Magie Sieg um Sieg errangen, war es eine großartige Sache«, sagte O’Braenn. »Für eine Weile wenigstens… bis uns klar wurde, daß es kein Caer-Imperium sein würde, das wir schufen, sondern ein Dämonenreich, in dem wir alle Sklaven sein würden, Eroberer wie Eroberte. Vielen wird das nun klar. Aber es braucht seine Zeit, bis der Sieger sich auf eine Stufe stellt mit dem Besiegten. Ich weiß es aus meiner Sicht. Vielleicht bedarf es dazu solcher Niederlagen, wie ich sie erlitt.«
»Oder einer Gelegenheit, die Wahrheit zu sehen. In allen Städten und Dörfern Ugaliens und Tainnias und großen Gebieten Dandamars macht der Dämonenkult Sklaven aus Menschen jeden Ranges und jeden Volkes. Es gibt überall solche, die sich auf die Seite der Macht schlagen, und solche, die der Macht dienen aus Furcht. Aber es gibt, den Göttern sei Dank, auch viele, die kämpfen, wenn sich eine Chance bietet. Und noch sind die Priester und ihre Teufel nicht allmächtig.«
»Aber was geschehen muß, muß rasch geschehen, Daelin. Das sagen die Zeichen. Dieser ugalienische Priester ist solch ein Zeichen. Der Dämonenkult wird bald nicht mehr nur ein Kult der Caer sein, sondern überall wuchern. Es wird überall Amorats geben, und von Göttern wie Godh und Erain und Carion und Imrirr wird niemand mehr etwas wissen…«
»Mögen die Götter geben, daß Nottr in Darain siegreich ist«, sagte Daelin beschwörend.
»Ja«, erwiderte O’Braenn. »Es könnte der Beginn eines großen Krieges… eines wirklichen Krieges gegen die Finsternis sein.«
Kurz vor der tainnianischen Grenze stießen sie auf eine Schar von fünf Dutzend Caer, die Gomre besetzt gehalten hatten. Ihr Anführer, Aechyn, seines Ranges ein Unterführer, der gewohnt war, zu befehlen und eigene Entscheidungen zu treffen, hatte den Aufstand geplant. Ein junger ugalienischer Akolyth hatte das Gift einer Beere in den Opferwein getan. Die Caer hatten die Tempelsklaven überwältigt und den Verlauf der Aktion abgewartet. Als sie sahen, daß die Priester starben und die Bewohner von Gomre haßerfüllt über die Tempeleinrichtungen und die steinernen Idole herfielen, zogen sie sich aus dem Ort zurück und ließen die Ugaliener gewähren.
Damit wuchs O’Braenns Schar fast auf dreihundert.
In Tainnia war der Haß auf die Caer und ihre Priester spürbar größer. Für Tainnia war es ein Bruderkrieg.
Doch
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