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Das Ende ist mein Anfang - Ein Vater ein Sohn und die grosse Reise des Lebens

Titel: Das Ende ist mein Anfang - Ein Vater ein Sohn und die grosse Reise des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiziano Terzani
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„Ab sofort verzichten wir auf alles Überflüssige und essen nur noch die Hälfte!“Die Leute würden es tun, Folco. Die Hälfte der Jugendlichen würde ihr Handy begeistert in den See werfen, um etwas Besseres dafür zu bekommen. Doch nach einer Weile würde sich herausstellen, dass das Handy eigentlich doch ganz praktisch war; und dass der See verschmutzt ist … So ist das, ja, genau so.
    FOLCO: Was war in China eigentlich geschehen? Nur in ganz groben Zügen... 1949 ergreift Mao die Macht...
    TIZIANO: Hör mal, Folco, ich kann jetzt nicht unsere letzten gemeinsamen Gespräche damit verplempern, dir die Geschichte Chinas zu erzählen. Entweder du weißt, was da los war, oder du weißt es eben nicht!
    Also, 1969 beginnt die Kulturrevolution. Ihr Ziel ist es, die Vergangenheit zu zerstören, damit ein neues China entstehen kann. Es kommt zu dem furchtbaren Wüten der Rotgardisten und zu einer allgegenwärtigen Repression. Es genügte, ein Buch zu besitzen, das nicht von der Partei zugelassen war, um als Konterrevolutionär und Revisionist angeklagt und für Jahre zur lao gai in ein Arbeitslager geschickt zu werden.
    Überleg mal, was diese jungen, hirnlosen Bilderstürmer alles zerstört und niedergebrannt haben! Es war ein einziger Wahnsinn! Sie drangen in die Tempel ein, in die Wohnungen der Dichter, aber auch in die der ganz normalen Leute und machten alles kaputt, ihre Arbeit, all die schönen Gegenstände, die sie besaßen. Der Gedanke, das Alte behindere das Neue, war ideologisch zwar vertretbar, und Mao hatte auch durchaus recht, dass in den Tempeln unendliche Reichtümer angehäuft waren und immens viel Geld verschwendet wurde für die Beleuchtung der Götzen und den Unterhalt der Mönche, die nicht arbeiteten, während die Bevölkerung schuften musste. Aber das Alte war doch wunderschön, verdammt noch mal! Wenn man durchs Land reiste, konnte man in einem gottverlassenen Dorf auf eine verbarrikadierte, eingestaubte Pagode treffen und … Weißt du noch, Folco, als wir beide auf dem Weg zu den Gräbern der Qing-Kaiser die Tür einer solchen Pagode öffneten und plötzlich vor einem zwanzig Meter hohen Buddha mit achtundvierzig Armen standen? Da sagst du dir doch: Mein Gott, das ist also das Alte, was Mao vernichten wollte, weil er meinte, es fessle das Land an seine Vergangenheit! Dabei sind das doch Chinas Wurzeln! Ohne das wäre China nicht mehr China!
    Tatsächlich ist China nicht mehr China, seit Mao, dieser Kriminelle, die Wurzeln jener uralten Kultur ausgerissen hat. Statt einen chinesischen Kommunismus zu entwickeln, hat er versucht, alles, was chinesisch war, zu vernichten und eine vollkommen neue Gesellschaft aufzubauen. Der reinste Horror! Damit hat Mao China zerstört, denn welche Weltanschauung dort heute herrscht, siehst du ja.
    Was uns bei unserer Ankunft interessiert hatte, war also vor allem die maoistische Politik gewesen, doch schon sehr bald änderte sich das. Maos China interessierte mich nicht mehr. FOLCO: Der Kommunismus interessierte dich nicht mehr? TIZIANO: Nein. Schluss, aus. Als Lösung für die Probleme der Menschheit war diese Formel endgültig gescheitert.
    In China begann meine große Krise. Ich begriff, dass ich in eine Falle geraten war. In Vietnam hatte ich das schon geahnt, doch das war mitten in der Revolution gewesen, weißt du, in diesem riesigen Durcheinander …
    Es war der Anfang vom Ende. Seitdem habe ich keinen wirklich politischen Artikel mehr geschrieben. Die Politik interessierte mich nicht mehr. Ich hatte begriffen, dass Politik keine Lösung sein kann.
    FOLCO: In China hat dich der Sozialismus also endgültig enttäuscht?
    TIZIANO: Ja. Aber vor allem hat mich die Politik selbst enttäuscht. Als Instrument zur Veränderung taugt sie einfach nichts. Der Versuch, auf die „Materie“, also auf die Gesellschaft eines Landes einzuwirken, bringt die Menschen keinen einzigen Schritt voran. Im Gegenteil, er wirft sie zurück in Elend und Zerstörung, Schmerz und Tod.
    Da hieß es nun nachdenken. War ich vom Maoismus enttäuscht, oder musste ich nicht vielmehr zur Kenntnis nehmen, dass es unmöglich war, einen neuen Menschen zu schaffen? Dass diese Idee selbst eigentlich ein Frevel ist?
    Die Wahrheit ist, dass man gegen die menschliche Natur herzlich wenig tun kann. Der Mensch ist Individualist, Egoist. Er ist nicht bereit, eine Begrenzung seiner Rechte zu akzeptieren, er will tun, was ihm passt, das muss man einfach zur Kenntnis nehmen. Und wenn du allen die

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